Modell zur Betriebsrettung

ÖHV plädiert für „Bad Companies“

Würfel bilden das Wort „Bad Bank“
Das Auslagern von Betriebsschulden in sogenannte „Bad Banks“ hat während der Wirtschaftskrise 2009 etlichen Unternehmen und anderen Institutionen das Überleben gesichert. Ein ähnliches Modell könnte jetzt nach Ansicht der ÖHV auch Tourismusbetrieben in Österreich helfen. (© Fokussiert – stock.adobe.com)
So wie die Kurzarbeit könnten auch die „Bad Banks“ von 2009 für die Corona-Krise übernommen werden. Für viele Betriebe seien bis dato gestundete Abgaben ein „Damoklesschwert“.
Montag, 05.10.2020, 14:05 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

„Wir teilen die Einschätzung des Gewerbevereins, dass gut ein Drittel der Betriebe in großen Nöten steckt. ‚Bad Companies‘ zum Auslagern krisenbedingter Schulden nach dem Vorbild der Bankenkrise und den Betrieben rasch und unkompliziert Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, wie vom Gewerbeverein (ÖGV) vorgeschlagen, wäre für sie wie Licht am Ende des Tunnels“, erklärt ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer. Regierung und Nationalrat sollen den Gewerbevereins-Vorschlag zeitnah prüfen und realisieren: „So wie die Kurzarbeit gehört auch dieses Instrument aus der Weltwirtschaftskrise 2009 rasch adaptiert.“

Vielen Betrieben werden aktuell Abgaben gestundet – die meisten von ihnen werden die Forderungen nicht so rasch zurückzahlen können. Zahlungsziele immer wieder aufzuschieben wäre eine halbherzige Lösung: ein Damoklesschwert für funktionierende Betriebe mit Krisenschuldenrucksack. „Statt die Unternehmen Verhandlungen mit einer Vielzahl öffentlicher Gläubiger und in weiterer Folge unterschiedlichen Zahlungszielen, Raten und Empfängern zu belasten, sollten besser alle seit Mitte März gewährten Überbrückungen und Stundungen der öffentlichen Hand in einer COVID-Sanierungsgesellschaft gebündelt werden. Die soll die Rückzahlung mit jedem Unternehmen individuell auf Basis von Kennzahlen und Geschäftsgang vereinbaren“, bringt Gratzer die Erleichterung für die Abgabenschuldner und den Zugewinn an Sicherheit für die Gläubiger auf einen Nenner: „Dann kann sich der Unternehmer voll und ganz auf das operative Geschäft konzentrieren. Das wird nach der Krise auch dringend nötig sein.“

Bilanzen um Corona-bedingte Außenstände bereinigen

Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Bilanzen um Corona-bedingte Außenstände bereinigt wären. Das würde den Banken trotz Basel III eine Kreditvergabe an Unternehmen ermöglichen, die vor der Krise gesund waren: „Wir wollen verhindern, dass Betriebe, die vor der Krise gesund waren, nach der Krise nicht investieren können oder wollen. Können wir die Corona-Außenstände nicht rasch aus den Bilanzen herauslösen und damit vom operativen Geschäft trennen, wird uns das noch lange nachhängen, viel länger als es mit dieser Lösung notwendig wäre“, befürwortet Gratzer den ÖGV-Vorschlag: Er würde eine raschere Rückkehr zur Normalität ermöglichen: „Der Gewerbevereins-Vorschlag der ‚Bad Companies‘ kann die eine wichtige Maßnahme sein, die Tausende Betriebe in allen Branchen rettet und das Durchstarten nach der Krise erleichtert.“

Die vom Gewerbeverein vorgeschlagene Österreich-Treuhand soll für den Tourismus in Form eines von der ÖHT und Geschäftsbanken mit 500 Mio. Euro ausgestatteten Eigenkapitalfonds realisiert werden. „Das sehen wir sehr positiv, gerade für die Bewertung von Tourismusbetrieben braucht es Branchenkenner“, betont Gratzer und hält fest, dass auch Betriebe in anderen Branchen derartige Lösungen brauchen werden.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Das Hotel Sacher
Österreich
Österreich

Hotel Sacher vermietet stundenweise 152 Popup-Lokale

Das traditionelle Wiener Hotel Sacher will 152 Suiten und Zimmer stundenweise als Privatlokale vermieten. Den Gästen wird dabei ein eigener Butler an die Seite gestellt.
Bergwandern in der Urlaubsregion Pyhrn Priel in Oberoesterreich
Sommersaison
Sommersaison

Tourismus in Österreich fordert Klarheit

Die ÖHV will eine Perspektive für den Umgang mit Buchungen aus dem DACH-Raum sowie finanzielle Absicherung für die Betriebe falls die Grenzen geschlossen bleiben.
Buchungs- und Storno-Statistik der Hotellerie
Corona
Corona

Hotellerie leidet unter Stornos

Die Anzahl an Buchungen speziell von kleinen und mittleren Betrieben in Ferienregionen und dem Schwerpunkt Österreich ist so gering wie nie, die Stornierungen erreichen einen Zenit.
Pertisau Bodensee
Thomas Cook-Pleite
Thomas Cook-Pleite

ÖHV will Klarheit für Hotels

Der Schaden sei schon jetzt enorm, Hotels dürften im Winter nicht noch einmal draufzahlen, fordert ÖHV-Präsidentin Reitterer. Das würde auch zulasten der Mitarbeiter gehen.
Festspielhaus Bregenz
ÖHV-Kongress 2020
ÖHV-Kongress 2020

Das Hotel als Bühne – die Kunst der Inszenierung

Der ÖHV-Kongress 2020 geht von 12. – 14. Jänner in Bregenz über die Bühne. Geboten werden internationale Speaker, ein bühnenreifes Rahmenprogramm sowie viel Gelegenheit zum Networking.
Das sommerliche Filmfestival auf dem Wiener Rathausplatz
WIFO-Tourismusanalyse
WIFO-Tourismusanalyse

Positive Zwischen-Sommerbilanz in Österreich

Städte-Destinationen weisen ein deutliches Plus auf. Starke Nachfrage nach Ferienwohnungen. Der Trend zu kürzeren Aufenthalten bzw. mehreren Ortswechseln hält an.
HOGA Personal
Gute Stimmung
Gute Stimmung

Österreichs Gastgewerbe ist optimistisch

Eine aktuelle Umfrage zeigt optimistische Stimmung, aber auch hohe Erwartungen an nächste Regierung. Vor allem das Finden und Halten von Fachkräften wird von vielen als Problem gesehen.
Löwenhotel Hotelzimmer
Winter-Marktbericht Ferienhotellerie
Winter-Marktbericht Ferienhotellerie

Auslastung und operativer Erfolg gesunken

Gegenüber dem Rekordwinter 2017/18 mussten die österreichischen Hotels laut einer Studie der Prodinger Beratungsgruppe im abgelaufenen Winter ein Auslastungsminus von fünf Prozent hinnehmen.
FReundesrunde macht Pause beim Wandern neben einem Wasserfall
Erfolgsbilanz
Erfolgsbilanz

Tourismusrekord in Österreich

Im Jahr 2018 verzeichnete Österreich knapp 150 Mio. Nächtigungen und 45 Mio. Ankünfte. Vor allem gewerbliche Ferienwohnungen und -häuser wurden verstärkt gebucht.