Lindner ist überzeugt, man dürfe nicht alle jungen Leute der Gen Z über einen Kamm scheren. „Wichtig ist, die Jungen vom Beginn ihrer Tätigkeit mit ein­zubinden und ihnen auch Verantwortung zu übergeben. Sie möchten mitreden und Vorschläge vorbringen. Flache Hierarchien und seit 15 Jahren mit allen – auch den Azubis – per Du zu sein,  hat sicherlich zum Erfolg unserer Hotelgruppe mit Mutterkonzern in Australien beigetragen.“

Servicekraft serviert Speisen bei einem Bankett
Foto: Victor’s Residenz Hotel Schloss Berg/Andreas Schlichter

Bestätigung gefordert

Sarah Vogelgesang, stellvertretende ­Direktorin und Azubi-Beauftragte des Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg, beobachtet, dass der jungen Generation heutzutage insbesondere die Work-
Life-Separation extrem wichtig sei. „Ist es mal notwendig, etwas länger zu arbeiten, möchten Azubis eine klare Begründung, warum dies nötig ist und wann der Ausgleich genommen werden kann. Heute wird erwartet, den Sinn hinter allem zu erläutern.“

Die Gen Z und ältere Generationen zu vereinen, ist ein echter Balanceakt, aber ­unsere Aufgabe 

Sarah Vogelgesang, Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg

Auffällig sei vor allem, dass junge Menschen heute offensichtlich viel mehr Feedback benötigen. „Das ist nicht ­verwunderlich, immerhin werden die Nachwuchskräfte von morgen ganz selbstverständlich mit Social Media groß. Auf Plattformen wie Instagram oder Facebook bekommen sie auf ihre Interaktion innerhalb weniger Sekunden ein ‚Daumen hoch‘ oder Ähnliches. Diese direkte Rückmeldung wünschen Sie sich auch im Berufsalltag – daran müssen wir uns in der Kommunikation mit dem Nachwuchs anpassen“, betont Vogelgesang. Vor allem fordere die Gen Z mehr Lob, für Dinge, die einst als selbstverständlich galten. „Überspitzt gesagt, möchte sie allein schon für regelmäßiges pünktliches Erscheinen am Arbeitsplatz eine positive Bestätigung erfahren.“

Sarah Vogelsang
Foto: Victor’s Residenz Hotel Schloss Berg/Andreas Schlichter

Generation Smartphone

Erst im Mai 2024 hatte das Residenz-Hotel seine Türen für alle, die sich für Jobs in der Hotelbranche interessieren, geöffnet. „Viele haben über unsere Social Media Kanäle großes Interesse bekundet, tatsächlich vor Ort waren aber weitaus weniger als erwartet“, be­richtet die stellvertretende Hoteldirektorin und man kann ein wenig Ent­täuschung in ihrer Stimme hören. ­Eigeninitiative sei leider inzwischen beim Nachwuchs nicht gerade im Übermaß vorhanden. Vogelgesang merkt an: „Wird solch ein Programm nicht im Rahmen der Schule organisiert, ist heut­zutage kaum jemand bereit, sich in seiner Freizeit um Berufschancen zu bemühen. Als Ausbildungsbetrieb ­müssen wir selbst aktiv werden, indem wir beispielsweise Schüler auf den Berufsmessen abholen.“ 

Wie man heute bei den jungen Leuten ankommt? „Unsere Azubis sind aktuell begeistert davon, in kurzen TikTok-­Videos mitzuwirken und zeigen zu ­können, wie ihr Alltag aussieht. Wir sollten also den Nachwuchs dort an­sprechen, wo er tagtäglich unterwegs ist.“ Bei der Umwerbung des Nachwuchses empfiehlt Agnes Lindner außerdem, nach dem Motto „Weniger ist mehr“ zu agieren: „Eine familiäre Atmosphäre am Arbeitsplatz ist den Jungen sehr viel mehr wert, als sonstige Incentives – materiell ist die Gen Z nämlich meist bestens ausgestattet.“

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