Maria Mittendorfer, Sprecherin der  Fair Job Hotels
Es gilt, gemeinsam die Kräfte zu bündeln. Maria Mittendorfer, Sprecherin der Fair Job Hotels. Foto: Fair
Job Hotels

Heftige Kritik am Branchentag der „Konkurrenz“

Ein Zusammenhalt der Verbände wird im Kleinen wie im Großen beschworen – aber nicht immer durchgehalten. So mancher im DEHOGA hat offenbar den jüngsten „Branchentag der Profis“ im Europapark Rust mit mehr als 300 Teilnehmern aus zehn namhaften Gastro-Vereinigungen (HOGAPAGE berichtete in Ausgabe 2/2023) weniger goutiert, obwohl Baden-Württembergs DEHOGA-Vorsitzender und „Bundesverbands-Vizepräsident“ Fritz Engelhardt aktiv dabei war. 

Sein Kollege im DEHOGA-Bundespräsidium, Marco Nussbaum, fand das besagte Treffen, zu dem die HDV eingeladen hatte und das in Fachmedien u.a. als „starke Allianz“ bewertet wurde, jedenfalls nicht so toll. Wohl auch deshalb fand sein unmissverständlicher Post im Internet viel Beachtung. 

„Angesichts der Größenverhältnisse sei nur einer legitimiert, zu einem Branchentag einzuladen – und das ist der DEHOGA“, stellte Nussbaum klar und erinnerte an einen Kongress Ende 2022 mit viel Politprominenz von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bis zu CDU-Chef Friedrich Merz. Ihm, so Nussbaum, erschließe es sich nicht, wenn man ständig nach einem angemessenen Erscheinungsbild rufe, um „dann mit der gesamten Kleinteiligkeit der Branche am Rande des Geschehens Achterbahn zu fahren“. Wer permanent nach einer starken Stimme für die Branche rufe, schwäche diese auf diese Weise als sicher eintretende Nebenwirkung. (Gesamter Post unter: Tageskarte, Marco Nussbaum kritisiert „selbsternannte Interessenvertretungen“ im Gastgewerbe.) 

Ob das auch die Meinung des DEHOGA insgesamt ist? Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges will zu den Äußerungen Nussbaums nichts sagen. Er könne posten, „was er will, da wurde nichts im Präsidium be- oder abgesprochen“. Deshalb wolle sie, Hartges, dem auch keine weitere Bedeutung zumessen. Wichtiger sei es, die aktuellen Top-Themen in den Blickpunkt zu rücken. An erster Stelle steht derzeit (wie schon erwähnt), auch bei den befragten Fachverbänden, die Gefahr, dass die von der Politik zur Pandemiezeit beschlossene 7-Prozent-Mehrwertsteuer auf Speisen zum Jahresende wieder auf 19 Prozent erhöht wird. Um das zu verhindern, will der DEHOGA Gas gebe und setzt, laut Hartges, auf breite Unterstützung.

Frank Buchheister vom Leaders Club
Wir sehen andere nicht als Konkurrenz, im Gegenteil.
Frank Buchheister vom Leaders Club. Foto: privat

7-Prozent-Steuer und wo sonst der Schuh drückt

Und wo drückt sonst der Schuh? Bei der Hoteldirektorenvereinigung HDV steht seit jeher der Nachwuchs im Fokus. „Eine fundierte Ausbildung und gezielte Förderung der jungen Kräfte sind die Hauptfaktoren für die erfolgreiche Zukunft unserer Branche“, betont Vorsitzender Jürgen Gangl. Zudem habe man die Verbesserung des Branchenimages im Blick, schließlich sei die Gastwelt einer der stärksten und wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Deutschland. 

„Wir machen uns für die Branche stark und kommunizieren die Stärken der Hotellerie“, betont auch Maria Mittendorfer von Fair Job Hotels. Ziel sei es, potenzielle Mitarbeiter für das Gastgewerbe zu begeistern und darüber hinaus, faire Arbeitgeber zu finden. „Zudem setzen wir bei Fair Job Hotels auf den Wissenstransfer sowie die Vernetzung mit der Next Generation.“

Beim BdS, so Hauptgeschäftsführer Markus Suchert, sind, neben der Mehrwertsteuer-Thematik, das Werbeverbot bestimmter Lebensmittel an Unter-14-Jährige oder aktuelle Entwicklungen zum gesetzlichen Mindestlohn von besonderer Relevanz, ebenso Fragen zu Verpackungen, Nachhaltigkeit oder zum Arbeitsrecht.

Und in der Denkfabrik konzentriert man sich laut Sprecher Marcel Klinge vor allem auf strategische Themen. „Wir blicken immer ein bis zwei Jahre in die Zukunft.“ Mitarbeitergewinnung („Für mich das Thema des Jahrzehnts“, so Klinge), Ernährungswende und effektive Krisenprävention („In Zeiten von Poly-Krisen unerlässlich“) bilden Schwerpunkte.

Viele Verbände, viele Anliegen. Bei unterschiedlichen Fachinteressen und Ausrichtungen im Gastgewerbe ist naheliegend, dass das auch zu Diskussionen führt, fasst DEHOGA-Chefin Hartges zusammen und betont einmal mehr. „Wir tauschen uns da gerne aus, um gemeinsam voranzukommen.“

SO AKTUELL WIE VOR ZEHN JAHREN: 7 statt 19

Es ist nahezu zehn Jahre her, dass dieses Schlagwort eines der überhaupt ersten HOGAPAGE-Magazine zierte. Ein altbekanntes Anliegen, für das sich bereits damals die Herausgeber Charlotte und Hermann Buhl einsetzten – zumindest mit dem überwältigenden Erfolg, dass mehr als 80.000 Unterschriften für eine entsprechende Petition gesammelt wurden. 

Für das Anliegen, auf alle Speisen für Restaurant- und Verpflegungsleistungen (Getränke ausgenommen) nur mehr 7 statt 19 Prozent Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer zu berechnen, gab es anno 2013/14 auch eine breite Unterstützung durch Gastronomen und Fach-Vereinigungen, darunter die DEHOGA-Landesverbände in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. 

Eine große Chance verpasst Nur der Dachverband zierte sich.

„Er hat“, wie Hermann Buhl damals feststellte, „eine große Chance verpasst.“ Jetzt hingegen will die Bundes-DEHOGA Gas geben, um die 7 Prozent zu halten, die bekanntlich seit Juli 2020 gelten. Die lang ersehnte Senkung kam coronabedingt und wurde (vorerst) bis Ende 2023 verlängert.

Ein Rückfall zur alten, unter anderem  auch wettbewerbsverzerrenden Regeln wäre fatal gerade in Zeiten, in denen Gastronomen immer noch mit Pandemie-Folgen kämpfen und zudem enorme Kostensteigerungen bei Lebensmitteln und Energie zu stemmen haben. Es gilt also weiter – diesmal auch bei der Bundes-DEHOGA – „7 statt 19“!

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