Erste Gastronomen und Hoteliers führen Energiepauschale ein
Infolge der gestiegenen Kosten führen erste Restaurants und Hotels in Niedersachsen eine Energiepauschale für Gäste ein. Damit soll zumindest ein Teil der Mehrkosten weitergegeben werden. „Wir wollten die Preiserhöhung transparent, sichtbar und fair gestalten“, sagt Karolin Turck von „The Hearts Hotel“ in Braunlage. Daher zahle jeder Gast pro Nacht derzeit drei Euro Energiepauschale drauf.
Das Hotel rechnet mit jährlichen Mehrkosten für Wärme und Energie in Höhe von 200.000 Euro. „Spätestens im März wären alle Rücklagen aufgebraucht und der ansonsten kerngesunde Betrieb pleite“, begründete Geschäftsführer Meik Lindberg den Energiezuschlag für die Gäste. Eine weitere Sorge sei die spürbare Vorsicht der Kunden beim Buchen: „Wir beobachten, dass unsere Gäste durch die veränderte wirtschaftliche Lage deutlich preissensitiver als noch vor ein paar Monaten sind. So wird momentan sehr viel kurzfristiger gebucht, und auch unsere höherpreisigen Suiten sind weniger nachgefragt.“
Wie lange die Pauschale von drei Euro in dem Hotel in Braunlage erhoben wird, ist noch nicht klar. „Wir werden uns den Gegebenheiten anpassen. Je nach Gestaltung der Gaspreisbremse kann die Pauschale auch wieder ausgesetzt werden“, meinte Karolin Turck vom „Hearts Hotel“.
Energiepauschale nicht nur in Niedersachsen
Auch ein Teil der Hotels in Schleswig-Holstein fordert von Gästen mittlerweile für Übernachtungen einen Energiekosten-Zuschlag. Das betreffe nach grober Schätzung etwa zehn Prozent der Hotels im Land, sagte der Landesvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Axel Strehl.
Es sei unternehmerische Freiheit, zusätzlich eine Energiekosten-Pauschale zu erheben oder die gestiegenen Kosten für Gas und Strom auf den Zimmerpreis draufzuschlagen. Zuvor hatte das „Hamburger Abendblatt“ darüber berichtet.
„Nach den ganzen Preissteigerungen kann ja keiner daran vorbeigehen, das muss man leider so sehen“, sagte Strehl. Einige Hoteliers hätten mittlerweile Existenzsorgen. „Wir haben schon die Hilferufe von Kollegen bekommen.“ Als Beispiel nannte er kleinere Betriebe, die statt bislang 6.000 künftig 24.000 Euro pro Jahr für Gas zahlen sollen. „Wo soll das denn herkommen?“ Strom sowie gestiegene Lebenshaltungskosten kämen noch hinzu.
Pauschale auch in Restaurants
Auch Restaurants etwa in Ganderkesee und Osnabrück haben eine Energiepauschale pro Gast eingeführt. So könnten die Preise für Essen und Trinken gleich bleiben, hieß es. Jeder Besucher des Restaurants „Zum Grünen Hof“ in Ganderkesee bei Bremen muss zum Beispiel 1,50 Euro draufzahlen.
Inhaber Gerhard Menkens sagte, er habe die Einführung der Pauschale offen kommuniziert und Zuspruch erhalten. „Meine Gäste sind alle auf meiner Seite und haben sogar gesagt, ich hätte noch mehr als die 1,50 Euro nehmen können.“
Menkens Dehoga-Ortsverband hatte sich Ende September für eine solche Pauschale entschieden. Wenige Tage später verkündete die Bundesregierung einen „Abwehrschirm“ über 200 Milliarden Euro. Daher führten einige Gastronomen die Pauschale nicht ein – so wie der Geschäftsführer der „Klosterschenke“ in Hude, Jens Burgdorf.
Da aber bisher keine Zahlungen geflossen sind, macht sich auch Burgdorf Sorgen: „Es ist genau so wie bei Corona. Keiner weiß wie, keiner weiß wann. Wir sind damals gut unterstützt worden, wir können uns nicht beschweren. Aber wie das jetzt mit der Energiepauschale läuft, können wir noch gar nicht sagen.“