Was für ein Konto benötige ich, wenn ich in Aktien, Aktienfonds, ETF´S, Renten- und Geldmarktfonds etc. anlegen will?

Das Konto, das man für derartige Transaktionen benötigt nennt man meist Wertpapierkonto oder auch Depotkonto: Über dieses Konto laufen die Käufe und Verkäufe von Wertpapieren. Beim Kauf wird das Wertpapierkonto mit dem Kaufpreis zuzüglich Ordergebühren (die kassiert die Bank) Maklercourtage (Provision für den Makler) und evtl. sonstige Gebühren wie börsenplatzabhängige Entgelte wie sie an Präsenzbörsen wie Frankfurt verlangt werden, belastet. Werden Wertpapiere verkauft, werden dem Wertpapierkonto der Verkaufserlös abzüglich der oben genannten Gebühren gutgeschrieben (Maklercourtage und evtl. börsenplatzabhängige Entgelte muss man allerdings nicht entrichten, wenn man über den Xetra-Handel oder über Handelsplattformen kauft, was eine erhebliche Kostenreduzierung sein kann). Um ein Wertpapierkonto zu eröffnen, muss man zuvor ein Verrechnungskonto (i.d.R. ein Girokonto) haben, von dem aus dann Geld auf das auf das Wertpapierkreditkonto übertragen werden muss. Erst dann kann man mit dem Wertpapierhandel beginnen.

Bei welchem Finanzinstitut kann ich so ein Konto eröffnen?

Die klassischen Banken eröffnen auf Antrag ein Wertpapierkonto und beraten den Anleger bei der Wahl der Wertpapiere entweder persönlich in der Bankfiliale oder auch einmal per Telefon. Dies wäre vielleicht bequemer, ist aber ein passives Verhalten. Außerdem betragen die Orderprovision und Maklercourtage i.d.R. 1,1 Prozent des Kauf- bzw. Verkaufspreises, auch die Depotführungskosten und andere Kosten sind manchmal relativ hoch. Will man jedoch aktiv handeln und selbständig Entscheidungen treffen, empfiehlt es sich, dies nicht über seine Hausbank zu tun, sondern direkt über einen Discountbroker bzw. eine Direktbank zu handeln.

Was sind Discountbroker bzw. Direktbanken?

Discountbroker und Direktbanken (manchmal auch Direktanlagebanken genannt) sind Finanzinstitute („Internetbanken“), die einen Kunden nicht persönlich beraten und daher z.T. deutlich niedrigere Ordergebühren, Depotführungsgebühren und sonstigen Gebühren für die Kunden haben wie die klassischen Banken. Die niedrigen Kosten kommen auch daher, dass diese Finanzinstitute kein eigenes Filialnetz betreiben. Alle Aktivitäten können per Online Banking durchgeführt werden, manche Discountbroker nehmen auch telefonisch Order entgegen bzw. helfen bei diversen Fachfragen, dürfen aber keine Empfehlungen oder Beurteilungen im Hinblick auf bestimmte Anlageformen geben. Jede größere klassische Bank hat meist einen eigenen Discountbroker bzw. eigene Direktbank als Tochtergesellschaft gegründet, es gibt aber auch rechtlich selbständige Discountbroker.

Wie finde ich Discountbroker bzw. Direktanlagebanken und nach welchen Kriterien sollten diese Finanzinstitute ausgewählt werden?

Es gibt verschieden Vergleichsplattformen/Vergleichsportale, aber auch die Wahl der Vergleichsportale ist mit einem gewissen Risiko verbunden, es empfiehlt sich hier auf renommierte Portale zurückzugreifen. Auch wenn die Nutzung der meisten Portale nichts kostet, empfiehlt es sich, zusätzlich die Infos der staatlich geförderten Stiftung Warentest nutzen, die zwar etwas Geld kosten, aber gerade deswegen gelten die Finanztests der Stiftung Warentest als sehr renommiert. Natürlich kann man sich auch im Bekanntenkreis umhören, allerdings muss man sich hier auch fragen, wie sorgfältig der Bekannte vorher selbst recherchiert hat.

Das Ranking von Discountbrokern/Direktbanken geschieht auf den meisten Vergleichsportalen nach denselben Kriterien. Diese sind i.d.R:

  • die Order- und Kontoführungsgebühren sowie u.U. Kosten, wenn man ein Kauf- oder Verkaufslimit setzt
  • das Angebot an Fondssparpläne bzw. ETF´-Sparplänen (Fonds und ETF´s wurde bereits ein eigener Beitrag gewidmet) sowie eventuellen Rabatte auf Fonds und ETF´s
  • unter Umständen Negativzinsen, die manche Banken verlangen, falls zu viel Geld auf dem Verrechnungskonto geparkt wird.
  • Auszeichnungen bei Vergleichstests und Kundenmeinungen (z.B. über Foren)

Die Ergebnisse des Vergleichs werden meist als Gesamtnoten wie Schulnoten vergeben. Aber auch hier gilt: Der Testsieger muss nicht immer der für Sie beste Discountbroker sein, eventuell ist Ihnen ja ein Ansparplan mit Fonds oder ETF´s besonders wichtig, dann ist vielleicht das Angebot an Fonds und ETF`s und eventuelle Rabatte diesbezüglich wichtiger als Depotführungsgebühren oder Ordergebühren.

Hat man sich für einen Discountbroker entschieden, einfach im Internet den entsprechenden Discountbroker ausfindig machen und auf dessen Seite auf „Depot eröffnen“ oder „Depotkonto eröffnen“ anklicken. Von dort aus werden Sie Schritt für Schritt weitergeführt. Bevor Sie das Konto nutzen können, erfolgt ein mehr oder weniger lange dauerndes Identifizierungsverfahren Ihrer Person z.B. per Postident. (Identifikation mit Hilfe einer Poststelle). Manchmal reicht es, eine visuelle Verbindung mit der Bank herzustellen, bei der man seinen Personalausweis in die Kamera hält für eine Identifizierung). Aber das wird Ihnen von der auserkorenen Direktanlagebank haargenau erklärt. Sobald der Identifizierungsvorgang abgeschlossen ist, erhält man i.d.R. zu unterschiedlichen Zeiten mehrere Briefe und die PIN erhalten, die Sie benötigen, um sich in das Konto einloggen und loslegen können.

Was kann so ein Depotkonto?

  • Über ein Depotkonto kann man z.B. in einem Suchfeld die meist 6-stellige Wertpapierkennnummer (WKN) eingeben oder auch nur den Namen des Wertpapiers, um Information wie den Realtime-Kurs, die Chartentwicklung u.U. mit Unterstützungs- und Widerstandslinien, die ausgezahlte Dividende der letzten Jahre bzw. erwartete Dividende der kommenden Jahre, der bisher getätigte Umsatz, sowie den aktuellen Geldkurs und Briefkurs der Aktie. Angenommen für XY-Aktie wird ein Geldkurs (meist kurz Geld) von 40,30 Euro genannt, heißt das, jemand wäre bereit, diese Aktie jetzt zu 40,30 Euro zu kaufen. Gleichzeitig wird der Briefkurs genannt, also der Kurs, zu dem jemand die Aktie verkaufen würde (z.B. 40,70 Euro). Die Differenz wird Spread genannt (also hier 0,40 Euro). So kann man sofort zuschlagen, wenn man die Aktie unbedingt haben will, dann setzt man in der Ordermaske das Limit 40,70 Euro. Wenn Sie schnell genug sind und sich der Briefkurs zwischenzeitlich nicht erhöht, kriegen Sie die Aktie zu 40,70 Euro. Wollen Sie hingegen die Aktie zu diesem Zeitpunkt unbedingt loswerden, geben Sie in der Ordermaske das Limit 40,30 Euro, denn zu dem Kurs reisst Ihnen jemand die Aktie aus der Hand – wenn Sie schnell genug waren und sich der Geldkurs in der Zwischenzeit nicht weiter gesenkt hat.
  • Depotkonten bieten auch Depotübersichten an, auf denen Sie den Bestand Ihrer einzelnen Wertpapiere sehen, also die jeweilige Stückzahl, den aktuellen Kurs der XY-Aktie (z.B. 40 Euro) wie auch den Bestandswert (z.B. 400 Euro, falls Sie 10 XY-Aktien im Depot haben), den Kaufkurs der Aktie (z.B. 37 Euro) und den Einkaufswert insgesamt (im Beispiel 370 Euro), ebenso den durch die Differenz entstandenen Gewinn oder Verlust (im Beispiel 30 Euro Gewinn)
  • Weitere Informationen zu den Wertpapieren wie News und fundamentale und technische Analysen der Aktie
  • Das Führen eines Musterdepots, in das Sie Wertpapiere Ihrer Wahl legen können. Dies ist eine sehr empfehlenswerte Methode neben der Teilnahme an Börsenspielen, um praktisch „trocken“ also ohne Einsatz von eigenem Kapital, mal zu checken, wo man denn mit seiner fiktiven Anlage landen würde.

Ich hoffe, meine Erläuterungen helfen Ihnen, um selbständig auf Sie zugeschnittene Anlageentscheidungen treffen zu können. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Erfolg und auch das nötige Glück,

Ihr Willi Froschauer

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