Womit lässt sich der kulinarische Sinneswandel erklären?
Um den kulinarischen Sinneswandel in Deutschland zu verstehen, ist es ratsam, sich mit der Geschichte des Landes auseinanderzusetzen.
Zunächst einmal fällt auf, dass Deutschland lange Zeit „das Land der Mehlschwitzengerichte und „Plumpsküche deutscher Hausfrauen“war, wie es einst der Gourmet und Gastrokritiker Wolfram Siebeck (1928-2016) verächtlich formulierte.
Des Weiteren seien viele Deutsche völlig vom Nationalismus verzogen gewesen und der internationalen Küche gegenüber geradezu feindlich eingestellt gewesen. Das führte dazu, dass ausländische Küchen mit Skepsis beäugt wurden.
Was änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg?
Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffneten in der Bundesrepublik dann erste Balkangrills, die ehemalige Zwangsarbeiter eröffneten, die im Land blieben, oder Flüchtlinge aus dem kommunistisch-autokratischen Jugoslawien von Josip Broz Tito.
Die 50er Jahre in West- und Ostdeutschland
In Ost-Berlin als Schaufenster der DDR gab es ab den 50ern sechs Nationalitätenrestaurants, allen voran das „Budapest“, in dem zum Beispiel „Hatsizinszelet Udparmestermod“ (Rumpsteak nach
Hofmeisterart) serviert wurde. Weitere Bruderstaatenlokale hießen „Warschau“, „Bukarest“, „Moskau“, „Sofia“ und „Café Praha“.
Deutschland und die Italiener
In Westdeutschland etablierten sich ab den 50er Jahren die ersten Italiener, sie stillten die enorme Sehnsucht nach dem Süden und brachten deutschen Zungen langsam Pizza und Pasta näher.
Das Dolce Vita blieb vielen Deutschen dennoch erstmal verdächtig – ebenso wie Spaghetti, Meeresfrüchte, Crème fraîche oder Espresso.
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