Betrugsvorwurf

Bewährungsstrafe gegen Spitzenkoch

Ein Angeklagter zwischen zwei Anwälten
Der Angeklagte steht zwischen den Anwälten Nadine Strohmaier und Klaus Werner im Gerichtssaal im Amtsgericht Böblingen. Wegen Betrugs sind die früheren Betreiber des inzwischen geschlossenen Sternerestaurants „Alte Vogtei“ in Köngen bei Esslingen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. (© picture alliance/Fabian Sommer/dpa)
Wegen Betrugs sind die früheren Betreiber des inzwischen geschlossenen Sternerestaurants „Alte Vogtei“ in Köngen bei Esslingen dieser Tage zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Montag, 29.04.2019, 10:02 Uhr, Autor: Thomas Hack

Spitzenkoch Lars Volbrecht und seine Gattin Nadine, die Betreiber des ehemaligen Sternerestaurants „Alte Vogtei“, sind dieser Tage zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Das Amtsgericht Böblingen sah es als erwiesen an, dass die beiden Angeklagten im Alter von 39 und 33 Jahren Inventar zum Kaufpreis von 88.000 Euro für das von ihnen betriebene Lokal nicht bezahlt haben. Gegen den einstigen Spitzenkoch wurde eine Bewährungsstrafe von 22 Monaten verhängt, gegen seine mitangeklagte Ehefrau eine von 14 Monaten, wobei beide Angeklagten geständig gewesen wären. Das Paar betrieb das Spitzenrestaurant etwa ein Jahr und hätte bei der Unterzeichnung des Kaufvertrags seine wahre finanzielle Situation verschwiegen, urteilte die Richterin. Die Betreiber hätten behauptet, dass sie aus dem Verkauf eines Hauses aus der Erbschaft des Kochs einen hohen Geldbetrag erwarten würden. Doch dieses stand vor der Zwangsversteigerung. „Sie wussten, dass das Haus belastet war und sie den Kaufpreis nicht bezahlen konnten“, schloss die Richterin.

„Erbärmliche Lügengeschichte!“
Der Staatsanwalt forderte für den Mann zwei Jahre Haft auf Bewährung, für seine Ehefrau eine 22-monatige Bewährungsstrafe. Der 39-Jährige habe eine „erbärmliche Lügengeschichte“ erzählt und alles getan, um den Sachverhalt zu verschleiern. „Von einer Zwangsversteigerung wird man nicht überrascht“, ließ der Ankläger verlauten. Der Anwalt des früheren Spitzenkochs hingegen betonte, dieser sei in die ganze Sache hereingeschlittert. „Er ist Koch und kein Geschäftsmann.“

Rückgabe des Michelin-Sterns?
Der 39-Jährige absolvierte zunächst eine Ausbildung als Steuerfachangestellter und später eine zum Rettungsassistenten. Erst danach folgte die Kochausbildung. Nachdem der Restaurantführer Guide Michelin seine Deutschlandausgabe 2019 vorgestellt hatte, war bekannt geworden, dass die mit einem Stern ausgezeichnete „Alte Vogtei“ bereits seit Monaten geschlossen war. Der 39-Jährige ist nun mit seiner Ehefrau in der Schweiz tätig und will dort am 1. Mai in Chur ein Restaurant eröffnen. „Wir sind nicht in die Schweiz geflüchtet, um uns abzusetzen“, sagte er in seinem letzten Wort. Er und seine Frau seien daran interessiert, ihre Schulden abzuzahlen. Den Michelin-Stern habe er zurückgegeben. Die Täuschung des Restaurantführers Guide Michelin war nicht Gegenstand der Verhandlung. (lsw/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Das weltberühmte Schloss Neuschwanstein.
Rechtsstreit
Rechtsstreit

Explorer Hotel Neuschwanstein: Urteil im Namensstreit gefallen

Das Schloss Neuschwanstein ist wohl das berühmteste Bauwerk Bayerns. Neuschwanstein ist aber nicht nur ein Schloss, sondern auch eine geschützte Marke. Muss ein Hotel deswegen auf den Namenszusatz „Neuschwanstein“ verzichten?
Richter und Anwälte in einem Gerichtssal.
Urteil
Urteil

Bundesarbeitsgericht: Neue Entscheidung zur Urlaubsverjährung

Vergangenes Jahr fällte das Bundesarbeitsgericht ein richtungsweisendes Urteil zur Urlaubsverjährung. Mit einer neuen Entscheidung entschärft das BAG das Urteil. Arbeitgeber können aufatmen. Was gilt nun?
Paragraph
Gerichtsurteil
Gerichtsurteil

Schließung der Außengastronomie rechtens

Die Schließung der Außengastronomie ist nach einer Entscheidung des Bremer Oberverwaltungsgerichts rechtens. Das Gericht lehnte die Eilanträge von drei Gastronomiebetrieben gegen die Corona-Verordnung ab.
Ein Gerichtsurteil
Gerichtsurteile
Gerichtsurteile

OVG lehnt Anträge zu Gastronomie und Beherbergungsverbot ab

Das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen hat in Eilbeschlüssen Anträge gegen die Schließung der Gastronomie und gegen das Beherbergungsverbot abgelehnt.
Ein Richterhammer in einem Gerichtssaal
Gerichtsverfahren
Gerichtsverfahren

Urteil: Versicherung muss Wirt Umsatzausfälle erstatten

Erneut ist ein Gerichtsurteil zugunsten eines Gastronomen gefällt worden, dessen Versicherung nun für seinen Umsatzausfall von mehreren Hunderttausend Euro aufkommen muss.
Die Justitia im Gerichtssaal
Justizurteile
Justizurteile

Verwaltungsgericht sieht Lokalschließungen als rechtens an

Das Berliner Verwaltungsgericht hat die Klagen von 22 Gastronomen gegen die Zwangsschließung ihrer Lokale abgewiesen. Doch das letzte Wort könnte das Oberverwaltungsgericht haben.
Ein Gericht
Proteste
Proteste

Immer mehr Lockdown-Klagen in Bayern

Zahlreiche Hoteliers und Gastronomen reichten beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Klage gegen den Teil-Lockdown ein. Zur Stunde liegen 42 Eilverfahren und 11 Hauptsacheverfahren vor.
Eine Hotel-Rezeption
Gerichtsprozesse
Gerichtsprozesse

Gastgeber starten Klagewelle gegen „Lockdown“

Im Berchtesgadener Land wächst auch seitens der Gastgeberbranche die Kritik am partiellen Lockdown. Gastronomen und Hoteliers wollen mit einer Vielzahl von Klagen ein „sichtbares Zeichen“ setzen.
Ein leeres Restaurant
Corona-Maßnahmen
Corona-Maßnahmen

Bremer Gastronomen wollen gegen Sperrstunde klagen

Die Klagewelle geht weiter: Nun wollen in Bremen sieben Gastronomiebetriebe am Verwaltungsgericht einen Eilantrag einreichen, um die vom Senat verhängte Sperrstunde zu kippen.