Thomas Cook-Pleite: 600.000 Urlauber sitzen fest
Der britische Touristikkonzern hat dieser Tage nach schwierigen Verhandlungen verkündet, dass es ihm nicht möglich gewesen sei, notwendige Gelder für Sanierungsmaßnahmen zu beschaffen und er deshalb pleite sei. Dies trifft nun hunderttausende Urlauber wie ein Faustschlag, da Thomas Cook auch augenblicklich sämtliche Flüge gestrichen hat. Experten gehen davon aus, dass bis zu 600.000 Touristen festsitzen würden, was nun zur wohl größten zivilen Rückholaktion aller Zeiten führt, wie der BBC berichtete. Alleine 150.000 Briten müssten mittels der Rettungsaktion mit dem Codenamen „Matterhorn“ in ihr Heimatland zurückgeholt werden. Unterschiedlichen Medienberichten zufolge seien insgesamt 600.000 Reisende betroffen, darunter auch zahlreiche deutsche Staatsbürger.
Griechenland will Panik vermeiden
Allein in Griechenland sind nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook etwa 50.000 Touristen gestrandet, wie Tourismusminister Charis Theocharis dem griechischen Fernsehsender Skai gegenüber verlauten ließ. Es liefen bereits Maßnahmen, um die Menschen zurück in die Heimat zu bringen. Dies geschehe unter anderem in Abstimmung mit der britischen Regierung. „In den nächsten Tagen werden voraussichtlich 22.000 Thomas-Cook-Kunden abreisen“, sagte Theocharis. Auf Kreta, wo sich fast die Hälfte der betroffenen Touristen aufhält, wurden derweil Hoteliers informiert, dass die Kunden zu den geplanten Zeiten abfliegen würden. Es sei nicht nötig, dass sich die Menschen panisch zu den Flughäfen aufmachten, berichtete Skai. Stattdessen sollen die Rückflüge zu den gleichen Zeitpunkten stattfinden wie ursprünglich geplant.
Touristen als Geiseln?
Doch die Zustände könnten noch sehr viel schlimmer sein. Laut wize.life etwa würden durch die aktuellen Umstände einige Touristen sogar in einem tunesischen Hotel als Geiseln festgehalten werden, da Thomas Cook dem Gästehaus noch Geld schulden würde. In Deutschland dagegen herrscht noch Ruhe: Offensichtlich ist das deutsche Reisegeschäft des Tochterunternehmens Condor nicht von der Thomas Cook-Insolvenz betroffen und Flüge würden planmäßig stattfinden, wie es zur Stunde heißt.
Verbraucherschutz: „Absicherung von Urlaubern unsicher“
Verbraucherschützer indes zweifeln daran, dass die Urlauber nach der Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook komplett abgesichert sind. Ob die verpflichtende Versicherung von 110 Millionen Euro pro Jahr bei der Insolvenz eines Branchenschwergewichts ausreiche, sei nicht klar, teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband am Montag mit. Ein Sprecher des Justizministeriums sagte: „Wenn ein Schadensfall eintritt, der größer ist, ist er zumindest nicht pflichtabgesichert.“ Unter Umständen seien daher nicht alle Urlauber geschützt. Ob Thomas Cook über die Pflichtsumme hinaus versichert ist, ist allerdings nicht bekannt. Auch über die Höhe des Schadens wird derzeit nur spekuliert. Die Verbraucherschützer forderten die Bundesregierung auf, ein zu 100 Prozent verlässliches Sicherheitsnetz für Pauschalreisende zu schaffen. Das Justizministerium habe bereits vor drei Jahren angekündigt, ein Gutachten darüber einzuholen, ob der Höchstbetrag der Insolvenzversicherung angehoben werden müsse. „Bis heute liegt kein Gutachten vor“, kritisierte Vorstand Klaus Müller.
(dpa/TH)