Faktencheck

Mythen rund ums Bier

Hände halten drei Bier gegen den blauen Himmel
Ein Hoch auf den Gerstensaft – nicht nur am 7. August! (© Deutscher Brauerbund)
Bier auf Wein, das lass sein? Der 7. August ist internationaler Tag des Bieres – Grund genug, den gängigsten Biermythen auf den Zahn zu fühlen.
Donnerstag, 06.08.2020, 12:09 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

„Auch Wasser ist ein edler Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen.“ Diesem Sprichwort folgen offenbar viele Deutsche und Österreicher und liegen im weltweiten Pro-Kopf-Konsum seit jeher im Spitzenfeld. Kein Wunder also, dass sich zahlreiche Mythen um das kühle Blonde ranken. Enthält die alkoholfreie Variante wirklich keinen Alkohol? Und sind die Deutschen tatsächlich Trink-Weltmeister? Zeit für einen Faktencheck anlässlich des Internationalen Tages des Bieres am 7. August.

Behauptung: Bier auf Wein, das lass sein …
Bewertung: Falsch.
Fakten: „Wein auf Bier, das rat ich dir.“ Wenn auf der nächsten Party ein Gast mit diesem Spruch um die Ecke kommt, weiß man: Diese Lebensweisheit stimmt nicht. Studien haben gezeigt, dass der Kater am Morgen ähnlich intensiv ist, egal welche Alkoholsorte am Vorabend zuerst konsumiert wurde. Der Spruch kommt vermutlich aus dem Mittelalter, als Bier das Getränk der einfachen Bürger, Wein hingegen einer elitären Oberschicht vorbehalten war. Man ging also nach dem Genuss des „edlen“ Weins nicht wieder zum „ordinären“ Bier zurück.

Behauptung: Warmes Bier hilft gegen Erkältung.
Bewertung: Falsch.
Fakten: Durch den Konsum von Bier kann sich tatsächlich ein angenehm wärmendes Gefühl einstellen. Hopfen und Malz lieferten ätherische Öle und Bitterstoffe, die antibakteriell und beruhigend wirkten, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. „Zudem hat Alkohol eine gewisse ‚narkotische‘ Wirkung und kann den Schlaf fördern.“ Und Schlaf ist ja bekanntlich die beste Medizin, oder? Das angenehme Gefühl ist Gahl zufolge jedoch trügerisch. Die Expertin rät, während einer Erkältung auf Bier und Alkohol zu verzichten. Denn: Es schwächt das Immunsystem und entzieht dem Körper Wasser. Kräuter- oder Früchtetees seien die bessere Alternative.

Behauptung: Alkohol wirkt bei Hitze stärker.
Bewertung: Stimmt.
Fakten: Bier eignet sich bei hohen Temperaturen nicht als Durstlöscher, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt. „Wenn die Sonne brennt, wirkt Alkohol im Körper schneller und intensiver“, erklären die Experten. Der Blutdruck sinkt und man fühlt sich müde und schlapp. Folgen können Kreislaufprobleme oder sogar Bewusstlosigkeit sein. Außerdem warnt die Behörde, Alkohol und Baden zu verbinden. Denn die Gefäße weiteten sich, und man könne selbst bei einer Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad einen Kälteschock erleiden.

Behauptung: Konterbier (in Österreich auch „Reparaturseidl“ genannt) hilft gegen den Kater.
Bewertung: Nur kurzfristig.
Fakten: Wer viel trinkt, bekommt am Morgen danach oft die Quittung – Kopfschmerzen oder Übelkeit. Die Zufuhr von Flüssigkeit helfe, diese Symptome zu bessern. „Das geht mit Bier“, sagt Labormediziner Nicolas von Ahsen. Der edle Tropfen helfe allerdings nur kurzfristig, indem er den dicken Schädel hinauszögere. Besser seien daher elektrolytreiche Getränke wie Fruchtsaftschorle. Und: Wer sich nach einer feuchtfröhlichen Nacht das Weitertrinken am nächsten Morgen angewöhnt, kann damit bedenkliche Trinkgewohnheiten fördern.

Behauptung: Bier kann nicht schlecht werden.
Bewertung: Stimmt.
Fakten: Bier kann auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) bedenkenlos getrunken werden. Der darin enthaltene Alkohol, die Kohlensäure und der Hopfen würden verhindern, dass sich schädliche Keime vermehren könnten, sagt Holger Eichele vom Deutschen Brauer-Bund. „Solange eine Flasche dicht ist, bestehen keine gesundheitlichen Risiken durch Überschreitung des MHD.“ Allerdings veränderten sich oftmals die Farbe und der Geschmack in Richtung Sherry-Noten. Alkoholreiche Bockbiere kann man also problemlos jahrelang lagern und auch genießen, bei einem Pils nimmt die Qualität hingegen sukzessive ab.

Behauptung: Bier und Sport passen nicht zusammen.
Bewertung: Teilweise richtig.
Fakten: Nach dem Training ein Bierchen gönnen – völlig in Ordnung. Zumindest solange es sich um Bier mit 0,0 Prozent Alkohol handle, sagt Helen Bauhaus von der Sporthochschule Köln. Alkoholfreies Bier ist demnach reich an Kohlenhydraten und Natrium – und damit genau das Richtige für Sportler, die beim Schwitzen Flüssigkeit verloren haben. Auf Bier mit Prozenten sollte man aber unbedingt verzichten. Denn es erhöhe das Verletzungsrisiko und verringere die Schlafqualität.

Behauptung: Es gibt kein Bier auf Hawaii.
Bewertung: Falsch.
Fakten: Sänger Paul Kuhn verbreitete 1963 mit seinem gleichnamigen Ohrwurm dieses Gerücht. Doch die Hawaiianer haben natürlich mehr zu bieten als bunte Cocktails. Die Kona-Brauerei in dem US-Bundesstaat produziert beispielsweise Biere mit dem klangvollen Namen „Fire Rock“, „Longboard“, oder „Gold Cliff“.

Behauptung: Deutsche trinken weltweit am meisten Bier.
Bewertung: Falsch.
Fakten: Besucher des Oktoberfestes müssen jetzt stark sein: Deutschland ist nicht Bier-Weltmeister. Nach Angaben aus den nationalen Brauereiverbänden führt Tschechien mit etwa 140 Litern pro Kopf die Rangliste an – gefolgt von Österreich, wo jeder durchschnittlich 106 Liter jährlich trinkt. Erst auf Rang drei landen die Deutschen mit annähernd 100 Litern.

Behauptung: Alkoholfreies Bier enthält keinen Alkohol.
Bewertung: Stimmt in vielen Fällen nicht.
Fakten: Alkoholfreies Bier darf nach dem Gesetz bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Diese winzigen Reste dienen auch der geschmacklichen Abrundung. Einige Brauereien bieten aber auch gänzlich alkoholfreie Sorten mit 0,0 Prozent an.

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