Interview mit Jochen Kramer

Die Zeit der großen Preisexplosionen ist vorbei – wo es nun wieder günstiger werden könnte

Jochen Kramer, Geschäftsleitung SALOMON FoodWorld, im HOGAPAGE Interview.
Jochen Kramer, Geschäftsleitung SALOMON FoodWorld, im HOGAPAGE Interview. (Foto: © SALOMON FoodWorld)
Die Gastro-Branche ist einerseits froh, dass Corona vorbei ist, andererseits gibt die Energiekrise als Folge des Ukrainekriegs sowie die anhaltende Inflation weiterhin Grund zur Sorge. Jochen Kramer, Geschäftsleitung Salomon FoodWorld, analysiert im Gespräch mit HOGAPAGE die aktuelle Lage und wagt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Preise auf dem Rohstoffmarkt.
Montag, 10.04.2023, 12:57 Uhr, Autor: Daniela Müller

Herr Kramer, wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung in der Gastronomie wahr?

Ich hatte den Eindruck, dass die Stimmung der Gastronomen auf der Internorga – und auch bei den anderen Frühjahrsmessen – sehr gut war. Das hängt sicher damit zusammen, dass wir Corona hinter uns und sich die ganzen Preisexplosionen beruhigt haben. Deshalb spüren wir jetzt erstmals wieder eine echte Aufbruchsstimmung in der Branche. 

Preisentwicklungen im Bereich der Rohstoffe spüren Sie als Hersteller als Erster, was ist Ihr Eindruck derzeit? Geht die Fahrt weiter steil bergauf oder rechnen Sie zeitnah mit relevanter Entspannung?

In vielen Bereichen sehen wir, dass sich das Niveau bei den Rohstoffpreisen seit der zweiten Jahreshälfte 2022 wieder stabilisiert hat. Natürlich haben wir Ende des vergangenen Jahres die Energie-Thematik gespürt. Aber derzeit sind die Preise weitgehend stabil und in einigen Bereichen bemerken wir sogar eine Entspannung. Besonders dort, wo die Preisentwicklungen besonders heftig waren. Aber Fakt ist, dass wir die Rohstoffpreise von 2019 nicht einmal ansatzweise wiedersehen werden. Die enormen Sprünge werden sich abbauen, jedoch bleiben deutliche Steigerungen hängen. Für den Gastronomen bedeutet das trotzdem echte Hoffnung, da die Preise auf den Speisekarten bereits angepasst wurden. Wenn also die Ware in den kommenden Wochen im Einkauf günstiger wird, kann er seine Marge und seinen Profit verbessern.

Inwiefern spielen denn die gestiegenen Lohnkosten hier eine Rolle?

Das kommt sicher noch on top. In vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion sind jedoch die Rohstoffpreise der ausschlaggebende Faktor. Bei uns wird etwa ein Beefburger aus 98 Prozent Rindfleisch gefertigt, dazu kommen dann noch die Prozesskosten, also z.B. Energie- und Lohnkosten. Das bedeutet, dass der Effekt, den die Rohstoffpreise haben, immer dominant ist. Steigen sie, dann merken wir das spürbar.

In welchen Bereichen bzw. bei welchen Rohstoffen bemerken Sie derzeit eine Entspannung bei der Preisentwicklung? Fangen wir mit Weizen an, hier hat sich ja bereits einiges getan.

Nachdem der Weizenpreis sich zwischenzeitlich an der Börse fast verdoppelt hat, ist er nun wieder um 30 Prozent gefallen. Das heißt jedoch nicht, dass alle Weizen-Produkte davon profitieren. Insbesondere der höherwertige Weizen ist noch immer eine Ausnahme, da die Nachfrage sehr hoch ist. Bei einigen Weizenprodukten sehen wir dementsprechend keine Entspannung. Zudem sind viele Produkte mit Weizen sehr energie- und arbeitsintensiv – trotz Strompreisbremse bleiben da Mehrkosten hängen.

Wie sieht es im Bereich Huhn aus?

Hier sind die Preise aufgrund der Ukraine-Krise um mehr als 1,20 €/kg nach oben geschossen. Tatsächlich fehlten aus der Ukraine 13.000 Tonnen Rohstoff pro Monat. Diese fehlenden Mengen mussten in den anderen europäischen Ländern und in Asien und Südamerika ausgeglichen werden. Trotzdem hat die Verknappung zu Preissteigerungen geführt. Mittlerweile ist es so, dass die Ware aus Osteuropa sowie aus Brasilien und Thailand wieder günstiger geworden ist. Die deutsche Ware ist so gefragt, dass da kaum Entspannung stattfindet. Wir erwarten aber keine weitere Steigerung für die deutsche Rohware – meine persönliche Hoffnung ist eine Entspannung im 2. Halbjahr.

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