Partymachen in Valladolid
Fotos: radekcho/stock.adobe.com; C.R.D.O. Rueda

Partymachen in Valladolid

Keine Sorge, nicht überall in Kastilien-Léon ist es ruhig und menschenleer. Valladolid, Regierungssitz der Region, verfügt beispielsweise über ein pulsierendes ­Nachtleben. Die Größe der Stadt mit etwa 300.000 Einwohnern präsentiert sich ange­nehm, das historische Zentrum ist als Kulturgut anerkannt und eignet sich perfekt zum vorabendlichen Flanieren und zum späteren Ausgehen. 

Tapas-Bars finden sich in der gemütlichen Altstadt an jeder Ecke – zwischen modern und traditionell, vom farnverhangenen Los Zagales über La Tas­quita bis zur Villa Paramesa. Feine und entsprechend aufwendige Küche ohne Ge­tue präsentiert das nach seinem Kü­chenchef be­nannte Restaurante Gabi García. Dort wird Saiso­nalität hochgehalten; beispielhafte Klassiker sind die Cannelloni vom Ochsenbäckchen, die ebenso wie das Lauch­risotto mit Sepiaeintopf und schwarzer Tinte unter Vorspeisen zu finden sind, während bei den Hauptgerichten Seehecht in XO-Kruste und Lachs im Filopäckchen mit Gemüsenudeln besonders beeindrucken – mal abgesehen von den Fleischgerichten.

Die Weine der Rueda

Kastilien-Léon bringt nämlich hervorragende Weine hervor. Zwischen 700 und 800 Metern hoch liegt das Anbaugebiet der D. O. Rueda, wo vorrangig Weißweine produziert werden. Die Haupttraube Verdejo ist autochthon, sekundäre Sorten sind Viura, Sauvignon Blanc und Palomino Fino. Die Lage auf der geografisch als Nord­meseta bezeichneten Hochebene sorgt für Temperaturschwankungen von bis zu 25 °C zwischen Tag und Nacht. Im Winter sorgen Kälte und Unwirtlichkeit bei Vielen für Schnappatmung. Nachtfröste sind auch noch im Frühjahr nicht selten, die Niederschlagsmenge ist generell gering – die Rebstöcke müssen sich anstrengen, um aus der Tiefe Wasser zu holen, und wachsen langsam. Die Böden sind steinig, das Klima ist trotz der vielen Sonnenstunden kontinental – und genau das liefert ganz besondere Weißweine, die mit frischen Sommergerichten ebenso harmonieren wie mit herzhaften Eintöpfen. Auch das Preisleistungsverhältnis stimmt. 

Was diese Weißen besonders macht, ist ihre Aromatik, eine gewisse Bitternote, das Kräuterig-Zitrussige, dazu schöne Frische. Das passt zu einer (spanischen) Sommerküche aus Alioli, Fisch, Meeresfrüchten, Frischkäse und Oliven, löst aber auch das Problem von Kopf­schmerz-Pairings wie Tomaten und grünem Spargel. Gereiftere Weine passen gut zu winterlichen Gerichten, auch zu Spanferkel (besonders gut im Méson de Cándido unter dem Aquädukt von Segovia). In Deutschland sind Rueda-­Weine erst im Kommen – hier bietet sich der Gastronomie ein Einstieg mit gut einzupreisenden Weinen. Da bislang erst um die 15 Prozent in den Export gelangen (siehe Interview mit Mario Muñoz Blanco von der C.R.D.O. Rueda weiter unten), ist das spannend für den Gast. Eine ­eigene Weinstraße, die Ruta del Vino de Rueda, existiert bereits – sie führt an beispielhaften winzigen, alten oder neu errichteten und oft auch zertifizierten Bodegas wie Pandora, Hijos de Alberto oder Lagar de Moha vorbei – und der Önotourismus soll weiter ­ausgebaut werden.

Drei Fragen an Mario Muñoz Blanco,  Exportchef C.R.D.O. Rueda
Fotos: C.R.D.O. Rueda

Drei Fragen an Mario Muñoz Blanco, 
Exportchef C.R.D.O. Rueda

Welche Gerichte passen am besten zu Rueda-Weinen? 
Ohne den Triumphzug der Tapas wäre auch der Erfolg der Verdejo-Traube nicht passiert. Der leichte Rueda-Stil passt zu unkomplizierten Tapas, während die Gran Vino de Rueda mit ihrer langen Lagerung auf Feinhefe oder im Eichenfass zu komplexen Aromen schmecken. In der Tat hat die Verdejo ein tolles Alterungspotenzial.  

Jeder spricht im Moment von Authentizität. Ist das ein Vorteil für die Verdejo-Traube? 
Unbedingt. Sie ist autochthon, hat sich aber über viele Jahrhunderte in der Region entwickelt und angepasst. Unsere Winzer legen besonderen Wert darauf, das aromatische Erbe und die Persönlichkeit der Traube zu bewahren – trotz der Erzeugung mittels moderner Technologie.

Deutschland hat aber selbst viele Weißweine ...
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Weine in Märkten, in ­denen neben Roten auch Weiße ganz selbstverständlich konsumiert werden, besonders gut ankommen. In einem Land wie Deutschland mit seiner guten Weinkultur herrscht Neugier auf Neues – erst recht auf eine Traube, die so vielseitig ist und sich gut fürs Foodpairing eignet. Außerdem ist das Preisleistungs­verhältnis sehr überzeugend.

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