Zwar ganz nett, aber politisch unter ferner liefen ...
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Zwar ganz nett, aber politisch unter „ferner liefen …“

Was kann die Gastro-Branche tun, um in Berlin mehr Beachtung zu finden? – Eine Umfrage als Grundlage

von Wolfgang Bublies
Dienstag, 27.08.2024
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An der Befragung im Frühjahr 2024 beteiligten sich immerhin knapp zehn Prozent der MdBs (Mitglieder des Bundestags) – eine Top-Quote, wenngleich nicht repräsentativ. Rückschlüsse lassen sich dennoch ziehen. So sieht Dr. Marcel Klinge, Vorstandschef der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG), sowohl die Branche als auch Politiker in der Pflicht: „Wir haben hohe Zustimmungswerte bei niedriger politischer Priorität. Wichtigste Aufgabe ist und bleibt daher die Verbesserung der gegenseitigen Kommunikation.“ Ähnlich äußern sich Gastro- und Tourismussprecher der Bundestagsfraktionen auf HOGAPAGE Anfrage, auf die die AfD, Die Linke und das Bündnis Sahra ­Wagenknecht trotz Erinnerung nicht reagiert haben. 

Dr. Marcel Klinge, Denkfabrik Zukunft der Gastwelt
Die Gastwelt ist ein unverzichtbarer wirtschaftlicher wie auch gesellschaftlicher Stabilitätsanker. Dr. Marcel Klinge, Denkfabrik Zukunft der Gastwelt, Foto: www.jenshagen.info

Hohe Relevanz, niedrige Repräsentanz

Doch zunächst in aller Kürze die Ergebnisse der DZG-Umfrage: 85 Prozent der Parlamentarier, die geantwortet haben, sehen die Gastwelt als „wichtig“ an, 96 Prozent erkennen gar eine „hohe Relevanz“. Deren politische Bedeutung steht aber nicht im Einklang mit dieser Zustimmung. So rangiert der Gastro-Sektor lediglich auf Platz 11 von 14 abgefragten Politikfeldern – weit hinter der Wirtschafts- und Energiepolitik oder auch Asyl- und Migrationsfragen.

Für DZG-Sprecher Klinge heißt das: „Man findet uns zwar nett, wir bringen aber politisch zu wenig Gewicht auf die Waage.“ Vielleicht liegt es da­ran, dass das Gastgewerbe im Feld der Politiker kaum vertreten ist – sieht man mal von denen ab, die in jungen Jahren vielleicht gekellnert haben. Das Bild im Deutschen Bundestag bestimmen Juristen, Politikwissenschaftler, Lehrer und andere Beamte, Banker und Berater. Es gibt sogar mehr Islamwissenschaftler als Gastronomen. Der Querschnitt der Bevölkerung sieht anders aus.

Anja Karliczek, tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion
Mit einer Stimme zu sprechen, ist immer ­besser als ein viel­sprachiger Chor. Anja Karliczek, tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Foto: Laurence Chaperon

Zu viele Branchenvertreter?

Während die tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Anja Karliczek bestätigt, dass diese Branche in den Reihen der Abgeordneten „in der Tat eher unterrepräsentiert“ sei, sagt Lena Werner von der SPD-­Arbeitsgruppe Tourismus: „Hotellerie und Gastronomie sind gut vertreten“, obwohl auch sie sich wünsche, dass es mehr wären. Warum es nicht mehr Politiker aus der Gastwelt gibt, liege wohl daran, dass das politische Engagement viel Zeit erfordert, welche gerade Gastronomen und Hoteliers fehle – da ist man sich weitgehend einig. Und Nico Tippelt von den Liberalen betont: „Auch wenn es insgesamt wenige Vertreter der Gastwelt in der FDP-Fraktion gibt, so haben wir doch ein großes Herz für die Branche.“ Tippelt verweist – wie auch Karliczek, Werner und Stefan Schmidt von den Grünen – auf gute Kontakte zu Verbänden und Gewerkschaften. Zudem seien Informationen von Praktikern vor Ort wichtig.

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