Gemeinsam stark ...?
... doch bisweilen „fremdelt“ das Flaggschiff DEHOGA, wenn andere Gastro-Verbände aktiv werden
von Wolfgang BubliesViele Köche verderben den Brei, sagt der Volksmund. Das stimmt freilich nicht in der modernen Gastronomie bzw. Hotellerie. Wer dort glänzen will, braucht nicht nur einen versierten Chefkoch oder Küchendirektor, sondern auch eine fachkundige Brigade – Spezialisten für Suppen und Vorspeisen, Fisch, Fleisch und Vegetarisches sowie für die Desserts und edle Getränke.
Kein Wunder, dass es entsprechend auch auf Verbandsebene neben dem vermeintlich allumfassenden DEHOGA, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, eigene Interessensvertretungen gibt für manche Spezialisierung, zumal sich – das lässt sich ab und an heraushören – nicht alle stets ausreichend beim Gastro-Flaggschiff perfekt aufgehoben fühlen. Es scheint, als würde umgekehrt der DEHOGA sogar bisweilen fremdeln, wenn sich vermeintliche „Verbandskonkurrenz“ um die Lobbyarbeit kümmert.
Alle Verbände und Anregungen sind willkommen …
Dabei ist, getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“, ein Miteinander doch sinnvoller. Immerhin wird diese Devise von der langjährigen DEHOGA-„Chefin“ Ingrid Hartges betont: Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes sagt im Gespräch mit unserem Magazin: „Alle Verbände und Anregungen sind willkommen, der DEHOGA ist auf allen Ebenen zur Zusammenarbeit bereit.“ Das habe sich schon vielseitig bewährt, etwa bei langjährigen Partnerschaften zur Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG, zur Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, zur Brauerei- und Weinwirtschaft, bei deutschen Jugendmeisterschaften und anderen Veranstaltungen.
Der DEHOGA mit rund 65.000 Mitgliedern sei die legitime Interessensvertretung der gesamten Branche. „Wir wollen Sprachrohr für alle sein“, stellt Hartges aber auch den Führungsanspruch des DEHOGA heraus und verweist auf aktuelle Themen, allen voran das Ziel, die 7-Prozent-Mehrwertsteuer-Regel für Speisen, die zum Jahresende hin auf der Kippe steht, dauerhaft zu sichern. Ein Thema, an dem man seit Jahren dran sei. Das erfordere, so Hartges, viel Arbeit. „Deshalb hilft es, Allianzen zu knüpfen, Doppelarbeit zu vermeiden. Gemeinsam für die Branche, müsse die Devise lauten. „Nur so kann man mit einer starken Stimme sprechen.“
Braucht jede Spezialisierung ihre Lobbygruppe?
Nicht einfach, bei rund 100 Einzelverbänden und Organisationen, auf welche der DEHOGA verweist – und es kommen immer wieder neue hinzu. Interessensgruppen und Initiativen gibt es also reichlich im Gastgewerbe. Da darf die Frage erlaubt sein, ob es für jede Spezialisierung tatsächlich eine eigene Lobbygruppe braucht, der dann womöglich die Schlagkraft fehlt? Andererseits ist es – Achtung Kommentar – schon sinnvoll, dass gerade bedeutende und wachsende Gastro-Zweige entsprechend vertreten sind.
Hierfür steht etwa der BdS, also der Bundesverband der Systemgastronomie. Er vertritt aktuell rund 830, überwiegend mittelständische Unternehmen mit insgesamt mehr als 120.000 Beschäftigten, etwa bei McDonald’s, Burger King, Starbucks oder Nordsee, aber auch bei jüngeren Konzepten wie The Ash, Purino oder Greenkarma. Oder die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) mit 210 Mitgliedern, die sich als starkes Netzwerk für die Top-Führungskräfte der Branche und politisches Sprachrohr der Hotellerie sieht.