Sommersaison

Tests „so oft wie möglich“

Sebastian Ebel
Sebastian Ebel, CFO und Mitglied des Vorstands bei TUI: „Wenn irgendwann die Inzidenzen hoffentlich gegen Null gehen, kann man sicher großzügiger werden.“ (Foto: © TUI Group)
Bei Tui geht es im Sommer um alles oder nichts: Klappt der Neustart mit ausreichendem Geschäft in der Hauptsaison? Ein wichtiger Faktor dabei ist sicherlich, ob Öffnungsschritte durch unvernünftiges Handeln gefährdet werden.
Montag, 21.06.2021, 09:43 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus und der Wunsch nach späteren Buchungen könnten nach Einschätzung von Tui zu einer Verlängerung der Reisesaison 2021 führen. Er sehe grundsätzlich gute Chancen, die als aggressiv geltende Mutante unter Kontrolle zu bringen, sagte Finanzvorstand Sebastian Ebel: „Wir gehen davon aus, dass es weiter einen hohen Schutz gibt.“ Insgesamt sei die Buchungsentwicklung derzeit zwar solide. Unter anderem wegen noch vorsichtiger Kunden richtet sich der größte Touristikkonzern aber auf Nachholeffekte ein, die sich bis zum Jahresende ziehen könnten. „Ich würde mich nicht wundern, wenn zunächst einmal auch die Sommersaison 2021 länger wird“, erklärte Ebel. „Zumindest der November sollte noch ohne Probleme machbar sein, vielleicht kann es hier und da sogar bis nach Weihnachten gehen.“

Maske und Tests wichtig

Der Tui-Finanzchef rief Urlauber auf, in der Heimat vorsichtig zu bleiben, um Öffnungsschritte nicht zu gefährden. Er persönlich würde die Maske weiter anbehalten, wenn er in öffentliche Innenräume gehe. „Aber nicht, wenn ich an einem Tisch sitze oder auf der Sonnenliege bin“, so Ebel. „Wenn irgendwann die Inzidenzen hoffentlich gegen Null gehen, kann man sicher großzügiger werden. Bis dahin finde ich es gut, so oft wie möglich Testmöglichkeiten wahrzunehmen. Das gilt explizit nicht nur für den Urlaub, sondern auch für das Kind, das wieder in die Schule geht, oder für den Gang ins Geschäft.“

Im Moment spüre Tui – trotz der schwierigen Lage in Großbritannien mit verschobenen weiteren Lockerungen – insgesamt eine „sehr deutliche Belebung“. Im Geschäftsquartal von Juli bis September werde mehr Geld zu- als abfließen, ein Umschwung zu einer stabilen Hauptsaison nach den drastischen Einbrüchen 2020 sei möglich. Aber manche Verbraucher dürften angesichts der noch nicht überall sicheren Bedingungen weiter abwarten. „Wenn wie für Portugal Öffnungen und neue Schließungen sich im Takt weniger Wochen abwechseln, lässt das Kunden überlegen: Wann buche ich – jetzt, oder wenn die Reiseregeln klar sind?“, sagte Ebel.

Geschäftsausbau in Deutschland

Auch den Trend zu mehr Urlaub in Deutschland greift Tui auf. Es gebe „Initiativen für neue Umsatzquellen“, so Ebel. „Eine davon ist, dass wir Unterkünfte ohne Anreise vermarkten, also das Geschäft, das auch Booking.com betreibt. Da haben wir das größte Wachstum in Österreich, gefolgt von Deutschland und Kroatien.“

Darüber hinaus gehe es daheim nicht um Neubauten von Hotels, sondern um den möglichen Betrieb weiterer Häuser: „Wir können den Kunden häufiger abholen, weil der vielleicht einen Urlaub in Spanien oder eine Städtereise macht, aber vielleicht auch noch mal etwas in Deutschland unternehmen will.“ Nach Überzeugung des Tui-Vorstands erlebt parallel dazu die Pauschalreise eine Renaissance – Risiken der individuellen Planung und hoher Beratungsbedarf seien die Auslöser.

Sommergeschäft für Tui entscheidend

Der Konzern wurde vom Staat und von seinen privaten Aktionären mit Milliarden unterstützt, um nach dem existenzbedrohenden Jahr 2020 wieder in die Spur zu kommen. Daher geht es für Tui 2021 ums Ganze. Aktuell seien die Aussichten für eine hinreichende Liquidität positiv, sagte Ebel. „Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist diese Veränderung sehr wichtig. Wir hatten durch die Schließungen über Monate nur Kosten, jetzt geht es deutlich bergauf, sie spüren das.“ Entscheidend sei es, in den kommenden Wochen und Monaten „operativ einen guten Job zu machen“. Ende März habe die Summe der vorliegenden Anzahlungen bei 1,9 Milliarden Euro gelegen, in normalen Jahren wäre es zu der Zeit mehr als das Doppelte. „Weil unser Niveau da so ist, wie es ist, kann auch weniger abfließen“, meinte der Tui-Finanzchef. „Der bisherige Wert sollte uns gut durch den Winter tragen.“

Die Nettoschulden im Konzern lagen zuletzt bei 6,8 Milliarden Euro. „Davon waren aber die Hälfte Leasing-Verbindlichkeiten etwa für Flugzeuge oder Hotels, die wir nicht laufend refinanzieren müssen, sondern die durch unsere Vermögenswerte gesichert sind“, sagte Ebel. „Wir sind insgesamt solide finanziert für den Winter, bis es ab Januar zu stärkerem Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft kommt.“

(dpa/NZ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Das Robinson Jandia Playa in Fuerteventura mit schönen Strand (Foto: © TUI)
Tourismus
Tourismus

Tui-Deutschland auf starkem Kurs

Mit einem starken Fokus auf den klassischen Badeurlaub erlebt der Touristikkonzern eine hohe Nachfrage und erwartet eine erfolgreiche Saison. Eine YouGov-Umfrage bestätigt die Reiselust der Deutschen.
Ein Mann und eine Frau im Pool lachen in die Kamera. Die Frau hält einen Cocktail in der Hand.
Reisetrend 2023
Reisetrend 2023

Sommer, Sonne, All-Inclusive-Urlaub

Der deutsche Veranstalter Tui blickt auf die Sommersaison 2023. Er stellt fest: der Trend geht für das kommende Jahr zur „Vollkasko fürs Budget“.
Das operative Geschäft verzeichnet seit den ersten Monaten des Kalenderjahres eine weiterhin gute Nachfrage und eine hohe Buchungsdynamik. (Foto: © nmann77/stock.adobe.com)
Corona-Hilfen
Corona-Hilfen

TUI Konzern gibt erste Kreditlinien zurück

Wie angekündigt, gibt die TUI am 1. April den ersten Teil der während der Pandemie bereitgestellten Kreditlinien zurück. Die von der Bundesregierung und den privaten Banken zur Verfügung gestellten Finanzmittel werden um rund 700 Millionen Euro reduziert.
Tui Schild
Milliardenverlust
Milliardenverlust

Tui will im Sommer zurück auf Vorkrisenniveau

Die schwer angeschlagene Reisebranche ist hin- und hergerissen zwischen neuer Zuversicht und wiederholten Rückschlägen. Tui hat das Jahr 2021 besser verdaut als das vorige, dennoch richten sich jetzt alle Hoffnungen auf die Zeit nach dem Winter.
Koffer und Flugzeug
Tourismus
Tourismus

Einige Orte für Sommer fast ausgebucht

An Nord- und Ostsee könnte es im Sommer eng werden. Laut der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein gebe es für die Sommerferien in manchen Orten nur noch vereinzelt freie Unterkünfte.
Familie läuft lachend über Wiese
Sommerurlaub
Sommerurlaub

Familien bevorzugen Urlaub in Deutschland

Der Sommerurlaub steht vor der Tür, doch weit weg geht es für die meisten Familien in diesem Jahr nicht. Wie eine aktuelle Forsa-Umfrage bestätigt, bevorzugen Familien einen Urlaubsort, der mit dem Auto erreichbar ist. 
Urlauber mit Gepäck am Flughafen
Studie
Studie

Österreich im Reisefieber

Die meisten Österreicher werden im Sommer verreisen. Verpflichtende Tests oder Impfungen stellen dabei kein Problem dar. Das hat eine Studie von IP Österreich ergeben.
Kleiner Rettungsring als Symbol im Sand
Tourismus
Tourismus

Einheitlicher Plan für den Sommerurlaub

Die Bundesländer arbeiten an einem einheitlichen Tourismus-Plan. Bestehende oder angekündigte Öffnungsregelungen der verschiedenen Länder sollen für den Sommerurlaub bundesweit angeglichen werden.
TUI Blue Sylt Luftaufnahme
Prognose
Prognose

Tui erwartet starken Sommer

Tui zeigt sich optimistisch: Nachdem der Konzern in der Modellregion Schleswig-Holstein bereits 70 Prozent mehr Buchungen verzeichnet als im Vorjahr, geht Tui von einem starken Sommer mit vollen Hotels aus.