Warum haben Sie sich für ein entsprechendes Konzept entschieden?
Hamerle: Die Gemeinschaftsverpflegung erlebt gerade eine Zeitenwende. Mit Flavour Network haben wir darauf reagiert und die Weichen auf einige der Megatrends gestellt: Nachhaltigkeit, eine globalisierte Arbeitswelt und Digitalisierung. Diese sind hier keine Lippenbekenntnisse mehr, sondern ziehen sich durch das gesamte Konzept. Wir haben nahtlos vom Acker bis zum Teller gedacht und sind entsprechend langfristige Bündnisse mit unseren Partnern eingegangen. Es war höchste Zeit, das Thema Ernährungswende und Ökosystemwandel in der Food Service-Branche greifbar zu machen.
Nachhaltigkeit steht beim Flavour Network an erster Stelle. Wie wird diese umgesetzt?
Meyer: Unsere Partner auf Augenhöhe liefern uns vorwiegend pflanzliche Produkte aus der direkten Umgebung, was sich sehr positiv auf die CO2-Bilanz der Mahlzeiten auswirkt. Was nicht vor Ort auf Porzellan serviert wird, nehmen die Kunden in nachhaltigen Mehrwegverpackungen von Vytal mit. Auch alle anderen To-go-Verpackungen sind klimaneutral. Unser Lieferant ist zertifizierter „Climate Partner“ und gleicht sämtliche CO2-Emissionen vom Anbau bis zur Auslieferung aus. Außerdem bieten wir im Flavour Network „To Good To Go“-Überraschungstüten: unverkaufte, aber einwandfreie Lebensmittel aus dem Einzelhandel zu einem vergünstigten Preis. Die Nachfrage externer Kunden dafür ist sehr hoch.
Haben Sie Tipps für andere Gemeinschaftsverpfleger, wie sie ihr Geschäft nachhaltiger gestalten können?
Hamerle: Grundsätzlich sind wir mit Ratschlägen an Wettbewerber zurückhaltend. Aber wenn Sie so fragen: Konsequent sein und vom Acker bis zum Teller denken. Es reicht heute nicht mehr, nur einzelne Schritte zu gehen und Innovationen in bestehenden Konzepten zu etablieren. Prozesse müssen zur Gänze neu gedacht werden: Möchte ich zum Beispiel mit Bauern direkt zusammenarbeiten, muss ich einen genossenschaftlichen Ansatz wählen, um skalierbar zu werden. Will ich nahtlose Digitalisierung, die dem Gast, dem Produzenten und uns als Dienstleister gleichermaßen zugutekommt, muss ich einen plattformökonomischen Dienstleistungs-Ansatz wählen, anstatt Software teuer einzukaufen. Am wichtigsten ist aber: Nachhaltigkeit hört nicht an den Grenzen des eigenen Unternehmens auf – es gilt immer die gesamte Lieferkette in Betracht zu ziehen. Erst dann werden wir auch zukunftstauglich sein und aus der Wertschöpfungs- eine Wertschätzungskette gemacht haben. Mit dem Flavour Network wollen wir auch in Sachen Nachhaltigkeit einen echten Mehrwert bieten. Daher bin ich auch überzeugt, dass es kein Solitär bleiben wird.
Vielen Dank für das Gespräch!