Lebensmittel-Dialog Österreich

Gäste an der Macht

Auswahl an Obst und Gemüse
Regionale Lebensmittel bieten abseits der hohen Qualität für den Gastronomen auch einen emotionalen Mehrwert bei der Vermarktung seiner Produkte. (© Land schafft Leben)
Eine Veranstaltung unter dem Motto „Tourismus & Landwirtschaft – partnerschaftlich MehrWert schaffen“ zeigte Chancen und Verbesserungspotenzial für Kooperationen der beiden Bereiche.
Freitag, 09.11.2018, 08:51 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Die österreichische Lebensmittelinitiative  „Land schafft Leben“ lud jüngst  zum Lebensmittel-Dialog nach St. Wolfgang unter dem Motto „Tourismus & Landwirtschaft – partnerschaftlich MehrWert schaffen“. Ein zentrales Thema der Veranstaltung war der Begriff „Regional“. Wird er zu eng gedacht, können Gastronomen ihren Gästen kaum regionale Speisen anbieten. Österreichische Lebensmittel haben nur dann eine Chance, wenn die Wahl nicht auf die billigsten Produkte fällt. Heimische Lebensmittel sind laut Großhändler Manfred Kröswang zwischen 10 und 40 Prozent teurer als ausländische. Auch deshalb weil Transportkosten kaum ins Gewicht fallen und sich andere Faktoren wie höhere Löhne und Strukturkosten hier deutlich stärker auswirken. So verlieren heimische Lebensmittel im reinen Preiskampf fast immer. Auf die einzelne Portion im Gasthaus gerechnet, ist der Wareneinsatz für heimische Qualität allerdings nur um 10 bis 70 Cent teurer.

Während bei Schweine- und Rindfleisch schon viele Gastronomen auf österreichische Produkte zugreifen, zeigen die Verkaufsstatistiken, dass beim Geflügel und hier besonders bei der Pute sehr wenig österreichische Ware den Weg in die heimische Gastronomie findet. Müsste auf Speisekarten und bei Buffets die Herkunft angegeben werden, würde sich das Einkaufsverhalten hier vermutlich rasch ändern.

Ukrainische Käfigeier vs. regionale Qualität

Wenn Wirte rein kurzfristig ökonomisch denken, mag es klug sein, auf ukrainische Käfigeier zu setzen. Mit steigendem Bewusstsein würden indes immer mehr Einheimische und Gäste die Herkunft der Lebensmittel hinterfragen, da waren sich die Referenten sicher. Konsens bestand in den Podiumsdiskussionen auch darin, dass letztendlich die Gäste aus dem In- und Ausland viel Macht und Einfluss haben. Wenn sie im Hotel, im Restaurant oder auf der Berghütte künftig häufiger nach der Herkunft der Lebensmittel fragen und bereit sind ein paar Cent mehr zu zahlen, wird kein Hotelier oder Gastronom nur das Billigste einkaufen.

Tourismus und Landwirtschaft können stark voneinander profitieren, da waren sich alle Referenten und Diskussionsteilnehmer einig. Wie das im Detail funktionieren könnte, zeigte der Nachmittag des Lebensmittel-Dialogs. Innovative Hoteliers und Lebensmittelerzeuger präsentierten ihre Erfolgsmodelle. Klaus Bauernfeind, Obmann der Bio-Region Mühlviertel, meint, man solle vermeintliche Schwächen als Stärken nutzen. Die kleinstrukturierte Mühlviertler Landwirtschaft könne nie so billig produzieren wie andere am Weltmarkt, dafür können nur Mühlviertler Lebensmittel „aus dem Mühlviertel“ erzeugen, mit denen man bestimmte Werte verbindet. Auf diese Art könnten alle Beteiligten eine Freude haben – der Bauer, der Verarbeiter, der Tourismusbetrieb und dessen Mitarbeiter und natürlich der Gast.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

(v. l.): Markus Stacherl (Koch in der Entwicklungsküche von Gourmet), Andrea Johanides (Geschäftsführerin des WWF Österreich) und Herbert Fuchs (Geschäftsführer von Gourmet)
Partnerschaft verlängert
Partnerschaft verlängert

Klimagerechtes Essen

WWF-Umweltschutzexperten und Ernährungsprofis des österreichischen Gemeinschaftsverpflegers „Gourmet“ kooperieren weiterhin für eine klimafreundliche Ernährung.
Gottfried Bachler, Eckart Mandler, Martin Gruber und Christian Kresse präsentieren ein Schild auf dem Slow Food Kärnten steht
Nachhaltiger Genuss
Nachhaltiger Genuss

Kärnten entwickelt einzigartiges Slow Food-Projekt

Kärnten hat sich bereits mit der 1. Slow Food Travel Destination in der Region Gailtal / Lesachtal einen Namen gemacht. Nun folgt die Entwicklung eines neuen weltweiten Slow Food-Leitprojektes.
Ein österreichisches Gericht auf einem Teller angerichtet
Bio-Lebensmittel vor allem im Handel beliebt
Bio-Lebensmittel vor allem im Handel beliebt

Gastronomie ist wenig bio-affin

Auch wenn Bio-Produkte in Österreich generell immer häufiger gekauft werden, stagniert der Anteil in der Gastronomie bei nur drei Prozent. Im Handel ist er knapp dreimal so hoch.
Hühner im Stall
Initiative
Initiative

„Gut zu wissen“ sorgt in Gemeinschaftsverpflegung für Transparenz

Immer mehr Menschen wollen wissen, woher die Lebensmittel, die sie genießen, stammen. Aus diesem Grund hat die Landwirtschaftskammer (LK) Österreich die Initiative „Gut zu wissen“ gestartet, die die Herkunft von Fleisch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung sichtbar macht.
Jonas Grundner wird Chef de Cuisine im Gourmetrestaurant ice Q
Personalie
Personalie

Jonas Grundner wird Küchenchef im ice Q

Auf über 3.000 m zu kochen, ist sicherlich eine ganz eigene Herausforderung. Der gebürtige Vorarlberger Grundner freut sich aber über diese großartige Chance. Immerhin war auch schon James Bond zu Gast auf dem Gipfel des Gaislachkogls.
junge Frau kocht in einem Restaurant
Ausbildung
Ausbildung

Tiefstwerte bei Gastro-Lehrlingszahlen in Österreich

Nicht nur hierzulande bleiben zahlreiche Lehrstellen unbesetzt, auch in unserem Nachbarland ist es schwierig für Betriebe Azubis zu finden. Jetzt fordert die Gewerkschaft Vida eine bessere Ausbildungsqualität, damit der Branche wieder mehr Attraktivität gewinnt. 
Andreas Senn und sein Team
Nächtliches Dinner
Nächtliches Dinner

So spät kocht kein zweiter Spitzenkoch!

Einzigartig in Österreich: Das Salzburger Zwei-Sterne-Restaurant Senns nimmt Reservierungen bis nach Mitternacht entgegen. Was ist der Hintergrund?
Christian Marent in seinem Restaurant
Aktion
Aktion

Christian und Alexander Marent brechen alte Grenzen auf

Mit Mut voran! Die beiden Brüder und Geschäftspartner wagen einen ungewohnten Vorstoß. Schon Mitte August öffnen sie das Gourmetrestaurant „Bruderherz Fine Dine“ in Fiss. Und das in Zukunft als Ganzjahresbetrieb. Damit wollen sie unter anderem den Tourismus in der Nebensaison unterstützen. 
Dr. Hans Michel Piëch, JRE Christoph und Doris Forthuber, Markus Buchmayr
Wandel
Wandel

Christoph Forthuber zieht um

Die Zeichen stehen auf Neuanfang für den JRE Koch und seine Ehefrau und Sommelière Doris. Da ihm der Platz für sein Restaurant zu klein geworden ist und er künftig auch gern Zimmer anbieten möchte, wagt er den nächsten Schritt.