Internationaler Nachwuchs als große Chance
Auszubildende aus dem Ausland beleben das deutsche Gastgewerbe
von Sarah KleinenDer Personalmangel ist noch nicht überwunden. Laut einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stehen knapp 44.000 offenen Stellen für Fachkräfte in Hotel- und Gaststättenberufen derzeit nur gut 29.000 entsprechend qualifizierte Arbeitslose gegenüber. Besonders betroffen seien die Hotellerie, mit aktuell 42,8 Prozent offenen Stellen, als auch die Gastronomie mit 40,1 Prozent offenen Stellen.
„Wir sind aktuell in der glücklichen Lage, dass uns der Fachkräftemangel noch nicht so hart trifft“, berichtet Alessia Mezzadonna, HR- & Operations-Managerin im Strandgut Resort. „Doch wir beobachten natürlich den Markt und haben für uns entschieden, dass es absolut sinnvoll ist, jetzt schon zu reagieren.“ Ihr Lösungsansatz: Wenn es nicht genügend Fachkräfte gibt, dann muss das Lifestyle-Hotel in St. Peter-Ording halt selbst ausbilden. Gesagt, getan. Die Anzahl der Auszubildenden hat das Hotel nunmehr inzwischen verdoppelt.
Es fehlt der Nachwuchs
Aber auch die Bewerbungslage bei den Auszubildenden nimmt nach wie vor stark ab. „Wir haben keine jungen Menschen mehr, die gern in unseren Beruf einsteigen wollen. Die meisten machen Abitur, studieren und entscheiden sich dann eben nicht für eine Ausbildung im Gastgewerbe“, erklärt Krister Hennige vom Regionalverband Ostpommern des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA.
Wir haben keine jungen Menschen mehr, die gern in unseren Beruf hineingehen wollen
Tatsächlich sank laut einer Auswertung der Bundesagentur für Arbeit vom Dezember 2022 die Zahl der deutschen Auszubildenden um 3,9 Prozent zum Vorjahr. „Deswegen müssen wir uns umschauen und umdenken, damit unsere Branche erhalten bleibt und wir weiterhin nicht nur Arbeits-, sondern auch Fachkräfte haben“, betont Hennige.
Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern habe dies bereits 2017 getan. Mit elf Auszubildenden aus Vietnam startete man hier nämlich einen ersten Versuch, junge Menschen aus dem Ausland zu rekrutieren. Mittlerweile gibt es im Kammerbezirk der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg laut Hennige über 200 Auszubildende aus anderen Ländern – aus aller Welt. Die Idee, Nachwuchs aus dem Ausland einzustellen, hätten dann auch andere DEHOGA-Verbände, z. B. in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Bayern, aufgegriffen.
Inzwischen gibt es laut der Auswertung der Bundesagentur für Arbeit vom Dezember 2022 unter den insgesamt 43.817 Auszubildenden sogar 14.370 ausländische Azubis im deutschen Gastgewerbe. 2.154 und damit rund 17,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.