Trends 2020 – Die Zukunft hat schon begonnen
Was geht, was bleibt, was kommt? Experten verraten uns die großen Branchentrends von morgen – und übermorgen!
von Michael Eichhammer#FOOD-TRENDS
Das jüngste Gericht – ein Blick über den Tellerrand
Auf dem Vormarsch sind Buddha-Bowls und hawaiianische Poké-Bowls. In einer Schüssel angerichtet, enthalten sie »Superfood«-Zutaten wie roh marinierten Fisch, Algen und Edamame-Bohnen. Food-Trend-Scout und HOGAPAGE-Kolumnist Andrew Fordyce ist überzeugt, dass die große Zeit der Bowls bevorsteht. Als Gastro-Globetrotter spürt er Trends weltweit auf. »In Amerika ist das Thema ›langsam gekochtes Fleisch‹ gerade sehr heiß – Stichwort ›pit cooked‹ und ›smoked‹«, so der Experte. »In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist zwar ›pulled pork‹ bekannt, aber es gibt noch keine Restaurants, die sich ›smoked meat‹ als Kernthema auf die Fahnen geschrieben haben.« Ein weiterer kommender Trend ist der Fokus auf glutenfreie Produkte wie Tacos. »Das ist noch ein sehr unterbesetzter Bereich im deutschsprachigen Raum«, findet Fordyce.
Der Streetfood-Trend ist noch immer da, aber er zieht nicht mehr nur um die Häuser, sondern wird sesshaft. Was die Restaurant- Gastronomie gern vom Streetfood übernimmt, ist die Innovationsfreude und Exotik. Selbst Sterneköche interpretieren das Phänomen, um neue Facetten in ihr Portfolio zu bringen. Denn im Gegensatz zu einer alten Bauernregel gilt: Was der Kunde nicht kennt, das isst er gern.
Beyond Alk
Die Neugier des Gastes auf die Produkte, die er konsumiert, reduziert sich nicht nur auf Speisen. Auch bei Getränken interessieren sich Gäste zunehmend für Hintergrundwissen. Ein Wein-, Wasser- oder Biersommelier macht nicht in jedem Betrieb Sinn. Was sich aber auf jeden Fall empfiehlt, sind Kellner, die neugierige Kundenfragen versiert beantworten können. Das Fachwissen des Personals macht sich bezahlt, denn für das Gefühl von mehr Qualität sind die Gäste auch bereit, mehr zu bezahlen.
Nach dem Trend ist vor dem Trend. Und nach der Renaissance des Gins steht das nächste Spirituosen-Comeback bereits in den Startlöchern. »Wermut ist in London bereits wieder groß und wird auch hier der nächste Trend«, ist Andrew Fordyce überzeugt.
Cocktails, Bier und Wein ohne Alkohol – keine Schnapsidee, sondern ein spürbarer Trend. Der generelle Trend zur gesundheitsbewussten Ernährung beinhaltet auch, dass immer mehr Menschen ihren Alkoholkonsum reduzieren wollen. Wenn man beobachtet, wie stark der Markt für nichtalkoholisches Bier derzeit wächst, muss man sich fast fragen, ob man doppelt sieht. Die Macher nichtalkoholischer Getränke haben sich ins Zeug gelegt, den Geschmack durch Ersatzzutaten beizubehalten. Der Begriff »Mocktails« trifft es am besten – er setzt sich zusammen aus »Cocktail« und »mock«, dem englischen Verb für »vortäuschen«.
Modewort »Plantarismus«
Sterben die Fleischesser aus wie die Dinosaurier? Nein. Auch unter der immer größer werdenden Klientel der Gesundheitsbewussten und Nachhaltigen gilt: Warum entscheiden, wenn man alles haben kann? »Flexitarier« genießen Fleisch in Maßen statt in Massen. Weniger Fleischkonsum, dafür mehr Fleischqualität ist ihre Devise. Neben der Qualität der Lebensmittel liegt diesen Teilzeit-Vegetariern auch die Lebensqualität der Tiere am Herzen. Das neue Bewusstsein nennt sich Plantarismus. »Die pflanzenorientierte Ernährung ist die große zukünftige Ausrichtung«, so die Überzeugung von Trendscout Karin Tischer von food & more. »Es betrifft alle. Die einen ganz streng, die anderen mehr nach Situation, Gefühl oder Bedürfnis.« Für die Gastronomie bedeutet das: Alternativen zum klassischen Fleischgericht werden auch im Mainstream immer bedeutsamer.