„Ausbildung lebt von stetiger Entwicklung“
Svenja-Nadine Schramm nahm bei der Verleihung des „Exzellenter Ausbildungsbetrieb“ im Rahmen der Mitgliederversammlung der Hoteldirektorenvereinigung im vergangenen November in Stuttgart entgegen. „Die Auszeichnung durch die HDV ist für unser Haus eine großartige Wertschätzung und unterstreicht die Wertigkeit des täglich gelebten Ausbildungskonzeptes im Tortue. Dieser Titel zeigt, wie hoch die Messlatte bei uns im Haus in Bezug auf die Ausbildung ist“, betont die Director of Human Resources im Hamburger Tortue.
Im Gespräch mit HOGAPAGE erinnert sie sich: „Als wir die Nachricht der Auszeichnung erhalten haben, wurden die Augen in unseren Teams entsprechend groß, denn dies signalisiert, dass wir uns damit nicht einfach nur schmücken dürfen, sondern die Werte, die unseren Tortue Esprit kennzeichnen, auch kontinuierlich erfüllen – ein großer Ansporn an unsere Riege der Abteilungsleiter, die Ausbildungskriterien immer weiter zu optimieren.“
Im Wandel der Zeit
Gerade in der Führung junger Nachwuchskräfte hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Die Ansprüche der Auszubildenden sind heute Welten von denen vor 20 Jahren entfernt: „Es gab schon so manch amüsante Situation in meiner Laufbahn, die mir vor Augen geführt hat, dass die jungen Menschen inzwischen mit einer ganz anderen Denkweise und Einstellung in die Arbeitswelt starten“, berichtet Svenja-Nadine Schramm.
Im Umgang mit der Generation Z beginnen die Herausforderungen aber bereits weit früher. „Selbst, wenn man sich mit herausragenden Auszeichnungen schmücken darf, muss man es als Arbeitgeber überhaupt erst einmal schaffen, die Aufmerksamkeit der potenziellen Auszubildenden zu bekommen. Vor den modernen Wegen zur Mitarbeiterwerbung darf man sich keinesfalls sträuben.“
So ist das Tortue inzwischen auch mit dem Thema HR bei Instagram präsent – mit mehr als 31.000 Followern ein durchaus sinnvoller Schachzug. Hier zeigen sich die jungen, motivierten Kollegen in Ausbildung höchstpersönlich im Imagefilm, zudem werden Jobangebote via WhatsApp veröffentlicht.
Anders bleiben
Wer zur Tortue Familie gehören möchte, sollte sich mit der Philosophie des Hauses identifizieren können und sich nicht künstlich verbiegen müssen. Das soll vor allem die neue Employer Branding Kampagne des Hauses vermitteln, welcher noch während des Gesprächs mit uns der finale Schliff verliehen wird.
Für diese hat Schramm gleich zu Antritt ihrer Position im Hamburger Boutique- und Designhotel Anfang 2023 den Grundstein gelegt. „Ich habe eine bunte Truppe aus Azubis, Führungskräften und Mitarbeitern der ersten Stunde zusammengestellt, um herauszukristallisieren was denn die fünf Kernwerte unseres Hauses sind, was die Vision ‚Tortue‘ ausmacht“, erklärt die HR-Director. „Oberste Prämisse ist bei uns zwar ein sehr hoher Qualitäts- und Serviceanspruch, wir möchten aber, dass jeder in seinem Wesen authentisch bleibt.“ Sowohl der Gast, wenn er im Casual Look in das Haus eintritt, als auch der Mitarbeiter – mit knallig roten Haaren und Fingernägeln.
„Jemand, der die Leidenschaft und das Gastgebersein im Herzen trägt, eine hervorragende Arbeit leistet und uns damit signalisiert, für die schönste Branche der Welt zu brennen, gehört genau hier her.“ Bewusst wird deshalb im Tortue so z. B. auch mit der früher oft so steifen Etikette der Arbeitsuniformen gebrochen. Zum maßgeschneiderten Hosenanzug trägt man heute trendige, weiße Lacoste-Sneaker.
An Bewerbern mangelt es dem inhabergeführten Haus im Herzen Hamburgs nicht. Aktuell erfreut es sich an rund 220 Mitarbeitern, darunter 33 Azubis. Was die Kollegen am Führungsstil des Tortue schätzen? „Bei uns sind selbst die Geschäftsführer jeden Tag vor Ort präsent, sind aktive Gastgeber und zeigen, dass Genuss gelebt wird“, erzählt Schramm. Auch sie selbst ist immer im Haus greifbar, mit jedem per Du und auf Augenhöhe. Ihr dynamischer und charismatischer Führungsstil in Vorbildfunktion kommt gut an. „Man spürt, dass die jungen Mitarbeiter aufspringen.“
Alle für eine Vision
Bevor Svenja-Nadine Schramm Teil vom Tortue wurde, holte sie als Personalleiterin des Budersand Hotel – Golf & SPA – Sylt die Auszeichnung für das Luxushaus auf der Insel ein. Rund viereinhalb Jahre Passion hat sie dafür investiert, die neue Führungsstrategie von der Pike auf erarbeitet und nachhaltig geformt – und konnte einen Teil ihrer Ideen anschließend mit in ihrer neuen Wirkungsstätte einbringen.
Der Konkurrenzkampf um die fertigen Kräfte ist enorm. Umso mehr raten wir unserem Nachwuchs: greift eure Leidenschaft – wir geben euch mit der Ausbildung in unserem Haus ein schönes Fundament, danach seid ihr gefragt, etwas Grandioses in unserer tollen Hospitality-Welt zu erschaffen
„Die Ausbildungsstrategie im Tortue war bereits toll aufgestellt. Ich durfte die Feinheiten der Umsetzung noch ein bisschen mehr herauskitzeln, habe die Möglichkeit individuell auf jeden Mitarbeiter einzugehen und den abteilungsübergreifenden Austausch auch zwischen Mitarbeitern und Führungsebene zu fördern – zuhören ist das A und O. Eine tolle Basis und ich freue mich nun sehr auf den Start der Employer Branding Kampagne, welche all das noch mehr zum Leben erweckt,“ bekräftigt Schramm.
Rund die Hälfte der Azubis bleiben nach ihrem Abschluss dem Tortue erhalten. „Ein schönes Zeichen für uns, dass wir etwas richtig machen – wir verstehen aber auch, wenn sich der eine oder andere abnabeln möchte, um weitere Eindrücke der facettenreichen Branche zu sammeln.“
Der Nachwuchs ist am Zug
Zusätzlich zur HDV-Auszeichnung als „Exzellenter Ausbildungsbetrieb“ gewann das Tortue einen Coachinggutschein im Wert von 10.000 Euro von Diavendo. Dieser soll nun der Weiterentwicklung des Nachwuchses zugutekommen. „Wir werden unsere 33 Azubis, aufgeteilt an zwei Tagen im Juli zu den Basics unserer Branche coachen lassen. Sie werden sich damit auseinandersetzen, was es beispielsweise für Konsequenzen für das Team hat, wenn sich jemand salopp gesagt wegen einer Banalität gleich mehrere Tage rausnimmt, wie man Gästebeschwerden professionell begegnet und sich mit einem gewissen Standing beim Gast präsentiert.“
Als ihre wohl größte Aufgabe sieht es Svenja-Nadine Schramm, die Azubis mit Erfolg und stets offenem Ohr durch die Ausbildung zu geleiten – und am aller wichtigsten: sie so von der schönsten Branche der Welt zu überzeugen, dass sie im Anschluss der Ausbildungszeit dieser auch treu bleiben.
(KAGI)