Medien berichten von einem Modell in Ihrem Berliner Restaurant, dass zur Reservierung verpflichtet, inklusive Zeitslots. Was ist dran an der Behauptung?
Man musste schon sehr genau hinhören, um festzustellen, dass wir das Modell in unserem Restaurant lediglich erwägen, aber noch nicht eingeführt haben. Der Beitrag war missverständlich. Tatsächlich werden wir uns in Zukunft darauf einstellen müssen, dass wir bei Buchung eines Tisches Kontakt- und Kreditkartendaten hinterlegen müssen und im Falle der Nicht-Inanspruchnahme eine „No-Show-Gebühr“ bezahlen müssen. Gastronomen wie Tim Raue und andere arbeiten bereits so und haben so ihre No-Show-Rate auf nahezu Null gesenkt. Diese Betriebe agieren hier als Pioniere und das ist extrem wichtig für die Branche. Die Speerspitze fängt an, die anderen ziehen nach.
Könnte so ein Modell tatsächlich bald kommen und die Gastronomie-Szene in Deutschland amerikanisieren?
Ja, es wird so kommen. Nicht in und für jeden Betrieb gleichermaßen, aber in klassischen Restaurants, mit dem steigenden Marktdruck wird es nicht anders gehen. Ein schnelles Schnitzel oder einen Burger zwischendurch wird man auch noch so bekommen. Plant man einen ausgiebigen Restaurantbesuch in Betrieben, die einen besonderen Aufwand betreiben, wird man zukünftig damit leben müssen.
Was halten Sie selbst von diesem Konzept?
Da ich extrem oft Spitzenrestaurants im In- und Ausland besuche, bin ich daran gewöhnt und habe überhaupt kein Problem damit. Ich würde aber auch nie einen Tisch reservieren und dann nicht hingehen.
Wer ein Restaurant besucht, will auch möglichst unkompliziert zahlen. Doch in vielen Betrieben steckt die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen. Was sagen Sie dazu?
Die Digitalisierung ist nicht mehr aufzuhalten und Gastronomen, die damit nicht umgehen, werden über kurz oder lang aussterben. Die Menschen müssen heute schon mit dem Handy bezahlen können, vielleicht sogar über Paypal. Die Karte sollte digital abrufbar sein. In Zukunft wird man auch die Wahl bieten müssen, dass Menschen ihre Gerichte digital bestellen und bezahlen. Das wird schleichend alle Ebenen der Dienstleistung überkommen und ist nicht mehr aufzuhalten. Die Digitalisierung betrifft aber auch die Küche. Der Einkauf, Temperaturkontrolle in den Kühlhäusern, Zeiterfassung, Schwundlisten, Rezepte – das wird in Zukunft digitalisiert sein.
Vielen Dank, Herr Moser, für das Gespräch!
(THWA)