Vorher & Nachher
Zur sanften Einstimmung ein Aperitif, als krönender Abschluss ein Digestif
von Gabriele GugetzerGanz klar, die Digestif-Kultur scheint in Frankreich und Italien noch immer viel stärker verankert zu sein. Einerseits ist das die Tradition, die mit einem mehrgängigen gepflegten Essen einhergeht.
Kräuterbasierte Liköre wie die in Italien sogar regional geprägten Amari, Armagnac oder Bénédictine sind Klassiker, natürlich auch Cognac. Zwischenzeitlich machte man sich dort allerdings ein bisschen Sorgen um den Absatz, bis amerikanische Rapper ihn wiederentdeckten. Nach dem 2. Weltkrieg war Cognac erstmals mit den rückkehrenden Soldaten nach Amerika gekommen, verlor aber irgendwann seinen Schmelz. In der schwarzen Kultur war er beim ersten Mal gar nicht angekommen und wurde nun zum Statussymbol. Madeira, sind sich viele Sommeliers einig, hätte eine ähnliche Wiederentdeckung verdient oder müsste überhaupt erstmal entdeckt werden.
Denn der auf der gleichnamigen Insel gewonnene, mit Branntwein aufgespritete Wein hat noch einen gewissen Seltenheitswert an der Bar oder in der Küche. Überdies besitzt er eine geschützte Herkunftsbezeichnung, auch das ein Thema, das bei Drinks zunehmend eine Rolle spielt. Aber was ist denn nun alles neu und anders?
Kein Alkohol? Auch eine Lösung
Pflanzen verfügen ja bekanntlich über Inhaltsstoffe, die oftmals bereits seit Jahrhunderten für ihre Wirkung auf Geist und Körper bekannt sind. Eben diese packen die drei Botaniker Tatiana, Dash und Meeta mal eben in eine Linie botanisch angereicherter Getränke. Die „Three Spirit“ beweisen damit vor allem eins: der Verzicht auf Alkohol ist nicht gleichbedeutend mit Verzicht auf Genuss.
Im Hause Buhl war man bereits vor zwei Jahren auf den alkoholfreien Zug aufgesprungen. Die feine Kollektion von Luginger enthält nämlich nur 0,3 % Restalkohol. Riesling und ein aus Pinot Noir gemachter Rosé gibt’s auch als Mousseux-Varianten, die sich ideal für den Aperitif eignen (zu Sekt später noch mehr).
Hier zur Sicherheit nochmal der Hinweis:
Ohne Alkohol und alkoholfrei sind nicht dasselbe. Alkoholfreier Wein und Sekt darf ganz legal bis zu 0,5 % Restalkohol aufweisen. Wer aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen ganz auf Alkohol verzichtet, wäre hier falsch beraten. Nur die Bezeichnung ohne Alkohol heißt auch, dass gar kein Alkohol enthalten ist.
Sekt als Aperitif
Und wo wir schon bei den Bubbles sind, hier erstmal Zahlen. Laut einer aktuellen Studie der Hochschule Geisenheim University erfreut sich Sekt in Deutschland großer Beliebtheit. Beim Pro-Kopf-Verbrauch von Schaumwein ist Deutschland mit etwa 3,2 Litern pro Jahr (lt. Schaumweinsteuerstatistik 2021 des Statistischen Bundesamtes) sogar Weltspitze. 11 Prozent der Deutschen konsumieren demnach mindestens einmal pro Woche Sekt.
Eine Sektkarte für den Aperitif macht Sinn. Ich empfehle Blanc de Blanc, Blanc de Noir, Rosé und Cuvées aus weißen und roten Trauben
Neugier bereiten vor allem auch alkoholfreie Varianten. So hat bereits knapp jeder zweite Befragte (44 Prozent) schon einmal einen alkoholfreien Sekt probiert. Von diesen sieht über die Hälfte das Produkt als situationsbedingte Alternative zum klassischen Sekt. Und da spielen auch Winzersekte mit, was Serhat Aktas freut. Sein Berliner Weinbistro Der Weinlobbyist bekam, quasi aus dem Stand und kurz nach seiner Gründung, bereits die Auszeichnung „Beste Sektkarte Deutschlands“. Aktas ist ausgemachter Winzersektfan. Und findet Sekt als Aperitif ganz und gar nicht langweilig. „Sekt ist wie Schokolade, er macht glücklich“, sagt er. Und für die Gastro nicht ganz unerheblich: „Sekt ist appetitanregend. Einen fantastischeren Start für ein Dinner kann ich mir nicht vorstellen.“ Seine Tipps: Barth (Riesling Brut), Griesel (Blanc de Blancs Tradition), Bamberger (Riesling) und Vaux (Sauvignon Blanc Brut).