Kommentar

Nicht noch eine Vorschrift!

Schweine auf einer Wiese
Wo und wie das Schwein vor seiner Schnitzelwerdung gelebt hat, lässt sich heute schon für jeden Gast klären: Nachfragen beim Wirt hilft – wie so oft – auch in dem Fall. (© AMA Marketing)
Die Diskussion um verpflichtende Herkunftsangaben auf Speisekarten hat jüngst wieder Auftrieb bekommen. Gute Idee! Denn wenn in der Gastronomie ein Mangel herrscht, dann an Verbraucherschutz-Vorschriften…
Freitag, 01.02.2019, 10:25 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Der österreichische Handelsverband steht einer Diskussion über eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln offen gegenüber, fordert im Gegenzug aber das Gleiche in der Gastronomie. Alles andere sei aus Verbrauchersicht nicht nachvollziehbar. Als ob es in der Gastronomie keine anderen Sorgen gäbe, als ob der Verbraucherschutz – Stichwort Allergenkennzeichnung – nicht schon jetzt teils abstruse Ausmaße annehmen würde, also ob der durchschnittliche Gastronom nicht schon mit genügend anderen Bürokratie-Ärgernissen konfrontiert wäre.

Wer möchte, dem steht es natürlich seit jeher schon frei, auf der Speisekarte zu betonen, dass die verwendeten Eier ausschließlich von freilaufenden, glücklichen Hühnern stammen, die Fische aus dem hauseigenen Teich und das Rindfleisch vom zehn Kilometer entfernten Bio-Bauernhof. Und auch Qualitätsauszeichnungen wie etwa das AMA-Gütesiegel sind heute schon ein Zeichen für eine nachvollziehbare Herkunft und Qualitätsstandards, die die gesetzlichen Vorgaben übertreffen.

Allerdings – und so offen muss man auch sein – gibt es auch Gastronomen, bei denen neben der Qualität der Ware der Einkaufspreis vielleicht eine wichtigere Rolle spielt, als die Herkunft. Ob die Gans jetzt aus dem Burgenland oder aus Ungarn stammt, das Schnitzel aus Deutschland oder Österreich, die Paradeiser aus Spanien oder Italien, ist nicht immer der ganz entscheidende Faktor. Also jedes Mal die Speisekarte umschreiben wenn der C&C-Markt ein Sonderangebot hat?

Vorteile für Systemgastronomieketten
Schon klar, ein Handelsriese wie Spar oder Rewe werden den Aufwand für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung verdauen. Und auch Systemgastronomieketten werden vielleicht einmal durchkalkulieren müssen, ob sie den finanziellen Mehraufwand für „herzeigbare“ Produkte auch wieder im Verkauf hereinbekommen. Aber für den Einzelgastronomen oder Koch, der beim Einkauf auf eventuelle Sonderangebote achten muss – oder der vielleicht auch sieht, dass ein Stück Rindfleisch aus Argentinien ausnahmsweise eine schönere Marmorierung aufweist, als seine Standardware aus den USA – für den wird der Spaß nur ein weiterer bürokratischer Mehraufwand.

Nicht zuletzt: Manche Speisekarten lesen sich mit dem Buchstabensalat (Allergene), der bei jedem Gericht dabeisteht, heute schon oft seltsam. Wenn jetzt noch bei den wichtigsten Zutaten die Herkunft aufgelistet wird und die nächste Lobby für (auch schon wiederholt diskutierte) verpflichtende Nährwertangaben sorgt, dann bekommen Speisekarten endgültig den Charakter von Arzneimittel-Beipacktexten. Dann könnte den Gästen das Essen aber auch schnell im Hals stecken bleiben. Guten Appetit!

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Außenbereich eines Lokals mit Decken und Heizpilzen
Gastgärten im Winter
Gastgärten im Winter

Streit um Heizpilze jetzt auch in Österreich

Nicht zuletzt die Ankündigung der Regierung in Wien, Schanigärten in der kommenden Saison auch den Winterbetrieb zu erlauben, hat die Diskussion um Heizpilze neu entfacht.
Gastronomin übergibt einer Kundin ein Too goo to go-Sackerl
Too Good To Go
Too Good To Go

1000 gerettete Mahlzeiten am Tag

Die App gegen Lebensmittelverschwendung feiert ihren ersten Geburtstag. 800 Partnerbetriebe sind alleine in Österreich schon mit dabei, über 365.000 Mahlzeiten konnten so schon gerettet werden.
Kaffeehaus-Kellner mit Gesichtsschild bei einem weiblichen Gast
Kommentar
Kommentar

Schluss mit der Maskerade

In Österreichs Handel ist die Maskenpflicht seit wenigen Tagen beendet, nicht nur für Kunden, sondern auch für das Personal. Nur in der Gastronomie müssen Kellner weiterhin Masken tragen. Warum eigentlich?
Junge Leute beim Feiern in einem Nachtclub
Nachtgastronomie
Nachtgastronomie

„Sperrstunde verbietet uns, Geld zu verdienen“

Vertreter der österreichischen Nachtgastronomie haben sich zu einem neuen Verein formiert. Ziel sind neue Regeln, die der Branche auch in Corona-Zeiten ein Überleben ermöglichen.
Hartwig Kirner
Interview
Interview

„Luxus wäre es, weiter zu machen wie bisher“

Der Geschäftsführer von Fairtrade Österreich, Hartwig Kirner, im HOGAPAGE-Interview über die Relevanz der Gastronomie und die Auswirkungen der Corona-Krise auf Fairtrade-Produkte.
Pizza fertig zum Abholen in einer Schachtel
Klarstellung
Klarstellung

Abholen von Speisen beim Wirt ab sofort erlaubt

Große Erleichterung für Österreichs Gastronomen. Zu beachten ist allerdings der übliche Sicherheitsabstand und dass die Speisen nicht vor Ort konsumiert werden.
Essenszusteller mit Thermotasche
Offen trotz Schließung
Offen trotz Schließung

Liefern und Abholen erlaubt

Prinzipiell müssen zwar bis auf wenige Ausnahmen alle Gastronomiebetriebe in Österreich geschlossen halten, es gibt aber doch Möglichkeiten, seine Gäste weiter mit Essen zu versorgen.
Traunseewirte
FELIX 2020
FELIX 2020

Wirte am Traunsee bitten zu Tisch

Bereits zum dritten Mal verwandelt das Wirtshausfestival „Felix“ die Region Traunsee-Almtal, im oberösterreichischen Salzkammergut in eine Bühne für Genussevents aller Art.
Mann mit Sonnenbrille lehnt an einer Wand und raucht eine Zigarette
„Giftcocktail“
„Giftcocktail“

Rauchverbot auch vor dem Lokal gefordert

Seit Anfang November letzten Jahres gilt das absolute Rauchverbot in Österreichs Gastronomie. Manchen geht das aber nicht weit genug. Auch das Rauchen vor den Lokalen sollte demnach verboten werden.