Nachgefragt bei JOCHEN PINSKER, CIRCANA
Jochen Pinsker, Senior Vice President und Industry Advisor Foodservice Europe bei Circana, analysiert seit über 25 Jahren unter anderem das Konsumverhalten in der Gastronomie. Als Analytiker und Vordenker bereichert er mit seiner Expertise auch den Bundesverband der Systemgastronomie e. V. und erhielt dafür in diesem Herbst den Ehrenpreis der Deutschen Systemgastronomie.
Herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet es für Sie, diese Auszeichnung zu erhalten?
Ich hätte ehrlich gesagt nie mit so einer Ehre gerechnet – es gibt viele Branchenplayer, die die Systemgastronomie nachhaltig prägen und diese Auszeichnung ebenso mehr als verdient hätten.
Welche wesentlichen Entwicklungen haben Sie in Ihrer Karriere in Bezug auf die Systemgastronomie in den letzten Jahren erlebt und wie haben diese die Branche geprägt?
Früher ging es für uns als Marktanalytiker darum, zu beobachten, wie sich der Markt innerhalb der vergangenen Monate entwickelt hat. Dann kam Corona, das war der absolute Gamechanger, der die Branche einmal komplett auf links gedreht hat. Seither bewegen die Gastronomie andere Themen wie die Arbeit von zu Hause und damit verbunden das gewandelte Essverhalten im Außer-Haus-Markt.
Die Treiber des Foodsektors haben sich gewandelt und uns kommt nun die Aufgabe zuteil, den Branchenplayern Forecasts und Prognosen für die kommenden Zeiten zur Verfügung zu stellen. Interessant zum Zwecke der nachhaltigen Planbarkeit ist für Gastgeber nun, in welche Richtung sich der Markt künftig entwickeln wird.
Das Ziel des BdS ist es, gemeinsam die Systemgastronomie voranzubringen – wie spielt hier Ihre Tätigkeit für Circana mit hinein?
Gastgeber sind im Prinzip alle untereinander Mitbewerber, kämpfen jedoch gemeinsam mit Verbänden wie dem BdS für gleiche Interessen. Wir sind bestrebt, die Branche insgesamt und ihre Dynamik transparenter für alle zu machen – damit jeder Gastgeber versteht, was sich seine Gäste wünschen. Auf Basis unseres Panels der Kassenbon-Analyse können Gastronomen z. B. wöchentlich messen, welche Nachfrage auf dem Markt besteht – und nur so diese wiederum auch beschleunigen.
Ein Beispiel, wie Sie die Systemgastronomen bei den aktuellen Herausforderungen unterstützen?
Medien und Statistiken berichten bzw. zeigen oftmals, wie schlecht die Branche aktuell dasteht. Es wird von 48.000 Schließungen berichtet oder einer Steigerung der Insolvenzquote um 33 Prozent. Außer Acht gelassen wird jedoch, dass auch 47.000 Gastronomien neu eröffnet haben.
Natürlich geben die Verbraucher ihr Geld aufgrund der gestiegenen Mehrwertsteuer nach wie vor verhalten in Restaurants aus, die Gastronomie ist aber längst nicht tot. Wird sie auch nie sein. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe, Hoffnung zu wecken und ggf. auch Richtigstellungen zu unternehmen.
Welche Trends werden die Systemgastronomie künftig bestimmen?
Die Gastronomie wird noch systemischer werden. Deshalb muss nicht über-all die gleiche Marke draufstehen. Einzelne Betriebe müssen systematischer arbeiten, um sich wirtschaftlich stark und effizient aufzustellen – ob im Einkauf oder in ihrem Auftritt nach außen. Ich könnte mir ebenso vorstellen, dass sie sich z. B. zusammentun, um eine gemeinsame Plattform zum Vorbestellen, Reservieren oder Ähnlichem zu nutzen.