Promi-Köche melden sich zu Wort
Bei vielen Kollegen und Gastronomie-Freunde von Fernsehkoch Frank Rosin gehe das Stimmungsbarometer trotz aller Leidenschaft für den Beruf gerade gegen null. „Es ist wirklich zum Weinen“, sagte Rosin am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur. Der Unternehmer verspürt große Existenzängste in der Gastronomie angesichts der wieder steigenden Mehrwertsteuer auf Speisen.
Politiker treffen Entscheidungen, die sie gar nicht treffen können
Die vergangenen Jahre seien für die Gastronomie mit umfangreichen Einschränkungen in der Corona-Pandemie wie den Lockdowns die härtesten überhaupt gewesen.
Die Branche befinde sich gerade in einer Erholungsphase, „wo man wieder Mut fasst und vielleicht wieder gewisse Ziele vor Augen hat“, in der viele Gastronomen versuchten, ihren Betrieb zu restrukturieren oder neu aufzubauen.
„Dann kriegt man gleichzeitig einen Knüppel in die Beine gekloppt und sagt nein, nein, das ist nicht möglich.“ Die steigende Mehrwertsteuer sei eine ‚Milchmädchenrechnung‘, sagte Rosin: Bei einem Gastronomiesterben fielen Steuereinnahmen auf der anderen Seite aus.
„Ich komme mir langsam vor wie bei ‚Rosins Restaurants‘, wo auch der Kfz-Mechaniker manchmal Gastronom werden möchte. Die Politiker haben wirklich völlig berufs- und realitätsfremd die Möglichkeit, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die sie gar nicht treffen können“, kritisierte er.
Bis zu 30.000 Schließungen befürchtet
Auch TV-Koch und Restaurantbesitzer Alexander Herrmann erwartet, dass mit der Rückkehr zur vollen Mehrwertsteuer Tausende Gastronomien schließen müssen. „Mit diesem Schritt wird seitens der Politik förmlich dabei zugeschaut, wie eine durchaus systemrelevante Branche in Teilen zerbricht“, teilte Herrmann am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit.
Im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Staaten sei die Mehrwertsteuer mit 19 Prozent in der deutschen Gastronomie viel zu hoch angesetzt. „Das geht meiner Meinung nach gegen den Gedanken der europäischen Gemeinschaft bzw. gegen die europäische Gerechtigkeit“, kritisierte Herrmann, der in Bayern im oberfränkischen Wirsberg sowie in Nürnberg kocht.
Er gehe davon aus, dass zwischen 10.000 bis 30.000 Gastronomien schließen müssten, weil sie der aktuellen Situation nicht Stand halten könnten. Die Situation in der Gastronomie sei zurzeit „maximal angespannt“.
Essengehen wird im kommenden Jahr noch mal deutlich teurer. Die Ampel-Koalition hat sich nach Angaben der Chefhaushälter von SPD, Grünen und FDP darauf verständigt, die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ab dem 1. Januar wieder auf 19 Prozent anzuheben. Die Steuer war Mitte 2020 wegen der Coronakrise vorübergehend gesenkt worden. Die geplante Rückkehr zum gewohnten Steuersatz wurde danach mehrfach verschoben.
(dpa/KAGI)