Welche Risiken von Anleihen gibt es?
Bonitätsrisiko
Bei Änderung der Zahlungsfähigkeit eines Staates oder einer Unternehmung wird die Bonitätsnote meist relativ schnell angepasst. Sinkt diese, wird am Rentenmarkt sehr schnell ein Verkauf der entsprechenden Anleihe stattfinden, der Kurs sinkt und die Effektivverzinsung steigt mit der Folge, dass bei der Emission einer neuen Anleihe eine höhere Nominalverzinsung versprochen werden muss.
Inflationsrisiko
Steigt die Inflationsrate, kann der Inhaber einer Anleihe „von weniger abbeißen“, d.h. ihm stehen weniger Mittel zur Verfügung, um zu konsumieren. Angenommen, der Nominalzinssatz wurde auf 2 % festgelegt, als die Inflationsrate bei 1 % lag. Damit beträgt der Realzinssatz (die Differenz von Nominalzinssatz und Inflationsrate) 1 %, d.h., der Anleger hat nur noch 1 % tatsächliche Rendite, von der „abbeißen“ kann. Steigt die Inflation auf 3 %, liegt ein negativer Realzins vor. Will der Emittent seine Anleihe dann noch an den Mann bringen, muss er bei der Ausgabe einer neuen Anleihe mehr Nominalzinssatz bieten, da es unwahrscheinlich ist, dass jemand die Anleihe kauft, wenn ihm mehr durch die Inflation „weggefressen wird“, als er an Zinsen erhält. Dies ist einer der Gründe, warum Länder mit hohen Inflationsraten hohe Nominalzinsen bieten müssen, damit sie „frisches Geld“ in die Staatskasse gespült bekommen. Früher waren dies v.a. die südlichen Länder der Eurozone, aktuell sind es immer noch viele Länder v.a. auf dem südamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Kontinent. Man kann sich vorstellen, wie diese Länder dann von den oben genannten Ratingagenturen eingestuft werden, denn ab einer bestimmten Staatsverschuldung entsteht folgender Teufelskreis: Dieser beginnt, wenn einzelne Länder eine hohe Staatsverschuldung haben, d.h., wenn sie mehr Geld ausgeben, als sie über v.a. Steuern einnehmen. Wie geht das überhaupt? Durch Kreditaufnahme der Regierungen! Woher kriegen diese das Geld? Nicht direkt von den Zentralbanken, denn diese dürfen den Regierungen keine direkten Kredite gewähren. Warum nicht? Die Hauptaufgabe von Zentralbanken besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Gütervolumen (gemessen über das Bruttoinlandsprodukt, also dem Wert der Güterproduktion eines Landes) und dem Geldvolumen herzustellen, welches die Zentralbank entscheidend beeinflussen kann. Würde eine Zentralbank einer Regierung Geld leihen, würde diese das Geld ausgeben, und die Preise für Konsumgüter und Investitionsgüter (wie Maschinen, Rohstoffe usw.) würden steigen, also würde genau das passieren, was eine Zentralbank verhindern soll, es entstünde eine Inflation (dies entspricht genau dem Szenario, das aufgrund der wieder angestiegenen Umsatzsteuer und der wohl höheren Konsumausgaben nach den Lockerungen in der Pandemie zu erwarten ist). Darüber hinaus könnten so Wahlkampfausgaben der Regierung finanziert werden, die sich dann wiederum „irgendwie“ bei der Zentralbank „bedankt“ usw., Mauscheleien wären so nicht auszuschließen. Also muss sich die Regierung anderweitig Kapital besorgen und sie tut dies i.d.R. eben durch die Emission von Staatsanleihen, wodurch die Staatsverschuldung steigt. Um die dadurch steigende Zinslast des Staates finanzieren zu können, müssen noch mehr Staatsanleihen ausgegeben werden, das wiederum verschlechtert das Rating dieser Länder, weil immer mehr Anleger sich fragen, ob die Regierungen denn ihre Schulden zurückzahlen können. Das schlechtere Rating führt dann dazu, dass mehr Zinsen angeboten werden müssen, damit man noch Anleger findet, die das hohe Risiko einer Staatspleite eingehen wollen.
Zinsänderungsrisiko
Wie kann es dazu kommen, dass der Marktzins sich ändert ? In den letzten Jahren gab es in Deutschland sogar einen negativen Kapitalmarktzins, d.h. wenn ein Anleger eine Bundesanleihe gekauft hat, erhält er letztlich am Laufzeitende weniger vom Staat ausbezahlt, als er ihm geliehen hat. Klingt absurd, aber dennoch sind viele Anleger bereit Negativzinsen in Kauf zu nehmen, weil sie der Meinung sind, das Geld sei beim Staat besser aufgehoben als wie wenn man es z.B. auf einem Giro- oder Festgeldkonto einer Bank liegen hat (die Pleite gehen kann) oder gar in riskanten Aktien angelegt hat. Wie sieht es aktuell aus? Nachdem man davon ausgeht, dass nach den Lockerungen in der Corona-Pandemie die Wirtschaft wieder besser läuft, geht man davon aus, dass die Zentralbank die Leitzinsen anhebt, damit durch die Verteuerung von kurzfristigen Krediten weniger Kredite aufgenommen werden und folglich weniger konsumiert und investiert wird. Das würde im Regelfall dann so interpretiert werden, dass auch die langfristigen Kredite wie Darlehen und eben die Ausgabe neuer Staatspapiere sich verteuern. Als die ersten Impfstoffe gefunden wurden, sind zunächst die Aktienkurse massiv gestiegen, weil man auf steigende Konsumausgaben und Investitionen der Unternehmer gesetzt hat. Dies führt dann zu steigenden Preisen, auf welche die Zentralbank reagieren muss, indem sie die Leitzinsen erhöht. Das bewirkt dann, dass Zinsanlagen wieder attraktiver werden, und die Anleger vom Aktienmarkt in den Rentenmarkt umschichten.
Ausblick
Im nächsten Artikel werden u.a. noch Rentenfonds, Mischfonds und Geldmarktfonds besprochen. Außerdem wird dargestellt, was für ein Konto für die Anlage in Aktien, Aktienfonds, ETF´S, Renten- und Geldmarktfonds etc. benötigt wird und worauf bei der Wahl eines solchen Kontos zu achten ist.