„Jeder kann den ersten Schritt in die Digitalisierung wagen“
Herr Simon, warum sollten Gastronomen digitalisieren? Inwiefern bietet die Digitalisierung einen Wettbewerbsvorteil für Gastronomen?
Ein gutes Kundenerlebnis beginnt heute im Grunde schon bei den Suchergebnissen. Wer noch immer nicht bei Google Maps, Tripadvisor oder auf Bewertungsplattformen vertreten ist, erreicht einen wesentlichen Teil seiner Kundschaft nicht. Darüber hinaus müssen Gäste sich auch schon auf der Webseite des Lokals wohlfühlen. In der Regel führt der Weg von der externen Plattform auf die eigene Homepage. Jeder Gastronom weiß, dass schlechter Service unverzeihlich ist, egal wie gut die Küche ist. Dazu gehört jetzt auch der Service online. Durch einen zeitgemäßen Webauftritt, der Kunden anspricht und abholt, fällt es ihnen leichter, sich bereits vorher vorzustellen, wie der Besuch mit Freunden oder Familie im entsprechenden Restaurant aussehen könnte. Das ist umso wichtiger in Anbetracht der alternativen Angebote, die massiv in den Markt drängen, wie etwa Kochboxen für zuhause oder Allround-Lieferdienste, und gegen die es sich zu behaupten gilt.
Welche Digitalisierungsmöglichkeiten empfehlen Sie für die Gastronomie?
Die Möglichkeiten sind vielfältig – von der Online-Reservierung, einer Event- oder Catering-Anfrage, bis hin zum zweiten Standbein in Form eines Online-Lieferservices oder auch der digitalen Verwaltung mit Buchhaltung in der Cloud. Unverzichtbar sind aber digitale Angebote, die Kunden als selbstverständlich voraussetzen, wie etwa einen Online-Auftritt mit visuell präsentierter Speisekarte, Hinweisen zu Öffnungszeiten oder einem übersichtlichen Reservierungstool. Als erster Eindruck müssen diese Dienste nicht nur funktional, sondern auch ansprechend und modern gestaltet sein, zum Beispiel mit Bildergalerien oder Videos. Die Kunden sind geprägt von Design und Nutzerfreundlichkeit der großen Plattformen. Sie erwarten, dass ihre Inhalte übersichtlich und einladend dargestellt sind, auch auf dem Smartphone. Kunden erwarten heute zudem einen informativen Mehrwert, also Erläuterungen zu Produkten oder bestimmten Ausrichtungen. Auch Social-Media-Präsenz und deren Einbindung gehören mittlerweile zum Standard.
Wie geht ein Gastronom am besten bei der Digitalisierung vor?
Gastronomen können sich bei der Digitalisierung die gleiche Frage stellen, mit der sie auch ihr Restaurant aufgebaut haben – was will ich meinen Gästen bieten? Das sollten sie dann digital abbilden. Der wichtigste Tipp ist aber, einfach loszulegen! Es war noch nie so einfach wie heute, eine Website zu erstellen und sich online zu vermarkten. Dafür gibt es einfache und kostengünstige Tools, die keine technische Vorkenntnisse erfordern und eine Vielzahl erfolgreicher Beispiele, an denen sich Gastronomen orientieren können.
Wozu braucht man eine Digitalisierungsstrategie? Warum ist sie sinnvoll?
Den einen richtigen Weg in der Digitalisierung gibt es nicht. Klar ist, dass Gastronomen von digitalen Lösungen profitieren. Dafür sollten sie sich zunächst fragen, welche Ziele sie erreichen wollen. Dazu gehört auch eine realistische Einschätzung davon, was sie tatsächlich umsetzen können. Im Geschäftsalltag haben Restaurantbetreiber mit Küche, Service und klassischer Verwaltung oft schon mehr als genug zu tun. Umso wichtiger ist es, neue digitale Maßnahmen in kleine konkrete Schritte zu übersetzen und einen klaren Plan zu erstellen. Gastronomen vermeiden auf diese Weise, sich mit überambitionierten Projekten zu übernehmen.
Wie entwickelt man eine effektive Digitalisierungsstrategie für die Gastronomie?
Für eine individuelle Digitalisierungsstrategie hilft es, sich bewusst zu machen, was den Charakter der eigenen Gastronomie ausmacht und wo ihre Stärken liegen. Was erlebt meine Kundschaft bei mir? Und wie lässt sich dieses Kundenerlebnis digital unterstützen und online übertragen? Dabei ergibt es oft Sinn, eine zweite Meinung, etwa von Freunden, Mitarbeitern oder wohlgesonnenen Stammgästen einzuholen. Bei der konkreten Umsetzung können Gastronomen sich davon leiten lassen und greifen dann am besten auf Anbieter zurück, deren Lösungen schnell und intuitiv funktionieren. Für Webseiten sind das zum Beispiel Baukasten-Angebote mit einfachen Bausteinen, Drag-and-Drop-Elementen und selbsterklärenden Hilfsfunktionen. Bei Komplettanbietern gibt es zusätzliche Tutorials oder Webinare, einen unterstützenden Kundendienst oder auch einen Design- und Pflegeservice für die Webseite. Mit diesen Angeboten kann wirklich jeder den ersten Schritt in die Digitalisierung wagen – und der ein oder andere findet sogar Spaß daran, seine Gastronomie digital neu zu entdecken.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Simon.
(SAKL)