Wohlige Wärme
von Clemens KriegelsteinEs wird kalt in Europa! Und nein, damit ist ausnahmsweise nicht die politische Stimmung gemeint, sondern ganz klassisch das Wetter, das – dem Klimawandel zum Trotz – in den kommenden Monaten in unseren Breiten wieder für Temperaturen um oder auch deutlich unter dem Gefrierpunkt sorgen wird. Was liegt da also näher, als die Gunst der Stunde zu nutzen und seinen Gästen zumindest innerlich ein wenig einzuheizen.
Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Kreative Heißgetränke müssen schließlich nicht immer aus dem Dreieck Glühwein-Punsch-Jagertee (siehe unten) kommen – auch wenn gegen diese nichts einzuwenden ist, so sie gut (am besten selbst-)gemacht sind. Es gibt schließlich auch Glühmost oder Glühbier, man kann kreative Kaffee- und Teevariationen servieren, und sogar manche Cocktails oder Spirituosen lassen sich in einer Hot-Variante genießen.
Punsch – der Klassiker unter den Heißgetränken
Trotzdem ist Punsch natürlich der Klassiker unter den winterlichen Heißgetränken. Einer Versuchung sollte man bei der Zubereitung desselben allerdings nicht erliegen: Alles an Resten in den Topf zu schütten, was flüssig ist und ohnehin weg muss. Denn nur wer hochwertige Zutaten verwendet, erhält auch ein Ergebnis, von dem die Leute mehr als nur einen Becher trinken möchten. Neuester Trend ist jedoch alkoholfreier Punsch – nicht nur für die Kinderparty.
Denn während lange Zeit Punsch automatisch mit Spirituosen zubereitet wurde, erwarten immer mehr Gäste, dass sie auch eine alkoholfreie Alternative auf der Getränkekarte finden. Dazu Susanne Albrecht, Leiterin Einkauf & Produktmarketing Tee beim hanseatischen Handelshaus J.J.Darboven: »Alkoholfreie Getränke sind derzeit sehr gefragt. Wir haben deshalb zwei Rezepte ausgearbeitet, die auch ohne Promille überzeugen. Unser Goldener Winterpunsch (siehe unten) hat so viel Wärme, dass die Zugabe von Alkohol gar nicht mehr nötig ist, um kräftig einzuheizen.« Ein letzter beachtenswerter Punkt bei der Zubereitung laut Albrecht: Punsch sollte klassisch zwar heiß serviert und getrunken, zuvor aber besser nur kurz gekocht werden. Dadurch bleiben die Aromastoffe im Getränk und bei der Verwendung von Spirituosen der Alkoholgehalt erhalten.
Hot Shots
Gerade auf Skihütten oder auf Weihnachtsmärkten werden manche Spirituosen oder Liköre gerne auch warm oder sogar heiß ausgeschenkt. Bis jetzt oft ein Problem, das von den Wirten und Barkeepern mit Kochtöpfen, Tauchsiedern und allerlei ähnlichem Equipment gelöst wurde, in fast jedem Fall aber ein ziemlicher Aufwand war und ständiger Kontrolle bedurfte. Ein neues Produkt namens »Shot« soll jetzt die Lösung dafür sein. Der neuartige Hilfs-Barkeeper erwärmt die Getränke auf die gewünschte Temperatur, dosiert auf Knopfdruck exakt 2 cl oder 4 cl und sorgt dafür, dass die Gäste ohne lange Wartezeit bedient werden können.
»Bei unserem ›Shot‹ handelt es sich um Erhitzer und Portionierer in einem«, erklärt Hersteller Peter Schwärzler von der MPS Innovation GmbH. Auch die Reinigung sei einfach mit Essigwasser oder im Geschirrspüler möglich. Während der Verwendung allerdings sei aus geschmacklichen Gründen ein Gerät auf eine Getränkesorte beschränkt. Erhältlich ist der »Shot« als Standgerät oder mit Thekenhalterung jeweils entweder in einer Behälterversion oder mit einem Flaschenaufsatz. Zudem lässt sich das Gerät nicht nur kaufen, sondern auch mieten.
(www.mps-innovation.at)
Von den Skipisten zurück in die Großstadt: Im Berliner Hotel Intercontinental hat das Team der dortigen Marlene-Bar einige kreative Drinks kreiert, die von den Gästen gerne bestellt werden, um der winterlichen Kälte zu trotzen, darunter etwa Diplomat- Kaffee (Kaffee, Eierlikör und Schlagsahne), Dezember-Tee (Irish Whiskey Cream Tea, Orangen-Likör, Honig, Zitronen- und Orangensaft und Zimt), Johannisbeeren-Punsch oder auch »Heißen Campari«: Campari, Weißwein, Apfelsaft und Mango-Sirup. Außerdem bereitet das Intercontinental auch einen eigenen Johannisbeeren-Punsch zu, bestehend aus Brombeermarmelade, Orangensaft, Ananassaft, Zitronensaft und Vanillesirup. In der alkoholischen Variante kommt dann noch Nelkenwodka dazu, in der alkoholfreien Version nur Gewürznelken.
It’s Tea Time
Very British gibt man sich dagegen im Wiener Hotel Imperial mit dem »High Tea«, der von Oktober bis April jeden Samstag von 14.30 bis 17 Uhr stattfindet. »Vor einem Jahr haben wir diese Tradition des Afternoon-Tea wiederbelebt, und es war ein großer Erfolg, wir waren praktisch jeden Samstag ausverkauft«, so Daniela Stoppel, PR-Managerin des Imperial. Neben einer Auswahl an verschiedenen Teesorten kommen aus der Küche »Scones« (britisches Teegebäck), diverse Sandwiches und kleine Desserts. Für 42 Euro/Person ist außerdem neben dem Fingerfood und einem Heißgetränk nach Wahl auch ein Glas Rosé-Champagner enthalten. Hauptattraktion ist aber eine Harfenspielerin, die während der britischen Version der Tee-Zeremonie für die entsprechende Stimmung unter den Gästen dieses Grand Hotels sorgt. Wer beim Tee besondere Akzente setzen möchte, der bietet seinen Gästen vielleicht Matcha-Tee an. Das ist ein zu Pulver vermahlener Grüntee, der in der japanischen Teezeremonie verwendet und auch in unseren Breiten immer mehr zum Trendgetränk wird. Seine Kennzeichen sind eine intensive grüne Farbe und der lieblich-süßliche Geschmack. Neben der traditionellen Zubereitung mit heißem Wasser als Tee findet Matcha aber auch in Cocktails (alkoholisch und anti-alkoholisch) sowie in Smoothie-Bowls und Kuchen Verwendung. Erhältlich sind verschiedene Matcha-Varianten etwa bei Metro.
Warmes Bier – kein Grund für Reklamationen
Karl Schiffner ist ehemaliger Biersommelier-Weltmeister und führt im nördlichsten Zipfel Oberösterreichs mit dem Biergasthaus Schiffner ein Mekka für alle Bierfans. Kaum ein anderer Gastronom im deutschen Sprachraum bietet diese Bierauswahl und Kompetenz. Schließlich bildet Schiffner inzwischen auch selbst Diplom-Biersommeliers aus. Kein Wunder also, wenn man in seinem Betrieb nicht nur kalte Biere zum Durstlöschen, sondern auch warme Bierkreationen in der kalten Jahreszeit serviert bekommt.
»Am wenigsten Arbeit macht ein Glühkriek der belgischen Brauerei Liefmans. Das besteht aus einem Ale, dem Kirschen und Gewürze zugesetzt werden und das man fix und fertig in der Flasche kaufen kann und nur noch erwärmen muss«, weiß Schiffner. Wer ein wenig selbst experimentieren möchte, für den bietet sich auch ein Biergrog an, für den dunkles Bier mit Eierlikör und Rum gemischt wird. Ein weiteres Rezept: Eigelb, Zucker und Rum schaumig rühren, erhitzen und mit zimmerwarmem Bockbier ablöschen. Wichtig dabei laut Schiffner, jeweils das Bier möglichst erst am Schluss beigeben und nicht zu stark erhitzen oder gar kochen, da es sonst bitter wird.
Nicht zuletzt bieten sich auch Limonaden als winterliche Wärmespender an, etwa zubereitet mit Bio-Sirupen der eigentlich auf Kaffee spezialisierten Firma Schärf (www.schaerf.at). Die Idee der hauseigenen Schärf Bio-Sirupe: Es soll so schmecken, wie es die Natur geschaffen hat. Das heißt ohne künstliche Farb-, Geschmack- und Aromastoffe und ohne chemische Stabilisatoren. Die Sirupe werden aus frischen Früchten von gentechnikfreien Pflanzen aus biologischem Anbau, auf gesunden Böden und ohne chemische Düngung oder Spritzmittel hergestellt. Daraus lassen sich drei Varianten von »Aqua Coffea Hot Lemonades« herstellen, nämlich Himbeer-Zitrone, Holunder-Melisse oder Limette-Ingwer-Minze.
Klassiker, die innerlich wärmen
Feuerzangenbowle:
Nachdem die ersten Restaurants nach Jahrzehnten des Dornröschenschlafes das Flambieren wiederentdecken, darf hier auch der Partyhit aus den 70er-Jahren nicht fehlen. Je nach Geschmack eine Mischung aus Rotwein, Orangensaft, Gewürznelken, Zimtstangen, Sternanis, Zitronenschalen und eventuell auch Schwarztee erhitzen. Einen Zuckerhut über dem Topf platzieren, diesen mit dunklem Rum (mind. 60 % Alkohol) tränken, anzünden und den Rum immer wieder mit einem Schöpfer nachgießen bis sich der Zuckerhut aufgelöst hat.
Jagertee:
Früher von Jägern und Waldarbeitern im Winter gerne getrunken. Tee mit Rum und dazu nach Belieben noch Obstler, Wein, Zucker oder Gewürze. Herstellung nur in Österreich unter dieser Bezeichnung erlaubt.