„Nachhaltiger wirtschaften ist ein Prozess“
Wenn es darum geht, mit dem eigenen Betrieb möglichst nachhaltig zu wirtschaften, macht ihm so schnell niemand etwas vor: Stephan Mühlmann konstruierte 2012 mit gerade einmal 21 Jahren ein eigenes Heizkraftwerk für das Naturhotel Leitlhof – damals war das Vier-Sterne-Superior-Hotel noch unter der Führung seines Vaters Robert Mühlmann. Fast zehn Jahre später und zweimal mit dem World Travel Award ausgezeichnet, spricht er über seine Philosophie als Geschäftsführer, wie ihn das Thema Umweltschutz persönlich verändert hat und welche Pläne er in naher Zukunft verwirklichen möchte:
Herr Mühlmann, Das Naturhotel Leitlhof unterscheidet sich nicht in Sachen Style und Komfort, aber hinsichtlich der Philosophie doch sehr von vielen anderen Hotels in Südtirol. Was machen Sie anders?
Wir gehen unseren eigenen Weg und möchten authentisch sein. Was uns im Privaten wichtig ist, spiegelt sich auch im Betrieb wider. Schon vor zehn Jahren haben wir ein Holzkraftwerk gebaut – damals war das Bewusstsein für Nachhaltigkeit noch nicht so groß wie heute. Mittlerweile wirtschaftet der gesamte Betrieb klimaneutral, aktuell liegt der CO2-Ausstoß pro Gast und Nacht bei nur 12,2 Kilogramm. Außerdem gehört zum Leitlhof ein eigener Bauernhof, den wir mit viel Liebe bewirtschaften. Unsere Rinder sollen ein gutes Leben haben und wir verwerten unser eigenes Fleisch im Hotel. Das fühlt sich für uns richtig an.
Welchen Auslöser gab es damals für den Bau des Holzkraftwerks?
Mit dem Bau unseres beheizten Außenpools sind die Kosten für Wärme und Energie enorm gestiegen, deshalb haben wir über alternative Lösungen nachgedacht. Da wir viel Wald rund um den Leitlhof besitzen, war es naheliegend, die eigenen Ressourcen durch ein Holzkraftwerk zu nutzen.
Welche Bedeutung hat die jüngste Auszeichnung mit dem World Travel Award in der Kategorie „Europe’s Leading Green Hotel 2021“ für das Leitlhof-Team?
Eine sehr große. Es ist schön, von einer internationalen Jury die Bestätigung zu bekommen, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Wichtigkeit, auch im Tourismus nachhaltig zu agieren, hat sich vor allem in den letzten drei bis vier Jahren verdeutlicht. Seitdem spüren wir ein deutlich steigendes Interesse an unserer Philosophie seitens der Gäste, aber auch von unseren Mitbewerbern. Wir sind stolz, als positives Beispiel voran zu gehen.
Haben Sie sich auch persönlich verändert, seitdem Sie sich so intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, CO2-Ausstoß und Ökologie befassen?
Ja, auf jeden Fall! Nachhaltiger zu leben und zu wirtschaften ist ein Prozess. Wir haben viel dazugelernt in den vergangenen Jahren, interessante Menschen getroffen, Ideen erarbeitet – und auch einiges wieder verworfen. Man kann nicht immer alles perfekt machen, aber sich stetig weiter zu entwickeln ist ein guter Ansatz. Bewusster Konsum, regionale Lebensmittel, kurze Lieferwege und der Respekt vor der Natur – nachhaltiger zu leben spielt natürlich nun auch in meinem Privatleben eine große Rolle.
Welche Pläne haben Sie für das Naturhotel Leitlhof in den kommenden fünf Jahren?
Wir haben einiges vor, dazu gehört ein größerer Umbau. Uns geht es dabei nicht darum zu wachsen, vielmehr möchten wir uns qualitativ steigern und unseren Gästen so einen bewussten Urlaub auf höchstem Niveau bieten.
(AHM PR/NZ)