10 Fragen an Johann von Bülow
von Sebastian BütowVon Bülow? Ja, der 48-Jährige hat tatsächlich eine entfernte verwandtschaftliche Verbindung zu Loriot. In der Samstagabend-Krimireihe »Herr und Frau Bulle« (vierte Episode seit Kurzem in der ZDF-Mediathek) glänzt von Bülow als fettnapfaffiner Fallanalytiker Heiko Wills. Endlich mal eine neue Farbe im Krimi-Einheitsbrei, lobten die Kritiker vor allem von Bülow für sein komödiantisches Talent. Nur vor der Kamera oder auf der Bühne stehen? Das reicht ihm nicht, er zählt auch zu den angesagtesten Hörbuch-Vorlesern.
- Sie bereichern den Cast der dritten Staffel von »Das Boot«, einer hochgelobten internationalen Produktion, die in mehr als 100 Länder verkauft wurde. Auf welche Produktionen mit Ihnen dürfen wir uns noch freuen?
Ich bin in »Acht Zeugen« zu sehen, einer neuen Crime- und Mini-Serie, in der Alexandra Maria Lara die Hauptrolle spielt. Es geht hier um die Frage, ob Erinnerungen manipuliert werden können (Aktuell zu sehen bei RTL Now, d. Red.). Kürzlich habe ich wieder ein Hörbuch eingelesen, »Monschau« von Steffen Kopetzky. Der Roman ezählt von der letzten Pocken-Epidemie in Deutschland in den Sechzigerjahren. Eine sehr spannende Geschichte. - Warum gilt die Komödie eigentlich als schwierigstes Genre im Film?
Es gibt deutlich weniger gute Komödien als gute Dramen. Ob etwas lustig ist oder nicht, hat viel mit Musikalität und Rhythmus zu tun, es ist ein bisschen wie Musik machen. Man muss sehr konzentriert arbeiten und genau wissen, wie man was setzt – sonst funktioniert es nicht. Szenen sind nicht von alleine lustig, man muss präzise daran basteln, bis sie gelingen. Es gibt den berühmten Satz »Der Spaß bleibt auf der Bühne«. Wenn man nur damit beschäftigt ist, selber Spaß zu haben, dann bleibt dieser für diejenigen, die sich das angucken, womöglich auf der Strecke. - Die Dreharbeiten der neuen »Herr und Frau Bulle«-Episode mit Ihnen und Alice Dwyer in den Titelrollen verliefen diesmal etwas schleppender.
Richtig. Im März 2020 haben wir angefangen zu drehen, dann konnten wir wegen des ersten Lockdowns erst im Juni weiterdrehen. Die winterlichen Klamotten mussten wir dann trotz Hitze weitertragen, was sich manchmal etwas absurd anfühlte. - Sie haben schon seit Ihrer Kindheit eine Affinität zu schönen Hotels. Welche fallen Ihnen spontan ein?
In Europa das »Waldhaus« in Sils Maria, ein familiengeführtes Schweizer Traditions-Grand-Hotel in der Nähe von St. Moritz. Vor mehr als 20 Jahren war ich auf Bali in dem »Four-Seasons-Resort Bali at Jimbaran Bay«. Damals gab es noch nicht so viele solcher Anlagen, die sich sanft in die Natur einfügen. Neben dem Luxus ist die Schönheit der Natur dort erhalten geblieben, das hat mich sehr beeindruckt. - Was erwarten Sie von einem Hotel, wenn Sie beruflich in anderen Orten unterwegs sind?
Mir ist wichtig, dass ich etwas Platz habe im Hotelzimmer. Ich mag das Gefühl, mich etwas ausbreiten zu können, bin ein Fan von Großzügigkeit, was die Zimmer betrifft. Und ein Fan von klaren Linien und weniger Schnörkel. Toll sind Hotels, denen es gelingt, ein Gefühl von persönlichem Engagement für den Gast zu vermitteln. - Gibt es in der Gastronomie etwas, das Sie abschreckt?
Wenn ich in ein Restaurant gehe und das Gefühl habe, da ist niemand, dessen Lokal das ist, alles ist austauschbar, finde ich das nicht besonders anziehend. Ich gehe auch mal an der Autobahn zu McDonald’s, wenn ich Lust darauf habe. Aber eine inhabergeführte, persönliche Gastronomie ist für mich immer noch das Schönste am Essengehen. Ich mag auch keine mit unendlich vielen Gerichten vollgestopften Speisekarten, die aus Convenience Food bestehen. Wenn angelieferte Bestandteile aufgewärmt werden, hat das für mich nichts mit Kochkultur zu tun. Dieses Industriell-Kantinenartige finde ich schrecklich. - Was muss ein Restaurant haben, damit es Ihr Interesse weckt?
Ich finde, das ist im Vorfeld schwer zu benennen. Man kann in Neapel am Hafen spazierengehen, plötzlich ein kleines Fischlokal entdecken, von dem man später denkt, dorthin wäre ich niemals geraten, wenn der Zufall es nicht gewollt hätte, und es war dann einer der schönsten Nachmittage, den man in einem Restaurant erleben kann. - Haben Sie ein Lieblingslokal?
Das »Lokal« in der Berliner Linienstraße ist ein bisschen so etwas wie mein Stammlokal. Maren Thimm und ihr Team geben mir ein Gefühl von »nach Hause kommen«. Das zu schaffen, ist die größte Leistung, die ein Gastronom hinbekommen kann. - Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne einen Drink nehmen?
Ich habe jüngst einen Podcast mit Barack Obama und Bruce Springsteen gehört. Mit den beiden würde ich gerne einen Drink nehmen. Obama möchte ich fragen, ob er sich als Ex-US-Präsident das Leben zurückwünscht, das er zuvor hatte. - Das Leben ist zu kurz, um …
… in Hotelzimmern mit Duschvorhängen zu übernachten.