Größte Rückholaktion aller Zeiten

Thomas Cook-Pleite: 600.000 Urlauber sitzen fest

Eine Maschine von Thomas Cook
Rund 600.000 Urlauber sitzen in ihren Reisezielen fest, da Thomas Cook sämtliche Rückflüge gestrichen hat. (© picture alliance)
Der älteste Reisekonzern der Welt ist pleite und stellte seinen Flugbetrieb ein. Hunderttausende Urlauber müssen in einer gigantischen Rückholaktion in ihre Heimatländer gebracht werden. Auch von Geiselnahmen ist die Rede.
Montag, 23.09.2019, 09:58 Uhr, Autor: Thomas Hack

Der britische Touristikkonzern hat dieser Tage nach schwierigen Verhandlungen verkündet, dass es ihm nicht möglich gewesen sei, notwendige Gelder für Sanierungsmaßnahmen zu beschaffen und er deshalb pleite sei. Dies trifft nun hunderttausende Urlauber wie ein Faustschlag, da Thomas Cook auch augenblicklich sämtliche Flüge gestrichen hat. Experten gehen davon aus, dass bis zu 600.000 Touristen festsitzen würden, was nun zur wohl größten zivilen Rückholaktion aller Zeiten führt, wie der BBC berichtete. Alleine 150.000 Briten müssten mittels der Rettungsaktion mit dem Codenamen „Matterhorn“ in ihr Heimatland zurückgeholt werden. Unterschiedlichen Medienberichten zufolge seien insgesamt 600.000 Reisende betroffen, darunter auch zahlreiche deutsche Staatsbürger.

Griechenland will Panik vermeiden

Allein in Griechenland sind nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook etwa 50.000 Touristen gestrandet, wie Tourismusminister Charis Theocharis dem griechischen Fernsehsender Skai gegenüber verlauten ließ. Es liefen bereits Maßnahmen, um die Menschen zurück in die Heimat zu bringen. Dies geschehe unter anderem in Abstimmung mit der britischen Regierung. „In den nächsten Tagen werden voraussichtlich 22.000 Thomas-Cook-Kunden abreisen“, sagte Theocharis. Auf Kreta, wo sich fast die Hälfte der betroffenen Touristen aufhält, wurden derweil Hoteliers informiert, dass die Kunden zu den geplanten Zeiten abfliegen würden. Es sei nicht nötig, dass sich die Menschen panisch zu den Flughäfen aufmachten, berichtete Skai. Stattdessen sollen die Rückflüge zu den gleichen Zeitpunkten stattfinden wie ursprünglich geplant.

Touristen als Geiseln?

Doch die Zustände könnten noch sehr viel schlimmer sein. Laut wize.life etwa würden durch die aktuellen Umstände einige Touristen sogar in einem tunesischen Hotel als Geiseln festgehalten werden, da Thomas Cook dem Gästehaus noch Geld schulden würde. In Deutschland dagegen herrscht noch Ruhe: Offensichtlich ist das deutsche Reisegeschäft des Tochterunternehmens Condor nicht von der Thomas Cook-Insolvenz betroffen und Flüge würden planmäßig stattfinden, wie es zur Stunde heißt.

Verbraucherschutz: „Absicherung von Urlaubern unsicher“

Verbraucherschützer indes zweifeln daran, dass die Urlauber nach der Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook komplett abgesichert sind. Ob die verpflichtende Versicherung von 110 Millionen Euro pro Jahr bei der Insolvenz eines Branchenschwergewichts ausreiche, sei nicht klar, teilte der Verbraucherzentrale Bundesverband am Montag mit. Ein Sprecher des Justizministeriums sagte: „Wenn ein Schadensfall eintritt, der größer ist, ist er zumindest nicht pflichtabgesichert.“ Unter Umständen seien daher nicht alle Urlauber geschützt. Ob Thomas Cook über die Pflichtsumme hinaus versichert ist, ist allerdings nicht bekannt. Auch über die Höhe des Schadens wird derzeit nur spekuliert. Die Verbraucherschützer forderten die Bundesregierung auf, ein zu 100 Prozent verlässliches Sicherheitsnetz für Pauschalreisende zu schaffen. Das Justizministerium habe bereits vor drei Jahren angekündigt, ein Gutachten darüber einzuholen, ob der Höchstbetrag der Insolvenzversicherung angehoben werden müsse. „Bis heute liegt kein Gutachten vor“, kritisierte Vorstand Klaus Müller.

(dpa/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Zwei Wanderer an einem schönen Tag im Wald
Studie
Studie

Resilienz im Tourismus stärken

Professor Dr. Martin Fontanari hat sich in mehreren Fachpublikationen mit dem Thema der Widerstandsfähigkeit als einem zentralen Instrument in der Regionalentwicklung beschäftigt. Hier gibt er Einblicke in die Zukunft der Branche. 
Streiktreffen des BTW in Berlin (Foto: © BTW)
Schaden
Schaden

Tourismuswirtschaft durch Streiks stark beeinträchtigt

Die Arbeitsniederlegungen der vergangenen Wochen, insbesondere bei der Deutschen Bahn, ziehen immense materielle und immaterielle Schäden für Gäste, Betriebe und den Standort Deutschland nach sich.
Touristen spazieren durch Hamburg im Winter.
Übernachtungen
Übernachtungen

Hamburg war im November beliebt

Der Tourismus in Hamburg konnte im November einen deutlichen Zuwachs an Gästen und Übernachtungen verzeichnen. Das Statistikamt Nord vermeldet für die Branche erfreuliche Zahlen. 
Einige hundert Wintersportler tummelten sich mit Skiern und Snowboard im Schnee auf dem Feldberg.
Statistik
Statistik

Rekordzahlen für den Tourismus im Schwarzwald

Der Schwarzwald Tourismus vermeldet erfreuliche Nachrichten für die Ferienregion. Geschäftsführer Hansjörg Mair stellte vor kurzem auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart die aktuell vorliegenden Tourismuszahlen vor.
Brandenburger Tor
Corona-Pandemie
Corona-Pandemie

Berliner Tourismusbranche geht von Erholung aus

Reisebeschränkungen, Übernachtungsverbote: Auch das Corona-Jahr 2021 hat die Berliner Tourismusbranche hart getroffen. Im neuen Jahr könnten wieder mehr rollende Koffer in der Hauptstadt zu sehen sein.
Plane tickets and passports for business trip travel, tourism on world map background. 3d illustration
Wirtschaft
Wirtschaft

Chefin der Tourismus-Agentur erwartet positive Entwicklung

Trotz aller Unsicherheiten infolge der Corona-Pandemie rechnet die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, für 2022 mit steigenden Preisen und einer positiven Entwicklung der Branche.
Blick auf die historische Altstadt von Lübeck
Bilanz
Bilanz

Starker Oktober kurbelt Tourismus im Norden an

Mehr Touristen in Schleswig-Holstein: Im Oktober nahm die Zahl der gebuchten Übernachtungen in Schleswig-Holstein erneut zu – und übertraf sogar das Vor-Corona-Jahr 2019. Über das Jahr gesehen, bleibt dennoch ein Minus.
Buchungsplattform Hotel
Bayerisches Zentrum für Tourismus
Bayerisches Zentrum für Tourismus

Was Tourismusunternehmen leisten müssen

Unter dem Titel „Digitalisierung im Tourismus: „Was muss, was kann, was soll?“ diskutierte das Bayerische Zentrum für Tourismus mit Experten aus der Wissenschaft und Tourismuswirtschaft.
Webinar
Deutsche Zentrale für Tourismus
Deutsche Zentrale für Tourismus

Market Insights Japan, Tschechien und Israel

In vier kostenfreien Online-Events informieren DZT-Vertreter gemeinsam mit Experten aus Japan, Tschechien, Israel und den Arabischen Golfstaaten über die jeweilige marktspezifische Situation und aktuelle Trends.