Oliv, nachhaltig, durchzertifiziert – und schick!
Die neuesten Trends in der Berufsmode
von Sebastian BütowTrends bei Berufskleidung zu benennen, fällt zu Coronazeiten selbst denjenigen schwer, die sie auf den Markt bringen. Weil sie, nachvollziehbarerweise, zuletzt wenig bis gar nicht sichtbar waren aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen und Schließungen. Vor der Coronakrise war der Trend zur individualisierten Berufsklamotte gewaltig auf dem Vormarsch.
Schürzen im Metzger-Stil
Als Beispiel für eine beeindruckende textile Individualisierung fällt TV-Koch Bernd Arold das Berliner Sterne-Restaurant »Nobelhart & Schmutzig« ein: »Hier sind nicht nur das Konzept und die Köche super. Mich beeindruckt auch, wie die Servicekräfte gestylt sind. Sie tragen ›roughe‹, über den Rücken gekreuzte Schürzen aus Leder. Den Körpern angepasst, sodass sie allen passen. Schürzen, wie sie Metzger früher trugen.«
Weg mit Schwarz-Weiß, her mit Farbe? Kommt darauf an. Grundsätzlich stehe diese klassischste aller Farbkombinationen nach wie vor ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala, sagt Silvia Mertens, Leiterin Produktmanagement Vertrieb bei MEWA. »Aber bei dieser Frage ist die Ausrichtung eines Hotel- oder Gastronomiebetriebs ausschlaggebend: Wer mehr auf Tradition setzt, ist mit einer zeitlos-eleganten Kleidung gut bedient. Wer nach außen zeigen möchte: ›Wir folgen dem Zeitgeist‹, sollte auch sein Personal entsprechend kleiden.« Bei den Farben ist übrigens Oliv derzeit sehr beliebt, kaum ein Hersteller kommt um den getrübten Grün-Look herum. Silvia Mertens sieht neben dem klassischen Schwarz noch »edle, gedeckte Farben wie Steingrau, Fjordblau oder Karminrot« ganz oben in den Trendcharts.
Denim-Optik noch immer schwer angesagt
Ein zeitloser Look dürfe natürlich nicht verwechselt werden mit unmodern oder altbacken, findet Mertens: »Wir halten unsere Kollektionen daher kontinuierlich aktuell hinsichtlich Modellangebot, Passform, Schnitt und Farbspektrum. Derzeit ist zum Beispiel auch Kleidung in Denim-Optik für Servicekräfte im Trend.«
Die Mitarbeiter in den »25hours«-Hotels tragen Berufskleidung, die er sich auch privat anziehen würde, sagt Stefan Rennicke, Gründer und Geschäftsführer der Kölner Berufskleidungsmarke »Kaya & Kato«. Das findet er richtig klasse. »Ein gutes Beispiel dafür, dass man von Kleidung weg kommt, die so uniformartig aussieht, dass sie nur für die Arbeit nutzbar ist.« Die Kunst bei Berufskleidung sei, dass Mitarbeiter als solche erkennbar sind, ohne dabei uniformiert zu wirken.
Weg mit miserabel sitzender Polyesterklamotte in Einheitsgrößen, her mit inspiriert designter, individueller Arbeitskleidung für die Hotellerie und Gastronomie? Klares Ja. Ach, ein ganz wichtiges Attribut wäre da noch: Nachhaltigkeit.
»Kaya & Kato«-Gründer ist Experte für Baumwoll-Anbau
Als Stefan Rennicke »Kaya & Kato« erschuf, war Nachhaltigkeit in der Alltagsmode längst ein Thema – nicht jedoch auf dem Berufskleidungsmarkt. »Das hat sich in den letzten fünf Jahren geändert, zumal das Thema Nachhaltigkeit in den meisten Küchen schon angekommen war. Ich habe den Eindruck, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in Küchen am ausgeprägtesten ist, aufgrund der Produkte, die sie dort verarbeiten.« Köche wollen wissen, wo ihre Produkte herkommen, und das gilt nun auch für das, was sie auf ihrer Haut tragen.
Wer sich bei »Kayo & Kata« für die verwendeten »Zutaten« der Kleidungsstücke interessiert, etwa bei Schürzen und Kochjacken, bekommt auch hier den über Jahre bewährten Mix aus Baumwolle und Polyester. Und das wird wohl so bleiben, weil solche Textilien Industriewäsche-geeignet sein müssen. Doch die Baumwolle ist bio und das Polyester wird aus recyceltem Plastik hergestellt, welches zu großen Anteilen sogar aus dem Meer gefischt wird. Produziert wird die in der Branche schwer angesagte Berufskleidung von »Kaya & Kato« in Europa, was höhere Produktionskosten bedeutet als beispielsweise in asiatischen Billig-Produktionsländern.