Tourismus

Wegfall von Hotelmeldepflicht: Übergangsfrist gefordert

Die Meldepflicht in Hotels fällt bald weg. Eine Übergangslösung ist gefragt. (Foto: © Mego-studio /stock.adobe.com)
„Könnten Sie den noch kurz ausfüllen und unterschreiben, bitte“ – dieser Satz gehört zum Standardrepertoire jeder Hotelrezeption. Bald soll die Meldepflicht wegfallen. (Foto: © Mego-studio /stock.adobe.com)
Für die Hotellerie ist es grundsätzlich sehr positiv, dass demnächst weniger Bürokratie anfällt beim willkommen heißen neuer Gäste. Allerdings bedarf die Umsetzung der neuen Situation etwas mehr Vorlauf und Anpassungszeit.
Dienstag, 02.04.2024, 12:09 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern hat den geplanten Wegfall der Hotelmeldepflicht für deutsche Gäste grundsätzlich begrüßt, sieht aber noch viele offene Fragen.

Übergangslösung ist gefragt

Zum einen müssten die zahlreichen Kur- und Erholungsorte mit entsprechendem Prädikat ihre Satzungen ändern, was nicht so schnell gehe, sagte Verbandschef Tobias Woitendorf der Deutschen Presse-Agentur. Zum anderen gebe es auch rechtliche Unwägbarkeiten, weil die Änderung ausländische Hotelgäste nicht einschließe und sich so möglicherweise auf europäischer Ebene die Frage nach dem Gleichheitsgrundsatz stellen könnte. 

Für die Abschaffung der Hotelmeldepflicht für deutsche Staatsangehörige sieht der Entwurf des Bundesjustizministeriums für das Bürokratieentlastungsgesetz IV Änderungen beim Bundesmeldegesetz und der Beherbergungsmeldedaten-Verordnung vor.

Willkommene Entlastung

Für Hotels bedeutet die Änderung eine Entlastung. Nach früheren Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes fallen etwa 150 Millionen papierhafte Hotelmeldescheine pro Jahr an. Durch Anschaffung, Handling, Lagerung und anschließender Vernichtung der Scheine entstünden Kosten von rund 100 Millionen Euro jährlich.   

Auch Woitendorf betonte, die Forderung stehe seit vielen Jahren zu Recht auf der Tagesordnung der Hotelbranche. Allerdings sei zu beachten, dass in MV über 80 Prozent der Übernachtungen auf Orte mit Prädikat entfielen, die in den allermeisten Fällen touristische Abgabesysteme hätten, sprich: Kurabgaben und/der Fremdenverkehrsabgaben erhöben.

Umsetzung braucht Vorlaufzeit

In vielen Kur- und Erholungsorten gebe es nun die Sorge, dass, wenn das Bürokratieentlastungsgesetz ohne ausreichende Übergangsfrist in Kraft trete, kommunale Satzungen als Grundlage für die Erhebung der Abgaben nicht schnell genug angepasst werden könnten. Dadurch könnten auch Investitionen gefährdet werden. Der Verbandschef plädierte deshalb für eine Übergangsfrist über diese Sommersaison hinaus.   

Das Bundeskabinett hatte das Bürokratieentlastungsgesetz IV Mitte März auf den Weg gebracht. Es muss im Bundestag und Bundesrat noch abschließend beraten und beschlossen werden. Der Gesetzentwurf sieht auch eine Verkürzung der Aufbewahrungsfristen für Rechnungskopien, Kontoauszüge, Lohn- und Gehaltslisten von zehn auf acht Jahre vor.  

(dpa/CHHI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Frau unterschreibt an der Rezeption
Kritik
Kritik

Abschaffung des Hotelmeldescheins: „Übergangsfrist ist zu kurz“

Der Bundesrat hat der Abschaffung des Hotelmeldescheins für deutsche Übernachtungsgäste zum 1. Januar 2025 zugestimmt. Enttäuschend für den Deutschen Heilbäderverband (DHV) und den Deutschen Tourismusverband (DTV) dabei ist: Es wurde keine ausreichende Übergangsfrist geschaffen.
Junger Mann beim Check-In im Hotel mit weiblicher Rezeptionistin
Entbürokratisierung
Entbürokratisierung

Hotelmeldepflicht: IHA begrüßt Abschaffung

Jetzt ist es beschlossen! Der Bundestag hat in zweiter und dritter Lesung das lange angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz IV verabschiedet. Der Branchenverband zeigt sich erfreut über das damit einhergehende Ende der antiquierten Meldezettel. Dennoch bleiben Sorgen. 
General Manager Peter Berhörster beim wöchentlichen Empfang
Gästezufriedenheit
Gästezufriedenheit

Hoteldirektor lädt zum Drink ein

Auf einen Drink an der Bar mit dem Hoteldirektor – das geht im Dolce by Wyndham Bad Nauheim. General Manager Peter Berhörster lädt hier seine Gäste jeden Freitagabend zu einem Drink an die Hotel-Bar ein. Was steckt hinter dieser persönlichen Einladung?
Stuttgart Fußball EM 2024 Ukraine vs. Belgien; Menschen gehen ins Stadion
Wachstum
Wachstum

Südwesten verzeichnet Aufwärtstrend

Die Übernachtungszahlen in Baden-Württemberg entwickeln sich weiterhin sehr gut. Somit scheinen mittlerweile die Corona-Krise und ihre Folgen weitestgehend überwunden. Stuttgart übertrifft den positiven Trend sogar noch einmal deutlich aufgrund der Fußballeuropameisterschaft im Juli. 
Mann bei der Anmeldung in einem Hotel
Tourismus
Tourismus

Abschaffung des Meldescheins: Übergangsfrist gefordert

Mit der Beendigung der Hotelmeldepflicht in Deutschland ist ein großer Schritt in Richtung Entbürokratisierung getan. Nun fordern der Deutsche Tourismusverband und der Deutsche Heilbäderverband e. V. mehr Zeit für die Kommunen zur Umsetzung.
Matthias Trenkwalder und Kai-Markus Müller von Rateboard (Foto: © Rateboard)
Wachstum
Wachstum

Neurowissenschaften für höhere Gewinnmargen in der Hotellerie

Rateboard begrüßt Prof. Dr. Kai-Markus Müller als neuen „Chief of Behavioral Strategy“. Von seiner Forschung im Bereich der Neuro- und Verhaltensökonomie sowie seiner Erfahrung in der Digitalisierung des Preismanagements verspricht sich das Unternehmen innovative Impulse.
Frau unterschreibt an der Rezeption
Beschluss
Beschluss

Bundeskabinett will Hotelmeldepflicht abschaffen

Ein enormer bürokratischer Aufwand soll abgebaut werden: Das Bundeskabinett hat die vom Bundesminister der Justiz vorgelegten Eckpunkte für ein Bürokratieentlastungsgesetz beschlossen. Davon wird auch die Hotellerie profitieren. 
Eine Gastronomin sitzt vor ihrem PC und geht die Abrechnung durch
Fristverlängerung
Fristverlängerung

Neuer Stichtag für Rückzahlung der Corona-Hilfen

Alle Unternehmen, die Überbrückungshilfen erhalten haben, müssen selbst aktiv werden und eine Schlussabrechnung einreichen. Bereits zum zweiten Mal wurde die Frist dafür nun verlängert. Was gilt es hierbei zu beachten?
Gast gibt Essen zurück
Neun Praxisbeispiele
Neun Praxisbeispiele

Fehler in der Gastronomie: Wann müssen Wirte dafür aufkommen?

Pannen passieren – auch in der Gastronomie. Doch wann müssen die Wirte dafür geradestehen und wann kommt der Gast dafür auf? Neun Beispiele aus der Praxis zeigen, welche Rechte Restaurantgäste überhaupt haben.