Im Gespräch mit Claudia Johannsen
Wird die Internorga 2023 wieder vollständig wie früher sein? „Nicht ganz“, verrät Claudia Johannsen. HOGAPAGE hat bei der Geschäftsbereichsleiterin der Hamburg Messe und Congress nachgefragt, was Aussteller und Besucher erwartet und worauf sie sich selbst am meisten freut.
Corona hat die Branche nachhaltig geprägt und für ein Umdenken gesorgt. Inwiefern wird man das auch 2023 auf der Internorga spüren?
In diesem Jahr sind wieder alle Aussteller an Bord, die aufgrund der Corona-Restriktionen oder zeitlichen Verschiebung der Messe in 2022 nicht dabei sein konnten – das freut mich unheimlich! Aktuell sind alle damit beschäftigt, ihre Auftritte zu gestalten. Die coronabedingte Verunsicherung der vergangenen Jahre ist verschwunden, alle sind hellwach, was die nähere Zukunft anbelangt. Von daher wird es nicht nur neue Produkte zu sehen geben, sondern der Fokus vor allem auf dem enormen Gesprächsbedarf dazu liegen, wie die aktuell schweren Zeiten überstanden werden können. Die Branchenbeteiligten haben Corona mit vielen blauen Augen bewältigt, doch durch die Pandemie sind nun die bisherigen Mittel und Rücklagen aufgebraucht – dabei steuern wir geradewegs schon wieder in die nächste Krise, die mindestens genauso starke Auswirkungen auf die ganze Branche inklusive der Zuliefererindustrie haben wird.
Wie ist denn die Stimmung bisher unter den Ausstellern?
Natürlich sind die vergangenen Jahre nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen. Sie zeigen sich aktuell noch verhalten optimistisch. Sie haben die Zeit aber genutzt, um sich teilweise um- oder neu aufzustellen und um neue innovative Ideen und Produkte zu entwickeln. Auch wenn 2022 noch nicht alle Besucher wieder vor Ort sein konnten, war es ein guter Auftakt, und die Hersteller waren glücklich, wieder Kontakt zu ihrer Zielgruppe zu haben. Genau darauf freuen sie sich auch 2023. Sie freuen sich darauf, ihren Gästen den roten Teppich ausrollen zu können und alle Branchenplayer wieder persönlich zu sehen.
„Die Branche muss sich noch stärker verzahnen“
Wird das Messe-Event also wie früher sein?
Nein, es herrscht sicherlich nach wie vor eine gewisse Anspannung: Hersteller können nicht nur die Mehrkosten durch Preissteigerungen nicht einfach eins zu eins weitergegeben, auch haben viele sprichwörtlich gerade noch die Nase über Wasser und die nächste Zukunft ist sehr ungewiss. Die Planungssicherheit, die wir einst jahrzehntelang genossen haben, wird vorerst nicht wiederkehren. Die Aussteller hoffen daher auf gute Messegeschäfte inklusive Neukundengewinnung. Der Claim der kommenden Internorga lautet daher „gemeinsam die Zukunft gestalten“. Ich glaube, die Community aus Gastronomie, Hotellerie und Zulieferindustrie muss sich künftig noch stärker verzahnen. Der Netzwerkgedanke wird immer wichtiger, um Best Practices auszutauschen, um sich zu beraten, neue Ideen gemeinsam zu entwickeln.
Wie bereiten Sie sich auf das Event vor?
Während Corona haben wir festgestellt, dass sich die Außer-Haus-Gastronomie auch neuen Geschäftsfeldern öffnen muss. Dazu gehört unter anderem das Take-away- und Delivery-Geschäft, das so manchen Gastronomen über die Krise gerettet hat. Dieser Entwicklung haben wir bereits 2022 Rechnung getragen, indem wir dem Thema „Packaging & Delivery“ einen ganz eigenen Bereich auf der Internorga gewidmet haben. Ich fand es bemerkenswert, wie sich hier innerhalb so kurzer Zeit aus der Notlage heraus tolle Konzepte und Produkte entwickelt haben. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Relevanz, auch im Hinblick auf das neue Mehrweggesetz, haben wir diesen Trendbereich für dieses Jahr deutlich vergrößert.
Mein persönliches Highlight ist die Internorga insgesamt, denn der Community-Gedanke ist mittlerweile in jedermanns Kopf angekommen. Das Bedürfnis, sich zu treffen, auszutauschen und zu fragen, wie es einem geht, wie man mit diesem oder jenem Problem umgeht, wird immer stärker
Was werden die Highlights sein?
Die Digitalisierung ist 2023 natürlich weiterhin ein zweiter stark wachsender Bereich, denn der digitale Transformationsprozess hat längst die gesamte Branche erfasst. Deshalb widmen auch wir diesem Bereich noch mehr Platz. Es wird noch mehr Anbieter neuester Lösungen geben, die den Alltag in der Hotellerie sowie Gastronomie und in Bäckereien erleichtern und Ressourcen schonen sollen – von der Software zur Personaleinsatzplanung oder für das ideale Warenmanagement über clevere Kassensysteme und hilfreiche Apps bis hin zur Technik für praktische Einsätze wie von Robotern im Servicebereich. Am Übergang von der Halle A2 wachsen wir ein Stück weiter in die Halle A3 hinein.
Und was wird es denn Neues im Programm geben?
Erstmals werden wir eine Bühne bauen, auf der wir die aktuellen Themen, die die Branche betreffen, inhaltlich mit Best-Practice-Beispielen und kleinen Vorträgen darstellen. Damit sollen vorab aktuelle Probleme thematisiert werden – anschließend können die Besucher so bereits mit konkreten Fragen durch die Hallen an die Aussteller herantreten. Bereits Ende Januar soll das mit Expertentalks, Impulsvorträgen, Diskussionsrunden zu Themen wie Ghost Kitchen, digitale Lösungen etc. gesetzt sein. Wir hoffen, dass die Besucher hieraus ein Stück Hilfe für ihre Entscheidungsfindung und weitere Planung mitnehmen können – vor allem Neueinsteigern soll so veranschaulicht werden, was sich gerade im gastronomischen Markt tut. Die Bühne wird in Halle A3 zu finden sein.