Qualität für jeden Geldbeutel
Wie aber passt das neue Restaurantkonzept, welches hochwertige und damit nicht ganz günstige Rohstoffe in höchster Kunst zubereitet, ins aktuelle Bild der Preissteigerungen und Preissensibilität der Gäste? „Sogar ziemlich gut“, kontert Haake. „Denn wir sind mit unserem Konzept angetreten, um einerseits zu zeigen, dass man hochqualitatives Fleisch in einem tollen Ambiente ganz nach Manier des Sonntagsbratens, also nachhaltig, zelebrieren kann, und andererseits, um Spareribs zum Soulfood für jedermann zu machen. Und jedermann meinen wir so. Unser Preisgefüge ist absolut fair. Darum kommen zu uns Familien mit Kindern, Studenten und ältere Herrschaften genauso wie Geschäftsleute und Szenepublikum.“
Ein Konzept, das aufzugehen scheint – denn schon im November dieses Jahres geht im Living Hotel Kanzler in der Adenauerallee in Bonn unter der dortigen Direktionsleitung von Magnus Schwartze das nächste St.Ribs an den Start. Als neues Franchisesystem soll die „Spareribs-Gastronomie“ aber nicht ausgerollt werden. „Wir halten dennoch die Augen nach weiteren attraktiven Standorten offen“, heißt es aus der Geschäftsführung.
Ein ungewöhnlicher Weg
NO Limits – NO Boundaries. So ungewöhnlich wie das Motto des Berliner Szenerestaurants theNOname selbst ist auch der gastronomische Einstieg von Janina Atmadi. Im März 2019 startete die Unternehmerin mit ihrem Partner Joachim Köhrich in der deutschen Metropole als Quereinsteigerin durch: „Auch wenn ich mich lange vorweg mit der Planung, Strategie und Organisation unseres Restaurants beschäftigt habe, hätte ich mich damals nicht als Gastronomin bezeichnet“, erklärt Atmadi heute. Ihre beruflichen Wurzeln hat die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin im Büromanagement, war einst bei einem Immobilienbauträger beschäftigt und rutschte dann in die Eventszene über. Eine tolle Kombination, die sie nun in der Berliner Gastronomiewelt vereint.
Wir sollten dem Gast immer wieder bewusst machen, wie viel Herzblut und Fachkenntnis in der Gastronomie steckt.
Fine Dining in Berlin-Mitte
Das theNOname präsentiert sich unkonventionell, lasziv und unangepasst. Lasziv, weil der Fixpunkt dieser Fine-Dining-Location ein Streetmural, ein an der Wand des Restaurants prangendes Kunstwerk von Fräulein Fuchs, kunstvoll gefesselt in Seilen, ist. Diese attraktive Lady ist provokantes Motiv und Sinnbild für die offene und tolerante Haltung des theNOname zugleich – eine Hommage an die Bondage Szene. Ebenso die Live-Performances, die einmal im Quartal am „Secret Table“, einem exklusiven Private-Dining-Bereich, stattfinden. Die zehn verfügbaren Plätze für die künstlerischen Events, bei denen die japanische Bondage-Kunst Shibari zelebriert wird, sind stets ausgebucht. „Unser Konzept ist auf das lebenslustige Pflaster dieser pulsierenden Kulturhauptstadt ausgelegt. Abseits der Norm sprechen wir weltoffene Menschen an, die hoch-wertige Sterne-Kulinarik in experimentierfreudigem Rahmen genießen möchten. Es darf prickeln!“, bringt
Atmadi das außergewöhnliche Restauranterlebnis auf den Punkt.
Genuss trifft Kunst
Auch auf der Karte stehen die Verführung der Sinne und das Handwerk im Mittelpunkt. Die Menüs mit bis zu acht Gängen setzen auf die Lust am Neuen, fernab jedweder Konventionen. Küchenchef Tim Tanneberger setzt tierische Produkte bewusst und sparsam ein. Basis seiner kulinarischen Kreationen sind Gemüsevarianten mit Zutaten vorwiegend regionaler Erzeuger. Erst in diesem Jahr hat das Team um den jungen Berliner einen Michelin Stern erkocht. „Tim versteht es stets, einen kühlen Kopf zu bewahren – sogar in Krisenphasen wie der Pandemie. Trotz der schwierigen Zeit hat er es als Teamleader geschafft, Ruhe zu bewahren, aber dennoch neue Ideen entwickelt“, hebt Atmadi die Führungsfähigkeiten von Tanneberger hervor. „Ich glaube, in unserer Branche hat Erfolg, wer über den Tellerrand hinausblickt. Neue Ideen, erscheinen sie anfangs auch noch so verrückt, vermögen einen neuen Blickwinkel zu öffnen.“
Aus anderer Perspektive
„Wir haben glücklicherweise ein großes Netz an vielfältigen Sparringspartnern um uns herum, erfahren Beratung aus Bereichen, die mit der Welt der Gastronomie gar nichts zu tun haben“, erklärt Atmadi. „Ich bin überzeugt, dass gerade diese neutrale Perspektive oft hilft, Herausforderungen anders anzugehen.“
Zudem vertritt die Geschäftsführerin die Ansicht, als solche immer wieder etwas wagen zu müssen, um Visionen in die Wirklichkeit umzusetzen. „Ganz ohne Risiken geht es einfach nicht. Und selbst wenn etwas schiefläuft: Wir dürfen den Mut nicht verlieren oder den Kopf gar in den Sand stecken. Auch wir haben noch keine genaue Vorstellung davon, was passiert, wenn die Entfristung der Mehrwertsteuer Ende des Jahres auslaufen sollte. Wir wissen lediglich, dass die Rückkehr zu 19 Prozent mehr als eine Herausforderung darstellen wird – immerhin mussten die meisten Gastgeber ja die Preise bereits anpassen. Wie lange werden Gäste das also noch dulden?“, stellt Atmadi in den Raum.
„Tatsache ist, dass wir uns mit dem Wandel unserer Branche arrangieren müssen. Wir spüren z. B. , dass der Trend weg von langen Menüabfolgen und hin zur Bestellung von Einzelgängen geht. Ein Umdenken ist also gefragt!“