Gäste an der Macht
Die österreichische Lebensmittelinitiative „Land schafft Leben“ lud jüngst zum Lebensmittel-Dialog nach St. Wolfgang unter dem Motto „Tourismus & Landwirtschaft – partnerschaftlich MehrWert schaffen“. Ein zentrales Thema der Veranstaltung war der Begriff „Regional“. Wird er zu eng gedacht, können Gastronomen ihren Gästen kaum regionale Speisen anbieten. Österreichische Lebensmittel haben nur dann eine Chance, wenn die Wahl nicht auf die billigsten Produkte fällt. Heimische Lebensmittel sind laut Großhändler Manfred Kröswang zwischen 10 und 40 Prozent teurer als ausländische. Auch deshalb weil Transportkosten kaum ins Gewicht fallen und sich andere Faktoren wie höhere Löhne und Strukturkosten hier deutlich stärker auswirken. So verlieren heimische Lebensmittel im reinen Preiskampf fast immer. Auf die einzelne Portion im Gasthaus gerechnet, ist der Wareneinsatz für heimische Qualität allerdings nur um 10 bis 70 Cent teurer.
Während bei Schweine- und Rindfleisch schon viele Gastronomen auf österreichische Produkte zugreifen, zeigen die Verkaufsstatistiken, dass beim Geflügel und hier besonders bei der Pute sehr wenig österreichische Ware den Weg in die heimische Gastronomie findet. Müsste auf Speisekarten und bei Buffets die Herkunft angegeben werden, würde sich das Einkaufsverhalten hier vermutlich rasch ändern.
Ukrainische Käfigeier vs. regionale Qualität
Wenn Wirte rein kurzfristig ökonomisch denken, mag es klug sein, auf ukrainische Käfigeier zu setzen. Mit steigendem Bewusstsein würden indes immer mehr Einheimische und Gäste die Herkunft der Lebensmittel hinterfragen, da waren sich die Referenten sicher. Konsens bestand in den Podiumsdiskussionen auch darin, dass letztendlich die Gäste aus dem In- und Ausland viel Macht und Einfluss haben. Wenn sie im Hotel, im Restaurant oder auf der Berghütte künftig häufiger nach der Herkunft der Lebensmittel fragen und bereit sind ein paar Cent mehr zu zahlen, wird kein Hotelier oder Gastronom nur das Billigste einkaufen.
Tourismus und Landwirtschaft können stark voneinander profitieren, da waren sich alle Referenten und Diskussionsteilnehmer einig. Wie das im Detail funktionieren könnte, zeigte der Nachmittag des Lebensmittel-Dialogs. Innovative Hoteliers und Lebensmittelerzeuger präsentierten ihre Erfolgsmodelle. Klaus Bauernfeind, Obmann der Bio-Region Mühlviertel, meint, man solle vermeintliche Schwächen als Stärken nutzen. Die kleinstrukturierte Mühlviertler Landwirtschaft könne nie so billig produzieren wie andere am Weltmarkt, dafür können nur Mühlviertler Lebensmittel „aus dem Mühlviertel“ erzeugen, mit denen man bestimmte Werte verbindet. Auf diese Art könnten alle Beteiligten eine Freude haben – der Bauer, der Verarbeiter, der Tourismusbetrieb und dessen Mitarbeiter und natürlich der Gast.