Trauer um Prof. Dr. Ludwig Narziß
„Die Nachricht vom Tod von Ludwig Narziß hat mich tief bestürzt“, erklärte der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, in einer Stellungnahme. „Ludwig Narziß war ein Wissenschaftler von Weltruf – die Brauwirtschaft hat ihm unendlich viel zu verdanken. Es gibt weltweit nur wenige Persönlichkeiten, die unsere Branche über viele Jahrzehnte so intensiv geprägt haben wie er.“
Ludwig Narziß wurde im September 1925 in München geboren, als Sohn eines Brauereidirektors. Statt wie von seinem Vater gewünscht eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren, entschied er sich für eine Brauerlehre bei Tucher in Nürnberg. Anschließend studierte er an der TU in Weihenstephan Brauwesen und war dann mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Betriebsberater tätig. 1956 promovierte er über den Einfluss der Hefe auf die Eigenschaften des Bieres und wechselte zwei Jahre später als erster Braumeister zu Löwenbräu in München.
Als Nachfolger von Karl Schuster wurde Ludwig Narziß 1964 auf den Lehrstuhl für Technologie der Brauerei 1 nach Weihenstephan berufen. Hier hat er viele Generationen von Studenten unterrichtet und insgesamt über 50 Doktoranden begleitet. Im Jahr 1992 wurde er emeritiert.
2019 verlieh ihm die TU München die Ehrendoktorwürde – „in Würdigung seiner herausragenden wissenschaftlichen Pionierleistungen, die auf dem Gebiet der Brau- und Getränketechnologie internationale Maßstäbe der Forschung gesetzt haben und für seine richtungsweisenden Lehrbücher und Monographien zur Brautechnologie“, wie es seinerzeit in der Laudatio hieß.
Prof. Dr. Ludwig Narziß brachte den Austausch voran
Dr. Jörg Lehmann hob hervor, dass es Ludwig Narziß stets ein großes Anliegen gewesen sei, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Lehrstühlen und Brauereien zu verstärken. Zahlreiche Forschungsvorhaben wurden in seiner Zeit am Lehrstuhl gemeinsam mit der Wissenschaftsförderung der Brauwirtschaft erarbeitet. Allein die Organisation des Technologischen Seminars in Weihenstephan hat Generationen von Studierenden geprägt.
Auch auf europäischer Ebene brachte er den Austausch voran: Narziß war von 1979 bis 1983 Präsident der European Brewery Convention (EBC) und wurde später zu deren Ehrenpräsident ernannt. Auf nationaler wie auf europäischer Ebene setzte sich Prof. Narziß mit Nachdruck für den Erhalt des deutschen Reinheitsgebotes ein.