Umweltverbände fordern drastisches Vorgehen gegen Plastikmüll
Um Plastikmüll zu vermeiden, haben Umweltverbände drastische Maßnahmen gefordert. Über eine strikte Regulierung und Verbote müssten Kunststoffproduktion und -verbrauch massiv reduziert werden, erklärten Naturschutzorganisationen wie der BUND, Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe dieser Tage in Berlin. Zu einem Forderungskatalog an die Bundesregierung zählt eine Abgabe auf besonders umweltschädliche Einwegartikel wie Plastiktüten, Einwegplastikflaschen und Coffee-to-go-Becher. Ein angemessener Betrag für eine Abgabe sollte nach Einschätzung der Umweltschützer mindestens 20 Cent betragen.
Von Mehrwegsystemen bis zum SUV-Verbot
Plastik sei eine der größten und augenscheinlichsten ökologischen Belastungen und überschwemme die Umwelt – an Land, im Meer und in der Luft, so die Verbände. „Plastikvermeidung ist Klimaschutz“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch. Um die Plastikflut zu stoppen, müsse die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick genommen werden, bisherige Maßnahmen der Politik reichten nicht aus. So sollten Einweg- und Verpackungsprodukte in einem verbindlichen Zeitrahmen durch Mehrwegsysteme ersetzt und Mikroplastikanwendungen verboten werden. Resch forderte ein komplettes Verbot von Plastikflaschen oder Getränkekartons. Über Getränkeverpackungen hinaus müssten verbindliche Mehrwegquoten auch für Verkaufs-, Transport- und Versandverpackungen festgelegt werden. Die Umweltverbände sind darüber hinaus für die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen und Gewichtsreduzierungen bei Kraftfahrzeugen bis hin zu einem SUV-Verbot, um den Reifenabrieb zu reduzieren, der jedes Jahr für tausende Tonnen Mikroplastik verantwortlich sei. BUND-Experte Rolf Buschmann sagt, schwere SUVs hätten daran einen erheblichen Anteil.
Verbot von Plastikmüllexport
Gefordert wird auch, ein Ziel zur Abfallvermeidung bis 2030 festzulegen. Deutschland müsse in diesem Punkt deutlich nachbessern, heißt es in einem Papier. In Deutschland seien die Mengen an Verpackungsmüll von Jahr zu Jahr gestiegen, auf 227 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Für Verpackungsabfälle sollte ein Abfallvermeidungsziel von maximal 90 Kilo pro Kopf und Jahr ab 2030 festgelegt werden. „Die Zukunft ist unverpackt“, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser. Zudem müsse es eine gesetzliche Schadenshaftung nach dem Verursacherprinzip geben. Hersteller sollen für Gesundheits-, Umwelt- und Klimaschäden ihrer Produkte verantwortlich gemacht werden. Die Verbände fordern außerdem einen Stopp von Plastikmüllexport. Osteuropa und Südostasien seien mittlerweile die Müllkippe für Plastikabfälle aus Deutschland und der ganzen Welt, sagte Kaiser. (dpa/TH)