Jeane Fabre über das Potenzial von Bioweinen
Frau Fabre, warum war es so lange problematisch, gut schmeckende Bioweine zu produzieren?
Bioweinproduktion erfordert aufgrund der technischen Vorgaben einen Grad an Kontrolle, den es anfangs womöglich nicht gab, weil kein Winzer über ausreichende Erfahrung verfügte. Außerdem gab es sehr wenig Wettbewerb, während heute das Angebot an Bioweinen enorm gewachsen ist – und damit natürlich auch der Anreiz, mit Qualität zu punkten. Denn natürlich gibt es überhaupt keinen Grund, warum Bioweine weniger gut schmecken sollten als herkömmlich produzierte Weine.
In vergangenen Jahr verzeichnete die deutsche Biobranche im LEH erstmals einen Rückgang. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
In Frankreich werden 40 % der Bioweine direkt vermarktet, weshalb die Winzer von solchen Entwicklungen nicht so direkt betroffen sind. Wir konnten überdies in aktuellen Endverbraucherbefragungen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Belgien feststellen, dass aus wirtschaftlichen Gründen eher auf ein Glas Wein verzichtet wird und nicht auf das Biolabel an sich.
Wo sehen Sie Potenzial für Bioweine?
Das europäische Bioweinsiegel ist das bekannteste aller Bioweinsiegel. Wir sehen, dass gerade jüngere Käufer unter 45 Jahren und Kunden, die bewusste Kaufentscheidungen treffen, sich für Bioweine interessieren.
Welche Rolle spielt die Gastronomie?
Es sind letztendlich die Endverbraucher, also die Restaurantgäste, die sich zunehmend Wissen über die Umweltaspekte bei der Weinherstellung angeeignet haben und im Restaurant gezielt nach Bioweinen fragen. Wir beobachten zunehmend, dass auf Speisekarten solche speziellen Hinweise gegeben werden.
(Gabriele Gugetzer)