Das Spaghetti-Eis im Exklusiv-Interview
Jetzt rede ich!
von Sebastian BütowDas Jahr 1969 hat in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben. Man denke nur an die Mondlandung, Woodstock oder die sexuelle Revolution. In diesem legendären Sommer betraten auch Sie erstmals die Bühne.
Allerdings. Eine Eisspezialität, die aussieht wie eine Portion Spaghetti, das ist und bleibt genial. Auch heute begehren mich die Leute, egal ob jung oder alt. Es gibt mich sogar als Fertigprodukt in der Tiefkühltruhe.
Wer hat Sie eigentlich erfunden?
Als mein Schöpfer gilt Dario Fortanella aus Mannheim. Er war damals 17 Jahre alt und tüftelte als Sohn eines italienischen Eisdielenbesitzers und einer Deutschen an neuen Eisspezialitäten. Er verwendete eine gekühlte Spätzlepresse, um das Vanilleeis wie Spaghetti aussehen zu lassen. Darios Vater war zuerst dagegen; er hatte Zweifel, ob man das den Kunden wirklich anbieten könne. Tatsächlich haben schon Kinder geweint, als ich ihnen serviert wurde, weil sie sich auf Eis gefreut hatten und dachten, sie müssten jetzt Nudeln essen (lacht). Aber: Sie können sich nicht vorstellen, wie begeistert die Menschen von mir waren. Blitzschnell kopierten andere Eiscafébesitzer die Idee, nicht nur in Deutschland.
Warum hat sich Fortanella seine Erfindung nicht patentieren lassen?
Das ist eine sehr berechtigte Frage! Fortanella hat vielleicht eine Chance liegen lassen, aber er war jung und wohl selbst überrascht, wie rasant ich zum Hit wurde.
Was macht Fortanella heute?
Dario Fortanella ist ein erfolgreicher Gastronom, besitzt mehrere Cafés in Mannheim und beliefert unter anderem Spitzenköche mit seinem wirklich hervorragenden Eis. Experimentieren tut er immer noch gern: Er hat Sorten wie Kurkuma-Ingwer und Gorgonzola-Mascarpone entwickelt. Gelegentlich hat er auch Fernsehauftritte: In der TV-Sendung „Galileo“ auf ProSieben war er schon einige Male als Koryphäe in Sachen Eis zu sehen.
Viele regen sich darüber auf, dass die Kugel Eis gefühlt jedes Jahr teurer wird. Finden Sie die Kritik berechtigt?
Ach wissen Sie, die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Eissorten an der Theke. Weil Eisdielen zwischendurch geschlossen sind, fällt der Preisanstieg hier vielleicht mehr auf. Vergessen Sie nicht, dass das Eisgeschäft nur saisonal stattfindet und stark wetterabhängig ist. All das muss mit einkalkuliert werden. Unterm Strich bleibt ein durchschnittlicher Gewinn von rund zehn Prozent vom Verkaufspreis.
Auf welche Eistrends dürfen wir uns diesen Sommer freuen?
Immer mehr Menschen wollen wissen, was drin ist. Deshalb gilt: je natürlicher, desto besser! Künstliche Aroma- oder Farbstoffe sind out. Auf der Eismesse wurden Sorten wie Mozzarella- oder Tomateneis vorgestellt. Die Klassiker wie Vanille und Schokolade bekommen es also immer mehr mit verspielten Varianten zu tun, die erst einmal befremdlich klingen. Es gibt sogar Currywurst-Eis!
Ganz allgemein werden High-Protein-Produkte immer beliebter, und dieser Trend wird sich auch beim Speiseeis bald mehr bemerkbar machen. So ein „Sportler-Eis“ enthält dann auch deutlich weniger Fett und Zucker.
Wie sieht es mit Eis für Veganer aus?
Der Verband „Uniteis“, eine Vereinigung italienischer Speiseeishersteller in Deutschland, kürte die neue Sorte „Veganuss“ zur Eissorte des Jahres. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine raffinierte Haselnusskreation, die dem Vegan-Trend gerecht wird.
Spaghetti-Eis, wir danken Ihnen für das Gespräch.