Nächster Lebensmittelskandal nur eine Frage der Zeit
Nach Ansicht von Foodwatch sei der nächste Lebensmittelskandal nur noch eine Frage der Zeit, erklärte Geschäftsführer Thilo Bode am Dienstag. Die Verbraucherorganisation forderte strengere EU-Regeln zum Schutz vor verunreinigten oder gesundheitsschädlichen Lebensmitteln. Die EU-Kommission entgegnete, Verbesserungen seien schon veranlasst.
Das Insektengift Fipronil war im Sommer 2017 in mindestens 45 Ländern in Millionen von Eiern aufgetaucht, auch in 26 der 28 EU-Staaten. Foodwatch erinnerte zudem an die Skandale um Pferdefleisch 2013 und verseuchte Babymilch 2017. „Die EU schafft es nicht, 500 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa vor Gesundheitsgefahren und Täuschung im Lebensmittelmarkt zu schützen“, so Bode. Foodwatch verlangt Änderungen im EU-Lebensmittelrecht, damit Nahrungsmittel tatsächlich über die gesamte Produktionskette hinweg rückverfolgbar werden. Behörden müssten zudem bei Verstößen schnell und umfassend die Öffentlichkeit informieren. Im Fipronil-Skandal geschah das erst mehr als zwei Monate nach ersten Kenntnissen der belgischen Behörden über die Verunreinigung. Außerdem fordert der Verbraucherverband, dass bei Betrug oder Gesundheitsgefahr auch Namen der Hersteller und der Produkte genannt werden. Darüber hinaus bräuchten Verbraucherverbände kollektive Klagerechte – ähnlich wie es sie für Umweltschutzorganisationen im EU-Recht gebe.
Zukünftige Maßnahmen
Auf Nachfrage sagte eine Sprecherin der Kommission: „Natürlich gibt es immer Raum für Verbesserungen.“ Diese seien aber von der EU-Kommission bereits auf den Weg gebracht worden. Schon heute seien Lebensmittel die gesamte Produktionskette entlang rückverfolgbar, sagte sie. Nur dadurch hätten die Behörden die Fipronil-Verunreinigungen bei den Eiern aufarbeiten können.
Das EU-Lebensmittelrecht wurde 2001 als Antwort auf die Verunsicherung der Verbraucher durch Rinderwahnsinn beschlossen. Die EU-Kommission schlug im April 2018 eine Reform vor, die vor allem die Risikobewertung verbessern soll. Grundsätzlich hielt die Brüsseler Behörde das EU-Gesetz aber für tauglich. Den Vorschlägen nach sollen etwa Studien zur Sicherheit von Unkrautvernichtungsmitteln wie Glyphosat künftig besser öffentlich zugänglich sein. Diese Reformvorschläge griffen viel zu kurz, kritisierte Foodwatch.(dpa/MJ)