Angela Inselkammer, Präsidentin des DEHOGA Bayern, im HOGAPAGE-Interview über die Anforderungen zeitgemäßer Mitarbeiterquartiere
»Der Unterschied zwischen Gäste- und Mitarbeiterzimmern sollte nicht allzu groß sein«
Für welche Betriebe rentiert sich ein eigenes Mitarbeiterhaus? Gibt es da eine Faustregel, was Lage oder Anzahl der Mitarbeiter betrifft?
Es gibt so eine Größe von rund 150 Mitarbeitern – erst ab dann rechnet sich ein eigenes Mitarbeiterhaus normalerweise. Für die Lage gibt es eigentlich keine Faustregel. Wenn man weit abseits des nächsten größeren Ortes liegt, besteht meist ohnehin ein Bedarf dafür. Aber selbst in einem größeren Ort sind oft keine Wohnmöglichkeiten vorhanden – zumindest keine leistbaren. Und gerade wenn ich Mitarbeiter aus dem Ausland habe, dann musst du fast zwingend für diese Wohnraum bereitstellen, denn jeder, der von außerhalb kommt, tut sich natürlich viel schwerer bei der Wohnungssuche als einer aus der Region.
Welche Ausstattung wird heute als Standard angesehen? WLAN ist klar, manche locken aber auch schon mit eigenem Pool, Sauna oder Fitnessraum.
Ok, das halte ich jetzt für ein wenig übertrieben, aber generell sollte halt der Unterschied zwischen den Räumen für die Gäste und denen für die Mitarbeiter nicht allzu groß sein. Die Mitarbeiter sollen sich ja wohl fühlen, und ich erwarte ja auch von meinen Mitarbeitern, dass sie an sich selbst einen gewissen Anspruch haben, wenn sie in einem anspruchsvollen Haus arbeiten. Die Zeiten, in denen man die Mitarbeiter im letzten Abstellkammerl untergebracht hat, sind vorbei. Das ist auch unwürdig. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Quartier in erreichbarer Nähe ist, damit man auch nach der Spätschicht problemlos nach Hause kommt. Gut wäre auch, wenn das Zimmer so gebaut ist, dass ich dann noch Musik hören kann, ohne dass das ganze Haus aufwacht. In der Gastronomie haben die Leute nun mal einen anderen Lebensrhythmus. Auch eine Kochzeile und ein gut ausgestattetes Bad sind wichtig. Und ein Gemeinschaftsraum, in dem sich die Kollegen in ihrer Freizeit aufhalten können. Sinnvoll kann etwa ein WG-artiges Konzept sein, wo jeder zwar sein privates Zimmer hat, wo aber der Koch- und Essbereich für alle ist. Das ist speziell für junge Mitarbeiter wichtig, damit die nicht so viel alleine und mehr eingebunden in die Gemeinschaft sind.
Sind Zwei- oder gar Mehrbettzimmer heute noch zeitgemäß?
Nein, so was geht eigentlich gar nicht mehr. Es kann vielleicht mal eine Notsituation eintreten, aber standardmäßig ist das heute ein No-Go.
Ist ein gut ausgestattetes, modernes Mitarbeiterhaus also Grundvoraussetzung, um gutes Personal zu bekommen?
Wie gesagt, das hängt natürlich von der Lage und der Größe des Betriebes ab. Aber mir ist schon wichtig, dass die Unternehmer realisieren, dass sie sich sehr wohl darum kümmern müssen, dass ihre Mitarbeiter eine gute und ordentliche Unterkunft haben. Dieses Problem ist ja erst in den letzten Jahren wirklich zum Thema geworden. Und da würde ich mir auch von der Politik wünschen, dass die bei den Rahmenbedingungen dafür helfend eingreift, etwa bei der Dauer der Abschreibungen oder indem gewisse Anreize geschaffen werden, in diesem Bereich zu investieren.