Und in der praktischen Umsetzung?
Rüssel: Das fängt schon bei ganz kleinen Dingen an. Wenn ein Mitarbeiter sagt, er habe keine Zeit zum gemeinsamen Personalessen, da er mit seiner Arbeit nicht fertig geworden ist, dann sollten ihm alle helfen, damit wir alle gemeinsam zusammen essen können. Und das bedeutet für mich: wie sitzen alle zusammen und verbringen Zeit zusammen. Denn nur so können wir uns in Ruhe austauschen, Spaß haben und Kräfte bündeln. Ich selbst habe einige Zeit bei Dieter Müller arbeiten dürfen und er war eines der leuchtenden Beispiele für mich, wie man mit motivierten Jungköchen umgeht, um sie zu fördern. Diese Wertschätzung, die ich hier erfahren habe, möchte ich an meine Mitarbeiter weitergeben.
Huber: Meiner Meinung nach beginnt Genuss nicht in der Küche, sondern schon lange vorher, bei unseren Produzenten. Jeder engagierte Koch arbeitet gerne mit leidenschaftlichen Lebensmittelproduzenten zusammen. Durch unser Netzwerk konnten wir uns untereinander austauschen und Empfehlungen abgeben. Der entscheidende Faktor aber war die Etablierung unserer Genusslabore. Hier konnten wir unsere Produzenten einladen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Produkte vorzustellen. Das war die Keimzelle für unser 2015 entstandenes JRE Genusswerk. Denn ausgezeichnete Lebensmittel wollen wir ja alle genießen. Da wir dabei immer darauf geachtet haben, dass unsere Ideen zusammenpassen, verfügen wir über langjährige Partner – das JRE-Genussnetz ist so kontinuierlich gewachsen. Jetzt wurde es Zeit, unserem Kind einen neuen Namen zu geben: Im Oktober haben wir auf der ChefSache die „JRE Origins“ aus der Taufe gehoben. Ich glaube durch unsere Partnerschaft auf Augenhöhe verfügen wir über ein großes Potential, um Menschen von unseren Ideen und Produkten zu begeistern.
Leise: Genau: Genuss beginnt bei guten Lebensmitteln und dem Wissen darüber. Genuss beginnt aber auch im Miteinander. Wir müssen uns nicht nur als ein Team verstehen, sondern wollen uns auch gegenseitig fördern und Spaß an unserer Arbeit haben. Das ist ein wunderbarer Beruf. Gerade jetzt, wo die Gäste nach dem Lockdown wieder ins Restaurant kommen, merke ich, wie glücklich sie sind. Ein Restaurantbesuch, das was früher ganz normal war, wird wieder als das wahrgenommen, was er auch sein kann: etwas ganz Besonderes, auf das man sich freut. Und es ist schön, Menschen durch Genuss glücklich machen zu können. Die JRE verkörpern hier genau das: Spaß und Leidenschaft für ausgezeichneten Genuss.
Welche Projekte stehen für die Zukunft an?
Rüssel: Unter unserem gegenwärtigen Präsidenten Alexander Huber sind eine Menge Dinge entstanden. Er hat schon jetzt eine wunderbare Arbeit geleistet. Die JRE-Genusslabore, das JRE-Genussnetz und die JRE-Genussakademie sind tolle Möglichkeiten, um sich untereinander zu fördern und auszutauschen. Die Eigenständigkeit der JRE sollte in Zukunft noch mehr herausgestellt werden. Meiner Meinung nach sollten wir zum einen den Austausch zwischen den erfahrenen und den jungen, kreativen Mitgliedern stärken. Denn wenn man bedenkt, welche Erfahrungsschätze wir in unseren Reihen haben, dann liegt es einfach auf der Hand, dass man hier den jungen Mitgliedern noch einige Dinge vermitteln kann. Auf der anderen Seite sollten wir sicherlich verstärkt auf großen Veranstaltungen präsent sein, oder selbst welche durchführen.“
Leise: Nun, zunächst bin ich froh, dass meinen Azubis nun auch die Möglichkeiten, die die Jeunes Restaurateurs bieten, offenstehen. Das hier gelebte Miteinander und der Austausch sind sehr wichtig, auch um engagierte Menschen für die Gastronomie zu begeistern. Ich denke, in Zukunft sollten wir uns verstärkt mit dem Thema Nachwuchs und Personal beschäftigen, aber auch das Thema Nachhaltigkeit steht für mich weiterhin auf dem Zettel.
Huber: Aktuell müssen wir große Anstrengungen gegen den Fachkräftemangel in unserer Branche unternehmen. Dies sowohl durch Angebote wie unsere Genuss Akademie, aber auch zunehmend durch digitale Unterrichtsmodule, da sind wir auf einem guten Weg, Im September des nächsten Jahres erwarten wir 350 JRE Mitglieder in Berlin. Auf unserem Kongress werden wir mit unseren Kollegen aus ganz Europa über die Zukunft der Branche und über Lösungen für die großen Herausforderungen sprechen. Der Titel wird lauten „Heroes“ – genauso wie der legendäre Song, den David Bowie während seiner Zeit in Berlin geschrieben hat.
(JRE/NZ)