Sich in sein Gegenüber hineinversetzen
Wie kann die Berufsschullehrerin reagieren, wenn eine Schülerin aufgrund langer Fingernägel keine Handschuhe tragen will, welche aber aus hygienischen Gründen in der Küche Vorschrift sind? Was kann man tun, wenn es zwischen Mitarbeitenden zu Beleidigungen kommt? Wie verhalte ich mich, wenn der Azubi trotz mehrmaliger Ansagen immer zu spät kommt?
Analysen bereits erlebter Alltagssituationen sollten den Teilnehmern zunächst ausschlaggebende Rahmenbedingungen dafür aufzeigen, welche Faktoren zu einer erfolgreichen Kommunikation unter Mitarbeitern beitragen und wodurch hingegen Missverständnisse hervorgerufen werden. Kulturelle Barrieren, unklare Erwartungshaltungen, der Umgang auf Augenhöhe und Sympathieverhältnisse waren hier nur einige wenige Anhaltspunkte, die die Teilnehmer eruierten.
Ein aktives Rollenspiel gab den Teilnehmern anschließend Gelegenheit, sich in die Lage ihres Gegenübers zu versetzen – und damit auch mehr Verständnis für dessen Reaktionen zu bekommen und die Dynamik eines Gesprächs besser einordnen zu können. „Es ist schon erstaunlich, wie viel lockerer die jungen Generationen heut-zutage mit dem Thema Ausbildung umgehen“, berichtet Teilnehmerin Jasmin Bibinger von Alpenhain aus ihrem Berufsalltag.
Dem stimmt auch Katja Petzak, Ausbildungsbetreuerin bei Junge – Die Bäckerei aus Lübeck, bei: „Wir merken aktuell, dass gerade die coronageprägten Auszubildenden mehr auf Work-Life-Balance statt auf ein hohes Einkommen setzen. Bei frisch Ausgelernten ist beispielsweise der Anspruch auf eine Vier-Tage-Woche keinesfalls eine Seltenheit mehr.“ Im Verlauf des Workshops übten die Teilnehmer zudem, Verständnisfragen zu stellen, um herauszufinden, was hinter einer Situation stecken kann.
Mehr Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen
Die angeregten Diskussionen zeigten, wie aktuell das Thema Kommunikation mit jungen Auszubildenden ist. Jeder und jede hat bislang ganz eigene Erfahrungen mit diesem Thema gemacht. Denkanstöße und Tipps für den Ausbildungsalltag gab es beim Workshop zahlreich. „Als Berufsschullehrer ist man wenig im Geschehen des Berufs- alltages involviert, umso hilfreicher ist dann der Austausch bei Workshops wie diesem – jene, die tagtäglich mit den Auszubildenden im Job arbeiten, liefern uns hier wichtige Hilfestellungen“, schildert Teilnehmer Eugen Barth, IHK-Prüfer und Berufsschullehrer an der Paul-Kerschensteiner Schule in Bad Überkingen.
Vielen der Teilnehmer wurde an diesem Tag ganz bewusst klar, dass es für eine erfolgreiche Kommunikation mit den Nachwuchskräften oftmals sehr viel mehr an Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen bedarf. Nur mit einer vertrauensvollen Kommunikation ist eine effektive Zusammenarbeit möglich. Vor allem aber muss auch die Bereitschaft zu einer guten Kommunikation vorhanden sein. Denn, so Kursleiterin Simone Oßwald: „Der wichtigste Satz in der Kommunikation lautet ‚Erst verstehen wollen, dann verstanden werden‘.“ Dabei dürften künftig die guten Vorsätze helfen, die jeder Teilnehmer für sich formulierte. Zum Beispiel diese: Sich besser auf Gespräche vorbereiten und unvoreingenommener in Gespräche gehen, auf Augenhöhe kommunizieren und sich vor allem genügend Zeit für ein Gespräch nehmen.
Gemütlicher Ausklang und Erfahrungsaustausch
Nach dem Workshop ging es zum gemütlichen Ausklang ins Münchner Restaurant „Zum Franziskaner“. Bei leckeren Schmankerln wurde den Gästen die brandneue BdS-Ausbildungsseite vorgestellt. Sie konnten sich weiter mit Branchenkollegen austau- schen – auch über die ersten Erfahrungen zur Neuordnung der systemgastronomischen Ausbildungsberufe.
Conrad Krödel von der Beruflichen Schule in Elmshorn informierte und stand für Fragen bereit. Am Ende des Tages freute sich BdS-Ausbildungsreferentin Nicole Campe, die seit Jahren für das Ausbildertreffen verantwortlich ist, über die gelungene Veranstaltung: „Ich bin begeistert, mit welcher Leidenschaft sich die Ausbildungsverantwortlichen für das Thema Ausbildung engagieren. Herzlichen Dank dafür!“