Europäische Kommission

Booking.com als Gatekeeper eingestuft

Bildschirm mit der Start-Seite von Booking.com (Foto: © stock.adobe.com/Chrisdorney)
Booking.com muss seine Geschäftspraktiken anpassen. (Foto: © stock.adobe.com/Chrisdorney)
Der Dachverband der Hotels und Gaststätten in Europa zeigt sich erleichtert über die Entscheidung der Europäischen Union. Die Online-Buchungsplattform muss nun zügig geltende Auflagen umsetzen. 
Montag, 13.05.2024, 14:37 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Booking.com ist eine der größten Online-Marktplätze für Buchungen von Hotels in Europa. Zahlreiche Nutzer orientieren sich bei ihrer Unterkunfts-Recherche ausschließlich auf die Angebote der Plattform. Das heißt mit anderen Worten, wer nicht auf Booking erscheint, wird auch nicht gebucht. 

Laut der europäischen Vertriebsstudie 2022 von Hotrec ist Booking.com mit einem Marktanteil von über 70 Prozent das bei weitem dominierende Online-Reisebüro. Das Buchungsportal hat immer wieder durch unfaire Geschäftspraktiken Ärger von Seiten der Hotels auf sich gezogen. 

EU gewährt Einhalt

Die Europäische Kommission hat heute Booking Holdings, die Muttergesellschaft von Booking.com, als Gatekeeper-Plattform im Sinne des Digital Markets Act (DMA) benannt. Mit dieser Feststellung entstehen für Booking.com jetzt einige Gebote und Verbote, die das Unternehmen zügig auf seinen Seiten umsetzten muss. Dafür bleiben sechs Monate Zeit. 

Die Gatekeeper-Regelungen der EU

Die Gatekeeper-Kriterien sind erfüllt, wenn ein Unternehmen:

  • eine starke wirtschaftliche Position mit erheblichen Auswirkungen auf den Binnenmarkt innehat und in mehreren EU-Ländern aktiv ist,
  • über eine starke Vermittlungsposition verfügt, d. h. eine große Nutzerbasis mit einer großen Anzahl von Unternehmen verbindet,
  • eine gefestigte und dauerhafte Position auf dem Markt hat.

In Zukunft muss Booking.com folgende Aspekte seiner Geschäftspraktiken an die Vorgaben der EU anpassen und darf damit nicht mehr:

  • Dienstleistungen und Produkte, die der Gatekeeper selbst anbietet, gegenüber ähnlichen Dienstleistungen oder Produkten, die von Dritten auf der Plattform des Gatekeepers angeboten werden, in puncto Reihung bevorzugt behandeln,
  • Verbraucher daran hindern, sich an Unternehmen außerhalb ihrer Plattformen zu wenden,
  • Nutzer daran hindern, vorab installierte Software oder Apps zu deinstallieren, wenn sie dies wünschen,
  • Endnutzer außerhalb des zentralen Plattformdienstes des Gatekeepers zum Zwecke gezielter Werbung ohne ausdrückliche Zustimmung nachverfolgen.

Des Weiteren muss die digitale Plattform folgende Punkte umsetzen: 

  • Dritten ermöglichen, in bestimmten Situationen mit den eigenen Diensten des Gatekeepers zusammenzuarbeiten,
  • es ihren gewerblichen Nutzern ermöglichen, auf die Daten zuzugreifen, die sie bei der Nutzung der Gatekeeper-Plattform generieren,
  • den Unternehmen, die auf ihrer Plattform Werbung betreiben, die notwendigen Instrumente und Informationen zur Verfügung stellen, um eine eigene, unabhängige Überprüfung ihrer Werbung auf der Gatekeeper-Plattform vornehmen zu können,
  • es ihren gewerblichen Nutzern ermöglichen, ihr Angebot zu bewerben und Verträge mit ihren Kunden außerhalb der Gatekeeper-Plattform abzuschließen.

In den letzten Jahren hat Booking.com einige dieser Punkte nicht erfüllt, was in der Hotellerie für Unbehagen sorgte. 

Dachverband befürwortet die Benennung

Hotrec unterstützt die offizielle Bezeichnung nachdrücklich. Europäische Hoteliers sind mit viel zu vielen unfairen Geschäftspraktiken und Beeinträchtigungen von Booking.com konfrontiert, die ihre Leistungsfähigkeit enorm beeinträchtigen. 

So versucht Booking Holdings gegenwärtig weiterhin zu unterbinden, dass Hoteliers über ihre eigenen Vertriebskanäle bessere Preise als über seine Plattform anbieten. Außerdem teilt das Unternehmen die mit den Inseraten der Hotels erhobenen Daten nur unzureichend mit seinen Hotelpartnern.

Durch die Neueinordnung der Plattform hofft der Dachverband Hotrec darauf, dass derartige Konflikte nun rasch einer Lösung zugeführt werden.

Zeit für grundlegende Veränderungen

Hotrec-Präsident Alexandros Vassilikos betont: „Nach einem jahrzehntelangen Ringen der europäischen Hotels mit Booking.com kann der DMA nun zu einem echten Gamechanger werden. Hotrec bekräftigt in diesem Kontext noch einmal sein Engagement für konstruktive und transparente Diskussionen mit der Europäischen Kommission und Booking.com.“

Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Distribution von Hotrec, ergänzt: „Es ist nun wichtig, sicherzustellen, dass der Gatekeeper nicht etwa versucht, seine neuen Verpflichtungen zu umgehen und dass er alle betroffenen Interessengruppen zu seinen Compliance-Lösungen ausreichend konsultiert.“
 
(Hotrec/CHHI)
  

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

BdS-Präsident Matthias Kutzer, Staatsminister Dr. Florian Herrmann, CSU-Generalsekretär Martin Huber, MdB Stephan Thomae und BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert beim BdS-Mittagsempfang (v.l.n.r.).
Mitgliedertreffen
Mitgliedertreffen

Systemgastronomie fordert politische Hilfe

Beim Mittagsempfang des Bundesverbands der Systemgastronomie in München standen die aktuellen Herausforderungen der Branche ganz oben auf der Tagesordnung. Die Gastredner Dr. Florian Herrmann, Stephan Thomae sowie Martin Huber verstanden es, auf die Belange einzugehen und sagten ihre Unterstützung zu.
Vorstandschef der Denkfabrik, Dr. Marcel Klinge, im Portrait
Umfrage
Umfrage

Politiker halten sich beim Engagement für die Gastwelt zurück

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt hat Bundestagsabgeordnete befragt, wie sie die Tourismuswirtschaft beurteilen. Das Ergebnis ist wenig erfreulich. Als Arbeitsmarkt wird die Branche zwar geschätzt, aber eine politische Priorisierung halten die Befragten für schwierig.
Kemal Üres und Homeira Amiri
Aktion
Aktion

Zwei neue Gesichter für Awareness-Kampagne

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt hat zwei prominente Sprecher für ihre Kampagne vorgestellt. Die beiden Branchenkenner Homeira Amiri und Kemal Üres profitieren von ihrer umfangreichen Erfahrung, welche sie jetzt einbringen können.
Der Präsident des DEHOGA Bundesverbandes Guido Zöllick (3.v.l.) zusammen mit seinen Präsidiumskollegen Gerald Kink, Angela Inselkammer, Dr. Monika Gommolla, Detlef Pauls (1. Reihe v.l.), Fritz Engelhardt, Detlef Schröder, Dieter Wäschle (2. Reihe v.l.), Otto Lindner, Stephan von Bülow, Knut Walsleben (3. Reihe v.l.) sowie Marco Nussbaum und Haakon Herbst (4. Reihe v.l.). (Foto: © Dehoga)
Position
Position

Nur eine starke EU kann die Zukunft des Gastgewerbes sichern!

Der Hotelverband und der Dehoga rufen ihre Mitglieder explizit zur Teilnahme an der Europawahl auf. Laut den Verbänden verspricht nur eine leistungsfähige EU auch ein starkes Gastgewerbe. Für einen fairen Wettbewerb, weniger Bürokratie und mehr Flexibilität für die Wirtschaft braucht es vor allem politisches Engagement. 
Seit dem 8. Dezember 2021 ist Dr. Robert Habeck Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. (Foto: © BMWK / Dominik Butzmann)
Berlin
Berlin

Tourismusgipfel lädt bekannte Politiker ein

Die Tourismusbranche trifft am 13. Mai in Berlin auf die Politik. Fokus der Veranstaltung ist der Stand der Branche zwischen Aufschwung und fordernden Rahmenbedingungen. Zu den Speakern zählt unter anderem Dr. Robert Habeck.
Die Meldepflicht in Hotels ist für viele Betreiber ein Ärgernis. (Foto: © Robert Kneschke/ stock.adobe.com)
Meldepflicht
Meldepflicht

Gesetz für weniger Bürokratie

Vorschriften, Pflichten, Gesetze: Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt nun eine Entrümpelung an. Insbesondere für Hotels könnte es eine immense Verbesserung geben.
Booking.com
Untersagung
Untersagung

Booking darf eTraveli nicht übernehmen

Die Europäische Kommission hat offiziell die Übernahme der eTraveli Group durch Booking Holdings untersagt. HOTREC und der Hotelverband Deutschland (IHA) begrüßen die Entscheidung. 
Frau unterschreibt an der Rezeption
Beschluss
Beschluss

Bundeskabinett will Hotelmeldepflicht abschaffen

Ein enormer bürokratischer Aufwand soll abgebaut werden: Das Bundeskabinett hat die vom Bundesminister der Justiz vorgelegten Eckpunkte für ein Bürokratieentlastungsgesetz beschlossen. Davon wird auch die Hotellerie profitieren. 
3.300 Gastwirte demonstrieren beim Frühlingsfest in Stuttgart für ein dauerhaft gesenkte Mehrwertsteuer.
Demonstration
Demonstration

3.300 Wirte demonstrieren für dauerhaft reduzierte Mehrwertsteuer

Seit langem pocht die Gastronomiebranche auf das Beibehalten der gesenkten Mehrwertsteuer. Die Pläne der Koalition sind jedoch immer noch ungewiss. Dafür werden die Stimmen aus der Branche immer lauter.