Vorteile von Longstay-Angeboten
Frau Dücker, im vergangenen Jahr haben Sie bei der BWH Hotel Group Central Europe ein Longstay-Angebot lanciert. Wie kam das?
Das Thema Longstay stand bei uns schon länger auf der Agenda. Schließlich gab es bereits vor der Corona-Krise eine verstärkte Nachfrage nach Longstay-Angeboten, vor allem an urbanen Standorten. Während des Lockdowns, als Menschen nur aus geschäftlichen Gründen reisen durften, hatten wir dann die Idee, dass wir diesen Personen angesichts ansonsten leerer Hotels und geschlossener Restaurants einen Extra-Rückzugsort geben möchten. Da zahlreiche unserer Hotels über vollausgestattete Apartments verfügen, war es nur noch ein kleiner Schritt, diese Produkte auch gezielt unter dem Longstay-Label zu vermarkten. In 2021 haben wir somit unser Angebot Longstay@Best Western mit dem Claim Sicher.Länger.Wohlfühlen. gelauncht und bisher sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Corona-Restriktionen glücklicherweise Geschichte und seit einigen Monaten zeigt sich wieder eine hohe Reisebereitschaft. Funktioniert Longstay bei BWH auch außerhalb der Krise?
Definitiv! Der Markt für Longstay-Produkte war bereits vor Corona stark im Kommen und hat sich während der Krise relativ resilient gezeigt. Experten gingen bereits damals davon aus, dass es sich nicht nur um einen kurzfristigen Trend handelt, sondern dass sich das Konzept europaweit etabliert – vor allem in den Städten, was unter anderem mit der angespannten Lage auf dem Mietwohnungsmarkt zusammenhängt. Außerdem bleiben viele Menschen heute nicht mehr so lange an einem Ort wohnen, die Berufswelt ist volatiler geworden. Viele sind dann froh, zumindest in den ersten Monaten in einer neuen Stadt auf eine vollausgestattete Wohnung zu einem vernünftigen Preis zurückgreifen zu können. Ebenso geht es um Reisende, die geschäftlich unterwegs sind und für eine längere Zeit an einem Ort bleiben oder die einfach keine Lust mehr haben auf klassische Hotelzimmer, sondern lieber mehr für sich sein, selbst kochen und dafür mehr Platz haben möchten.
Also richtet sich das Angebot vor allem an Geschäftsreisende?
Geschäftsreisende sind momentan noch diejenigen, die am häufigsten Longstay buchen, ja. Kleine und mittelständische Firmenkunden sowie große Key Accounts aus dem Corporate Segment bringen hier den meisten Umsatz. Aber: Auch Privatreisende entdecken Longstay immer mehr für sich, was dann auch wieder mit Corona zusammenhängt, oder zumindest mit dem steigenden Trend nach mehr Freiraum und Individualität. Denn während der Pandemie haben die Menschen gelernt, dass es Vorteile haben kann, eher für sich zu sein und sein eigenes Reich im Urlaub zu haben. Gerade Familien buchen gerne Apartments mit Küche, da sie damit flexibler sind und einfach mehr Platz zur Verfügung haben. Außerdem fühlt sich für einige ein „eigenes“ Apartment auch in der Ferne mehr wie zu Hause an. Viele Reisende möchten in die Destination eintauchen und ihren Aufenthalt gestalten wie Einheimische – auch das gelingt in einem Apartment besonders gut, wo man zum Beispiel gemeinsam kochen und die Freizeit verbringen kann. Das wichtige Thema Nachhaltigkeit befeuert ebenfalls den Trend Longstay, denn wer länger bleibt, reist insgesamt umweltfreundlicher. Zum Teil werden auch Geschäftsreisen mit Urlaubsaufenthalten kombiniert – Stichwort Bleisure! Wir als Hotelgruppe haben auf diese Nachfrage aus den verschiedenen Zielgruppen reagiert und uns mit diesem Longstay-Angebot für die Zukunft noch breiter aufgestellt.