Das Beste aus zwei Welten
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Das Beste aus zwei Welten

Zwischen Dolomiten und Gardasee liegt die Genuss­region Garda Trentino

von Gabriele Gugetzer
Mittwoch, 10.07.2024
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Selbst wenn man nicht zu Neid neigt – das Garda Trentino hat schon irgendwie einfach alles. Bei Sonnenaufgang im Gardasee planschen oder den Fang von Berufsfischer Alberto Reina begutach­ten, mittags von den Dolomiten herab ins schimmernde Blau der Seen im Tal blicken und absolute Stille entdecken. Abends unter einer Pergola Herz­haftes oder Elegantes genießen, dazu immer einen Trentodoc. Dann in tollen Locations übernachten ... und am nächs­ten Tag einfach auf Repeat drücken.

Es gibt Michelin-Sterne und Assiettes, es finden sich idyllische Gasthöfe und, versteckt in den Bergen, einige der offiziell schönsten Dörfer Italiens. Eine junge Generation, oft mit Auslands­erfahrung, weiß, dass es genau solche Gegensätze sind, die bei Touristen gut ankommen. Die sind mittlerweile vom Übertourismus geländegängiger Ziele genauso genervt wie Einheimische.

Vino Santo aus dem Trentino
Der Vino Santo aus dem Trentino blickt auf eine lange Geschichte zurück. Für die Herstellung werden nur die reifsten und süßesten Nosiola-Trauben verwendet – sie wachsen ausschließlich in ausgewählten sonnigen und sehr alten Weinbergen. Die Trauben werden Ende Oktober geerntet und in gut belüfteten Dachböden auf Matten, den sogenannten Arèle, zum Trocknen ausgelegt. Foto: Garda Dolomiti AG 

Landwirtschaft: Zu wissen, wo’s herkommt

Natürlich sind in der fruchtbaren Ebene Kooperativen ansässig wie das Konsortium La Trentina, dessen Tausende von Mitgliedern Unmengen von Obst und Gemüse produzieren, ins Ausland exportieren und einen Jahresumsatz von etwa 35 Millionen Euro erwirtschaften, doch auch in einem solchen Umfeld wird auf Lokalität geachtet und z. B. die Pflaume Susina di Dro mit DOP-Zer­tifizierung angebaut und vermarktet. Andere Erzeugnisse lassen sich auf den Kilometer genau verorten, was die sogenannten Null-Kilometer-Menüs in Bergrestaurants glaubwürdig macht.

Aus dem Ledrotal kommen leckere knallviolette Bergkartoffeln, aus dem Lomaso die Kartoffelsorte Montagnine, die es zu einem Kartoffelwanderweg gebracht und bis auf den Großmarkt von Verona geschafft hat. In Bleggio hat man alte Walnussbäume auf Vordermann und zu guter Ernte gebracht. San Lorenzo in Banale hat die Ciuìga, eine Slow-Food-Wurst mit Schwein und weißen Rüben.

Regional zertifiziert ist die köstliche Carne Salada – eingesalzenes Fleisch, das auf den wackeligen Tischen einer Dorfschenke ebenso serviert wird wie in der gehobenen Küche. Auch der trendige Schaumwein Trentodoc ist hier eine lokale Nummer. Mit der Nosiola hat die Region überdies eine autoch­thone Traube, aus der nicht nur Grappa gewonnen wird – der Ort Santa Mas­senza hat italienweit die höchste Dichte an Brennereien –, sondern auch der Vino Santo. Und auch dazu gibt’s einen speziellen Wanderweg durch die Weinberge, wo noch nach uralter Methode gearbeitet wird. Die Liste ließe sich fortführen, etwa von der Brokkolipasta aus Torbole bis zu den Rendenakühen in Ponte Arche, aus deren Milch eine Eisdiele Bio-Eis in diversen Geschmacksrichtungen macht. Doch bevor Ihnen schwindelig wird, kürze ich ab: Garda Trentino setzt kulinarisch so gekonnt auf Unverwechselbarkeit, dass es damit als perfek­te Blaupause dienen kann für andere Regionen, die mal neue Saiten aufziehen wollen. Oder sollten.

Giada Miori kreiert für ihre Gäste Berg- und Seemenüs. Soll’s laktose-, glutenfrei oder gar vegetarisch sein?
Giada Miori kreiert für ihre Gäste Berg- und Seemenüs. Soll’s laktose-, glutenfrei oder gar vegetarisch sein? Foto: La Casina/irisdesign.it

Die Restaurantszene von Garda Trentino

Unweit des Gardasees liegt Peter Brunels gleichnamiger Einsterner. Seit den frühen 2000er Jahren holt der gebürtige Trienter für Restaurants Michelin-Sterne. 2019 tat er sich mit ­einem Unternehmer zusammen, um mal für was Eigenes mit regionalem Bezug einen Stern zu erkochen. Den Stern hält er seitdem – in lichtdurchflutetem Gute-Laune-Ambiente, mit modernen Rezepten und mit viel regionalem ­Olivenöl (zu dem wir noch kommen).

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