Hausrecht

Kein Zutritt in Jogginghosen

Lambros Petrou zeigt ein Schild mit der Aufschrift „Kein Eintritt mit Jogginghose“.
Der Inhaber des Pforzheimer „Art Café“ Lambros Petrou zeigt ein Schild mit der Aufschrift „Kein Eintritt mit Jogginghose“. Er hat genug von Jogginghosen und ihren Tragenden – und verbietet beide jetzt in seinem Kult-Lokal in der Innenstadt. (Foto: © picture alliance/dpa/Marius Bulling)
Geschmack liegt ja bekanntlich ganz im Auge des Betrachters und ist recht individuell. Was dem einen gefällt, kann beim nächsten schon für Schaudern sorgen. Was also tun, wenn die Gäste im eigenen Café modisch aus der Rolle fallen? 
Freitag, 13.09.2024, 09:36 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

An der Tür hängt ein Schild: Hunde müssen draußen bleiben – und Jogginghosen auch. Warum ein Café-Betreiber zu dieser Maßnahme greift und ob er Vorreiter ist.

Manchmal braucht es klare Worte

Nach schlechten Erfahrungen mit Jogginghosen-Trägern bedient ein Pforzheimer Gastronom Kunden in allzu verlotterter Bekleidung nicht mehr – und weist schon am Eingang mit einem Schild darauf hin. Männer in Jogginghosen hätten ihn beleidigt und einmal auch in die Blumen gepinkelt, berichtete Lambros Petrou vom Art Café.

„Wir sind keine Kneipe, keine Spelunke, sondern wir sind ein Café“, betonte er. Wenn er früher Kunden auf ihren Look angesprochen habe, hätten die oft entgegnet: „Wo steht das?“

Nun hängt seit einigen Wochen neben der Eingangstür ein Schild, demzufolge weder Hunde noch der Eintritt mit Jogginghose erlaubt sind – samt durchgestrichener Jogginghose im roten Kreis. Es geht Petrou nach eigenen Worten nicht um einen schnieken Dresscode, sondern um gepflegtes Äußeres. „Die Jogginghose ist nicht das Problem“, sagte er – es seien die Menschen, die sie tragen. Teilweise sehe er Leute tagelang in derselben Hose herumlaufen. Das sei verlottert.

Das Hausrecht umgesetzt

Vor allem geht es um graue Jogginghosen. „Diese Art von Hosen und diese Jogginghosen-Träger, die machen mir meinen Laden kaputt, wenn ich sie reinlasse“, sagte Petrou. Darauf könne er auch finanziell verzichten. Die Schilder trügen schon Früchte, insbesondere junge Frauen fühlten sich wohler. Gegen weite, bequeme Hosen oder auch moderne und stylische Jogginghosen habe er nichts. Jogginghosen könnten heute auch salonfähig sein.

Rechtlich sind derartige Vorgaben einem Sprecher des Gastroverbands Dehoga Baden-Württemberg zufolge erlaubt. „Im Rahmen des Hausrechts können Gastronomen einen Dresscode für ihren Betrieb festlegen, das ist kein Problem“, sagte Daniel Ohl der Deutschen Presse-Agentur.

Wichtig sei, dass die Regeln des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes eingehalten würden – also niemand etwa wegen der ethnischen Herkunft diskriminiert werde.

Herkunft oder Religion spielten bei seiner Maßnahme keine Rolle, sagte Petrou. Zu seinen Gästen zählten 18- und 80-Jährige, Studenten und Arbeiter, Stammkunden und solche, die seltener vorbeikämen. „Ich habe von allem ebbes“, sagte er (Hochdeutsch: von allem Etwas). „Aber ich habe kein Gesindel.“ Wichtig sei, „dass die Leute sich korrekt verhalten“. 

Sein Fazit nach den ersten Wochen: „Alle fühlen sich wohl, so soll es bleiben.“ Er plane sogar, das Schild in einer noch größeren Ausführung aufzuhängen.

Schild stößt breite auf Zustimmung

Bei den Menschen in Pforzheim kommt das überwiegend gut an. Viele Passanten äußerten bei einer Umfrage Verständnis. Johannes Engeln sprach von einem guten Experiment. Den meisten Befürwortern geht es um „Anstand“ und dass man in Jeans gepflegter aussehe. Ein bisweilen schlampiger Jogginghosen-Look sei etwas für zu Hause. Nur ein Mann nannte Petrous Ausschluss „abscheulich“. Jeder Mensch habe ein Recht, so zu leben, wie er wolle.

Kleidungsvorschriften müsse man in einem größeren Zusammenhang sehen, sagte Ohl vom Dehoga: „Zu einem Gastronomieerlebnis gehört auch ein gewisses Ambiente. Und die Gäste bestimmen das Ambiente in hohem Maße mit.“ Auch Badekleidung sei hier und da verboten.

Petrou ist auch nicht der erste Gastwirt, der Jogginghosen in seiner Lokalität verbietet. Schon vor einigen Jahren ergriffen Kollegen beispielsweise in Stuttgart und in Mülheim an der Ruhr in Nordrhein-Westfalen solche Maßnahmen.

(dpa/CHHI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Zenchef ist eine Restauranttechnologie-Plattform. (Foto: © Chantal Arnts)
Wachstum
Wachstum

Offizieller Markteintritt von Zenchef

Die europäische Restauranttechnologie-Plattform verkündet den offiziellen Launch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Unternehmen will künftig in der Region die Widerstandsfähigkeit der Gastronomiebranche stärken.
Der neue Store von Le Crobag am Flughafen Düsseldorf (Foto: © Le Crobag)
Neueröffnung
Neueröffnung

Le Crobag setzt Rollout am Flughafen Düsseldorf fort

Der System-Gastronom Le Crobag treibt seine Expansion am Flughafen Düsseldorf weiter voran. Nach der Eröffnung eines Concept-Stores gibt es ab sofort einen weiteren Shop im neuen Design im Besucherbereich.
Ein Küchenchef beim Anrichten eines Tellers.
Preisanpassungen
Preisanpassungen

Gaststätten reagieren auf gestiegene Mehrwertsteuer mit Preiserhöhungen

Den Anstieg der Mehrwertsteuer in der Gastronomie zum Jahreswechsel haben mittlerweile zahlreiche Betriebe zum Anlass genommen, ihre Preise den neuen Bedingungen anzupassen. Aber es kommen noch weitere Kostenfaktoren hinzu.
Café EL&N im Westfield Hamburg-Überseequartier
Mixed-use-Projekt
Mixed-use-Projekt

Westfield Hamburg-Überseequartier bringt gastronomische Highlights an die Elbe

Unibail-Rodamco-Westfield (URW) Germany etabliert im Westfield Hamburg-Überseequartier einen außergewöhnlichen Hotspot mit mehr als 40 gastronomischen Konzepten. Vor allem für die gehobene Gastronomie an der Waterfront mit direktem Elbblick wurden spannende Partner an Bord geholt.
Gast gibt Essen zurück
Neun Praxisbeispiele
Neun Praxisbeispiele

Fehler in der Gastronomie: Wann müssen Wirte dafür aufkommen?

Pannen passieren – auch in der Gastronomie. Doch wann müssen die Wirte dafür geradestehen und wann kommt der Gast dafür auf? Neun Beispiele aus der Praxis zeigen, welche Rechte Restaurantgäste überhaupt haben.
Knuspr-Lieferung nach Hause
Wochenend-Café
Wochenend-Café

Knuspr startet in der Gastronomie

Der Online-Supermarkt Knuspr hat die Gründung der Gastro-Tochter Kleiner Kern GmbH bekannt gegeben. Diese bietet nicht nur Lieferungen auch an Sonn- und Feiertagen, sondern wird in der Münchner Innenstadt ein Wochenend-Café eröffnen. 
Alexander Freund
Wiederbelebung
Wiederbelebung

Alexander Freund haucht Pressecafé am Alexanderplatz neues Leben ein

Berlin ist eine geschichtsreiche Metropole. Wie man die Historie für die Gastronomie nutzt, weiß Alexander Freund. Nach den Erfolgen mit seinen bisherigen Locations startet der Berliner nun ein neues Projekt: die Wiederbelebung des zweistöckigen Pressecafés am Alexanderplatz. 
Café Einstein in der Kurfürstenstraße
Geschlossen
Geschlossen

Berliner Café Einstein Stammhaus meldet Insolvenz an

Bereits seit Dezember ist das Berliner Café Einstein Stammhaus wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Nun ist unklar, ob es wieder öffnen wird. Denn das bekannte Café der Hauptstadt hat Insolvenz angemeldet.