Alles Käse
Neben Fisch und Meeresfrüchten spielt Käse in Irland eine wichtige Rolle. Auch das ist der Natur geschuldet. Über 1.000 Kilometer Küstenlinie bedeutet viel Fisch. Die längste Wachstumsperiode für Gras auf der Nordhalbkugel bedeutet viele Milchkühe. Durchschnittlich 240 Tage im Jahr stehen sie draußen und fressen deshalb zu 95 Prozent keine Silage, sondern frisches Gras. Schlappe 1,6 Millionen Kühe finden Platz und mit ihnen etwa 17.000 Milchbauern ihr Auskommen, darunter viele kleine, sogar winzige Molkereibetriebe. Nur hatten die kaum Möglichkeiten, ihr Produkt abzusetzen.
Bis die Sheridans kamen. Vor 20 Jahren zogen Kevin und Seamus Sheridan ihr Käsegeschäft hoch, indem sie Käse vom Rad auf dem Wochenmarkt von Galway, Westirland verkauften. Mittlerweile beraten sie viele Höfe und erledigen deren Vetrieb. Wie gesagt, es ist ein kleines Land, dennoch haben sie 43 Käsesorten von irischen Mini-Machern im Angebot. Cheddar, Blauschimmel und Schafkäse, Irlands Käseklassiker Gubbeen, Mount Leinster Cheddar im Leinenmantel, butterige Bries, Ziegenkäse aus Rohmilch ... darüber hinaus ganze Käselaiber.
Noch beeindruckender als diese Auswahl und Qualität ist die Tatsache, dass Sheridan’s nicht nur im entzückenden hauseigenen Käsegeschäft an der South Anne Street bei Foodies residiert. Es bedient mit der landesweiten gehobenen Supermarktkette Dunnes ganz normale Shopper, ohne dass das ihrem Ruf oder der Produktqualität Abbruch täte. Überdies beliefern sie Dublins Zweisterner
Patrick Guilbaud und Chapter One. Der bei uns doch häufige Spagat zwischen Otto Normalverbraucher, Sternegastro und Gourmets ist hier weniger präsent.
Frisch von der Farm
Im vermögenden Süden Dublins liegt die größte Shoppingmall Irlands. Okay, das ist jetzt nicht überraschend. Dass auf der anderen Straßenseite ein Biobauernhof ansässig ist, auch nicht. Nur ist Airfield Farm kein Streichelzoo, sondern hochprofessionell. Mit dem Geld zweier vermögender Schwestern als Stiftungsrückgrat werden Hochzeiten wie aus der englischen TV-Schmonzette ausgerichtet und Gemüse angebaut, um das sich Dublins Toprestaurants reißen. Die kriegen aber nur, was das Restaurant vor Ort nicht braucht.
Das Overends hat keinen Stern, ist aber Dublins nachhaltigstes Restaurant. Tagesaktuell werden preiswerte Gemüsesalate offeriert. Und die schmecken, begleitet von Kindergartengeschrei und auf simpler Möblierung, sensationell. Das liegt auch am Caterer. Gather and Gather hat sich vor einem Vierteljahrhundert auf die Entwicklung, Beratung und Durchführung von modernen Restaurantkonzepten fokussiert, die schon damals auf gesunde, nachhaltige Ernährung zielten. Sie arbeiten mit Profiköchen, die in der Anglo-Branche jeder kennt, Ollie Dabbous, Ixta Belfrage (Ottolenghi) und Robin Gill. Dessen Vater war übrigens Musiker, in Dublin nichts Besonderes, U2 und Thin Lizzy mit Phil Lynott nur zwei von vielen, die man weltweit kennt. Wer in den Pubs noch nicht genug Livemusik gehört hat, der geht einfach in die Grafton Street und hört den Buskern (Straßenmusiker) zu.
Das Umland lohnt einen Abstecher
Gut fünf Millionen Menschen leben in der Republik Irland, eine halbe Million davon in Dublin. In den umliegenden Counties Meath, Kildare und Wicklow sind es weitere 1,5 Millionen.