Verbraucherverband Foodwatch warnt

Nächster Lebensmittelskandal nur eine Frage der Zeit

Ein Eierkarton in dem sich neben Eiern auch ein Totenkopf befindet
Grennzüberschreitende Lebensmittelskandale haben nach Ansicht der Verbraucherorganisation Foodwatch System. (Foto: Михаил Палкин/fotolia)
Es ist noch nicht lange her, da war der Fipronil-Skandal in aller Munde. Auch davor gab es immer wieder großes Aufschreien, um Lebensmittelthemen wie Gammelfleisch oder BSE-Erreger. Der Verbraucherband Foodwatch meint, das hat System.
Mittwoch, 11.07.2018, 10:32 Uhr, Autor: Markus Jergler

Nach Ansicht von Foodwatch sei der nächste Lebensmittelskandal nur noch eine Frage der Zeit, erklärte Geschäftsführer Thilo Bode am Dienstag. Die Verbraucherorganisation forderte strengere EU-Regeln zum Schutz vor verunreinigten oder gesundheitsschädlichen Lebensmitteln. Die EU-Kommission entgegnete, Verbesserungen seien schon veranlasst.

Das Insektengift Fipronil war im Sommer 2017 in mindestens 45 Ländern in Millionen von Eiern aufgetaucht, auch in 26 der 28 EU-Staaten. Foodwatch erinnerte zudem an die Skandale um Pferdefleisch 2013 und verseuchte Babymilch 2017. „Die EU schafft es nicht, 500 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa vor Gesundheitsgefahren und Täuschung im Lebensmittelmarkt zu schützen“, so Bode. Foodwatch verlangt Änderungen im EU-Lebensmittelrecht, damit Nahrungsmittel tatsächlich über die gesamte Produktionskette hinweg rückverfolgbar werden. Behörden müssten zudem bei Verstößen schnell und umfassend die Öffentlichkeit informieren. Im Fipronil-Skandal geschah das erst mehr als zwei Monate nach ersten Kenntnissen der belgischen Behörden über die Verunreinigung. Außerdem fordert der Verbraucherverband, dass bei Betrug oder Gesundheitsgefahr auch Namen der Hersteller und der Produkte genannt werden. Darüber hinaus bräuchten Verbraucherverbände kollektive Klagerechte – ähnlich wie es sie für Umweltschutzorganisationen im EU-Recht gebe.

Zukünftige Maßnahmen
Auf Nachfrage sagte eine Sprecherin der Kommission: „Natürlich gibt es immer Raum für Verbesserungen.“ Diese seien aber von der EU-Kommission bereits auf den Weg gebracht worden. Schon heute seien Lebensmittel die gesamte Produktionskette entlang rückverfolgbar, sagte sie. Nur dadurch hätten die Behörden die Fipronil-Verunreinigungen bei den Eiern aufarbeiten können.

Das EU-Lebensmittelrecht wurde 2001 als Antwort auf die Verunsicherung der Verbraucher durch Rinderwahnsinn beschlossen. Die EU-Kommission schlug im April 2018 eine Reform vor, die vor allem die Risikobewertung verbessern soll. Grundsätzlich hielt die Brüsseler Behörde das EU-Gesetz aber für tauglich. Den Vorschlägen nach sollen etwa Studien zur Sicherheit von Unkrautvernichtungsmitteln wie Glyphosat künftig besser öffentlich zugänglich sein. Diese Reformvorschläge griffen viel zu kurz, kritisierte Foodwatch.(dpa/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Katrin Eder.
Lebensmittel retten
Lebensmittel retten

Grüne wollen Mindesthaltbarkeit bei Lebensmitteln neu regeln

Rheinland-Pfalz will im Bundesrat eine Initiative starten. Die soll die Angaben zur Mindesthaltbarkeit bei Lebensmitteln neu regeln. Wie sehen die konkreten Pläne der Ernährungsministerin aus?
Cem Oezdemir
Krise
Krise

Özdemir erwartet weiter steigende Lebensmittelpreise

Der Höhepunkt bei den Kosten für Lebensmittel ist wohl noch nicht erreicht. Bundesernährungsminister Cem Özdemir vermutet, dass die Lebensmittelpreise weiter steigen werden und befürwortet deshalb Entlastungen.
Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, sitzt bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in seinem Büro im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Lebensmittelbranche
Lebensmittelbranche

Hubertus Heil: „Steigende Fleischpreise sind Ammenmärchen!“

Dieser Tage wurden vom Bundeskabinett schärfere Regelungen für die Fleischindustrie beschlossen. Während manche Beobachter nun Preissteigerungen von 20 % erwarten, scheint der Arbeitsminister beruhigen zu wollen…
Hygienekontrolle im Restaurant
Lebensmittelkontrollen
Lebensmittelkontrollen

Berlin knickt erstmals vor Hygienepranger ein

Der Berliner Bezirk Neukölln hat seinen Boykott gegen den Hygienepranger „Topf Secret“ aufgegeben und will zukünftig den Bürgern Auskunft über Lebensmittelkontrollen in Restaurants erteilen.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter
Politik
Politik

Grüne fordern neue Lebensmittelsteuern

Die Bundestagsfraktion der Grünen spricht sich für eine Steuererhöhung bei landwirtschaftlichen Lebensmitteln aus. Betroffen wären davon Fleisch, Wurst und Milchprodukte.
rohes Kotelett mit mehreren Länderfähnchen drin
Keine weiteren Belastungen
Keine weiteren Belastungen

Herkunftsbezeichnung nur freiwillig

In der aktuellen Debatte um Herkunftsbezeichnungen in Österreichs Gastronomie wollen Branchenvertreter neue verpflichtende bürokratische Hürden vermeiden.
Eine Lebensmittelkontrolle im Labor
Hygiene
Hygiene

Lebensmittelkontrollen weitgehend ausgesetzt

Eine aktuelle Umfrage bei den deutschen Landesbehörden hat ergeben, dass in 14 Bundesländern routinemäßige Lebensmittelkontrollen reduziert oder komplett eingestellt wurden.
Bundespreis
Auszeichnungen
Auszeichnungen

„Zu gut für die Tonne“-Preis entschieden

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner zeichnet die Gewinner des fünften „Zu gut für die Tonne!­“ – Bundespreises aus. Die Gastronomieauszeichnung geht diesmal nach Augsburg.
Lebensmittel auf einem Tisch
Politik & Ernährung
Politik & Ernährung

Grundsatzvereinbarung gegen Lebensmittelverschwendung unterzeichnet

Aktiv gegen Lebensmittelverschwendung: Die Wirtschaft und das Ministerium für Ernährung unterzeichnen eine Grundsatzvereinbarung zur Reduzierung von Nahrungsabfällen.