Veränderung als Chance
Warum es sich oftmals lohnt, auch in schwierigen Zeiten neue Wege zu gehen
von Karoline GiokasWie geht es weiter, was wird kommen, was nicht? Fragen, die viele unserer Branchenplayer derzeit bewegen. Worauf wir uns in Zukunft einstellen müssen, vermag nur eine Glaskugel vorauszusagen. Gastgeber haben gelernt, neue Wege zu denken und zu gehen. Dafür bedarf es viel Fachwissens, einer flexiblen Planung, eines gut funktionierenden Netzwerks und vor allem Mut!
Harte Bewährungsprobe
Ein Patent für gastronomischen Erfolg hat Marc Schumacher nicht, jedoch unerbittlichen Kampfgeist. Aktuell beweist der Augsburger praktisch vor den Augen der HOGAPAGE-Redaktion, dass er sich nicht unterkriegen lässt: Als er und seine Frau Manuela die Alte Posthalterei in Zusmarshausen 2019 übernahmen, meinte es das Schicksal nicht gut mit dem jungen Paar. Noch vor der Eröffnung kam der erste Corona-Lockdown. Die Schumachers nutzten die Zeit für Modernisierungen, doch die schwerwiegenden Umstände der Pandemie zwangen sie schon bald zur Kurzarbeit – Ende 2022 kam dann die Insolvenz. „Es hat uns schwer getroffen. Wir mussten diese Krise auch erst mal psychisch wegstecken. Corona war ja nicht alles, dazu kamen noch die steigenden Energiekosten, die Rückforderungen der Hilfen usw. Wir waren, mit unserer Familie und unserem Team im Rücken, von dem inzwischen viele zu guten Freunden geworden sind, immer guten Mutes und voller Tatendrang, damit wir dies durchstehen können“, erinnert sich Marc Schumacher.
Mit Vollgas voraus?
Und genau den legt Schumacher heute als neuer Pächter der „The Kitschen“ in Augsburg an den Tag. Sein neues Konzept: Neben einem Business-Lunch mit täglich wechselnder Karte lädt er begeisterte Hobbyköche ein, seinen Profis in der Kochschule bei Events wie „Rock the Wok“ über die Schulter zu schauen und so Tipps direkt vom Profi zu bekommen. Sein selbsterklärtes Ziel: The Kitschen als trendige Veranstaltungslocation sowie das Tagungsverpflegungs- und Businesscatering noch mehr am Markt für die Region zu etablieren. „Klar bedarf es für den Erfolg eines schlüssigen Konzeptes, aber ohne funktionierendes Team dahinter geht es nicht. Mit meiner Mannschaft wird uns das gelingen!“, sagt Schumacher voller Überzeugung.
Welche Momente aus der Zusmarshausen-Erfahrung ihn am meisten geprägt haben? „Dass wir nach der Niederlage erst mal als Schwerverbrecher geahndet wurden. Teilweise wurden sogar unsere Kinder angegangen und viele schreckliche Dinge über uns erzählt. Das muss man erst einmal wegstecken. Auch Partner haben sich plötzlich von uns abgewandt – hier hätte ich mir mehr Mitgefühl gewünscht, wenngleich ich natürlich andere auch verstehen kann“, schildert der Gastronom das Erlebte, ist dann aber entschlossen: „Man muss wieder aufstehen und weitermachen. Egal, wie schwer es ist – aufgeben ist keine Option.“
„Wir sind positiv gestimmt“
Ausdauer zu zeigen ist auch für Andreas Erben, Geschäftsführer der Aspire Hotels, die Strategie der Stunde. „Die Krise der vergangenen drei Jahre ist nicht die erste, die ich miterlebt habe. Natürlich muss man die Verluste erst mal verkraften, es ist auch schwer, wieder Vertrauen zu fassen, doch bekanntlich kommt nach dem Regen auch irgendwann wieder die Sonne.“ Gerade hat der in Berlin ansässige Hotelentwickler und -betreiber seine ambitionierten Expansionspläne angekündigt: Bis 2027 soll nicht nur eine Diversifikation des bestehenden Hotelportfolios, sondern auch die Eröffnung von insgesamt 20 erstklassigen neuen Häusern in der DACH-Region erfolgen – zehn auserlesene Boutique- sowie zehn Franchise-Hotels mit je bis zu 400 Zimmern in Innenstadtlagen.