Veganes auf der Wiesn
Ausgerechnet auf der Wiesn, dem Fest der Fleischlust mit Hendl, Haxn und Ochsen, füllen immer mehr vegane Gerichte die Speisekarten:
Im Schottenhamel-Zelt laufen gebackene Kartoffelwaffeln mit Schwammerlragout und Kräutern als vegan, im Paulaner Festzelt gibt es vegane Currywurst mit scharfer Soße, im Armbrustschützenzelt stehen würziges Seitangulasch und böhmischer Eintopf auf der Karte. Und Wirtin Antje Haberl von der Ochsenbraterei hat für die Wiesn extra den veganen Spitzenkoch Sebastian Copien ins Zelt geholt.
Vor neun Jahren hatten erstmals zwei Wiesnwirte vegane Gericht auf dem Volksfest angeboten. In der Enten- und Hühnerbraterei Ammer gab es veganes Bio-Frikassee, und im damaligen Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn wurden Sojamedaillons in Rahmsoße und vegane Kässpätzle serviert. Jeweils allerdings ohne Käse, Rahm oder Huhn.
Der damalige Sprecher der Wiesnwirte, Toni Roiderer, einer Metzgerfamilie entstammend, sah damals nicht unbedingt Bedarf für extra vegane Gerichte auf dem Oktoberfest. „Bier, Brezn, Radieserl, Radi – das ist wunderbar“, sagte er.
Nachfrage nach veganen Speisen steigt
Was vor knapp zehn Jahren gerade auf dem Oktoberfest noch eher als Zugeständnis an Randgruppen galt, ist heute normal. Laut Bundesernährungsministerium essen sieben Prozent der Deutschen vegetarisch und ein Prozent vegan. Vor allem aber steigt die Zahl derer, die den Fleischkonsum reduzieren und auch zu Veganem oder Vegetarischem greifen. Hierzu zählen bereits 44 Prozent.
„Die Nachfrage nach vegetarischen Angeboten ist schon seit vielen Jahren beständig gestiegen, vor einigen Jahren setzte eben auch die Weiterführung auf vegan ein“, sagt Wirtin Antje Haberl. Bei ihr gibt es etwa vegane Pflanzerl (Frikadellen / Buletten / Fleischküchle / Klopse) auf Erbsenbasis – analog zu den Ochsenpflanzerl.
Festleiter Clemens Baumgärtner (CSU) begrüßt die fleischlosen Angebote. Sie würden das Angebot ergänzen, ohne den Charakter des Festes zu verändern: „Mit der Zeit gehen, aber sich nicht treiben lassen“, sagt er.
Wirtesprecher Peter Inselkammer verweist vor allem auf die hohe Qualität und regionale Herkunft der Produkte. „Hauptsache es schmeckt“, sagt er. Er sieht eine leicht steigende Nachfrage nach fleischloser Kost auf der Wiesn. „Aber man kann nicht von einem Trend sprechen.“ Nach wie vor sei das Hendl das beliebteste Gericht.