Nachgefragt: Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes

Ingrid Hartges
Ingrid Hartges, DEHOGA, Ein Problem für unsere konjunktursensible Branche sind insgesamt globale Krisen und daraus resultierende Unsicherheiten. Foto: DEHOGA/Svea Pietschmann

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) mit 17 Landes- und zusätzlichen Fachverbänden und -abteilungen ist der Interessenvertreter des Gastgewerbes in Deutschland und zählt bundesweit mehr als 60.000 Mitglieder. Sie repräsentieren das Gastgewerbe in seiner gesamten Vielfalt. Kernaufgabe des DEHOGA ist die klassische Lobbyarbeit. Dass im Bundestag der Mittelstand, also auch das Gastgewerbe, unterrepräsentiert ist, bedauert auch Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes.

Wie gut sind die DEHOGA-Kontakte zu entsprechenden Abgeordneten, wie und mit wem halten Sie Kontakt in den Parteien? Der DEHOGA Bundesverband verfügt über ausgezeichnete Kontakte zu den Mitgliedern des Deutschen Bundestages. Gleichermaßen gilt dies für die Landesverbände und Landtage. 

Was sind derzeit die Hauptprobleme für das Gastgewerbe? Zu den größten aktuellen Belastungen für unsere Betriebe zählen die explodierenden Kosten in den Bereichen Lebensmittel, Personal und vor allem Energie. Entscheidend kommt es jetzt darauf an, dass die Energieversorgung gewährleistet bleibt, Strom- und Gaspreisbremsen wirken und die Inflation eingedämmt werden kann. Zudem gehört das Finden von Mitarbeitern weiterhin zu den drängendsten Aufgaben. Ein Problem für unsere konjunktursensible Branche sind insgesamt globale Krisen und daraus resultierende Unsicherheiten.

Welche Lösungsansätze sehen Sie und wo sind Ihre Möglichkeiten, diese Lösungen in der Politik durchzusetzen? Eine Auflistung all unserer Aktivitäten, Kooperationen und Initiativen würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. In aller Kürze sei deshalb zusammengefasst: Der DEHOGA setzt sich in vielfältigster Art permanent in Bund, Ländern und Regionen für die Interessen des Gastgewerbes ein, etwa zur Verbesserung der politischen ­Rahmenbedingungen. Dazu zählen schriftliche Stellungnahmen sowie die Teilnahme bei Anhörungen im Bundestag sowie bei Kanzlerrunden und Ministertreffen, wo der Verband als Sprachrohr und Anwalt des Gastgewerbes erfolgreich die Interessen der Branche in ihrer gesamten Vielfalt vertritt. Um den Forderungen und Anliegen Nachdruck zu verleihen, erfolgen regelmäßige Branchenumfragen. 

Was hat sich in jüngerer Zeit verbessert, wo ist aktuell Handlungsbedarf? Der DEHOGA ist bei zahlreichen politischen Brennpunkten an vorderster Front gefordert und erfolgreich – etwa bei der Verteidigung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Beherbergungsleistungen, der Abschaffung der Trinkgeldbesteuerung, dem Erhalt der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Bewirtungskosten oder auch der Novellierung der Minijobregelung.

Zentrales Branchenanliegen ist und bleibt die Entfristung der 7-Prozent- Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie. Auf der Agenda weiterhin ganz oben stehen in aller gebotenen Kürze auch:

  • mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit,
  • eine echte Offensive für die duale Ausbildung,
  • eine erleichterte Arbeitsmarktzuwanderung,
  • ein konsequenter und beschleunigter Bürokratie-Abbau,  
  • dauerhaft stabile Sozialversicherungsbeiträge unter 40 Prozent,
  • wettbewerbsfähige Steuersätze,
  • ein zielführender, praxistauglicher und rechtskonform ausgestalteter Verbraucherschutz.

Corona hat gerade unsere Branche arg gebeutelt. Gastronomen fühlten sich von der Politik im Stich gelassen, viele kämpfen um ihre Existenz, heißt es. Ist das so?Richtig ist, dass das Gastgewerbe die größte von den tiefgreifenden Corona-Maßnahmen betroffene Branche war und viele Betriebe in der Folge um ihre Existenz kämpfen. Definitiv nicht richtig ist, dass das Gastgewerbe von der Politik im Stich gelassen wurde. Ohne die Überbrückungshilfen sowie die November- und Dezemberhilfen hätten zigtausende Betriebe nicht überlebt. Für diese Hilfen und weitere Maßnahmen hat sich der DEHOGA seit dem ersten Lockdown unentwegt starkgemacht. 

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