150 Jahre der Extraklasse
Auf den Spuren einer Hotellegende
von Karoline GiokasMario Habicher erinnert sich noch genau daran, wie er vor rund acht Jahren zum Hotel Imperial Wien gestoßen ist. „Zu dieser Zeit war ich gerade für die W Hotels, die Lifestyle-Marke von Marriott International, in Russland beschäftigt. Als dann das Angebot für die Position des General Managers im Hotel Imperial Wien auf meinem Tisch lag, fühlte ich mich sehr geehrt, für eine derart geschichtsträchtige Ikone in Betracht gezogen zu werden. Ich begegnete dieser Aufgabe daher mit einer gewissen Ehrfurcht und Demut“, erinnert sich der gebürtige Tiroler.
Bei seinem Auftakt im Oktober 2015 sah ihm sprichwörtlich die ganze Welt zu. Denn bereits wenige Tage nach dem Start in seine neue Position fanden in dem Wiener Traditionshaus die Syrien-Friedensgespräche statt und Habicher begrüßte Außenminister wie hohe diplomatische Vertreter aus insgesamt 17 Staaten im Eingangsbereich, während namhafte TV-Sender dieses Event international übertrugen. „Da merkt man sofort, wo man angekommen ist und welches Standing das Hotel in der internationalen Diplomatie hat“, bestätigt der Direktor lächelnd.
Wo Stars und Politiker Tür an Tür logieren
Beim Hotel Imperial handelt es sich ja auch schließlich nicht um irgendein Hotel. Das Haus war von Beginn an die erste Adresse für gekrönte Häupter, davon zeugt schon seine Geschichte: So residierte Königin Olga von Griechenland kurz nach der Eröffnung inkognito mit ihren beiden Söhnen hier, wohnten der deutsche Kaiser Wilhelm I. und der französische Präsident Patrice de Mac-Mahon kurz nach dem Preußisch-Französischen Krieg Tür an Tür und honorierten Königin Elisabeth II. von England und Prinz Philip bereits die köstlichen und wunderbar zubereiteten Speisen des damaligen Küchenchefs Friedrich Dekan mit der „Royal Victorian“-Medaille.
Hunderte weltberühmte Künstler wurden bereits im Imperial willkommen geheißen. Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, der spektakulärste Star ihrer Zeit, war eine der Ersten. 1875 bezog Richard Wagner mit seiner Familie gleich sieben Zimmer und spielte nächtelang auf dem eigens angeschafften Konzertflügel. 1931 bereiteten die Wiener Sir Charlie Chaplin einen imposanten Empfang und begeistert sprach er vom Fenster des heutigen Restaurant Opus seine ersten Worte in ein Tonfilmmikrofon: „Guten Tak, guten Tak!“
Vor allem als Treffpunkt für die Wirtschaftsprominenz und Schauplatz des diplomatischen Austausches machte sich das Imperial früh einen Namen. Beim sowjetisch-amerikanischen Gipfeltreffen 1961 wohnte z. B. Kreml-Chef Nikita Chruschtschow mit seiner Gattin hier, während Jackie und John F. Kennedy mit ihrer Entourage in der amerikanischen Botschaft residierten.